Landesweite Warnstreiks der Metaller

In Dutzenden Betrieben haben Arbeiter und Angestellte der Metallindustrie am Freitag die Arbeit niedergelegt. Sie wollen damit ihrer Forderung nach 5,5 Prozent mehr Gehalt Nachdruck verleihen. Während der Streiks wurden zahlreiche Betriebsversammlungen abgehalten.

Die Löhne müssten mit steigenden Unternehmensgewinnen mitziehen, lautet die zentrale Forderung der Arbeitnehmervertretungen. Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt ein Plus von 3,65 Prozent bei den Kollektivvertragslöhnen sowie eine Einmalzahlung von 200 Euro angeboten. Der Gewerkschaft ist das zu wenig. Lenken die Arbeitgeber nicht ein, sollen kommende Woche weitere Streiks folgen, hieß es am Freitag.

Stillstand in Wiener Betrieben

In Wien folgten alle 45 zur Metallindustrie gehörenden Betriebe dem Aufruf zu Kampfmaßnahmen. Oft hatten die betreffenden Betriebe nur einen Notdienst eingerichtet, acht standen komplett still, etwa das Opel-Werk Aspern, das Panzerwerk Steyr General Dynamics, die Lastwagenfabrik MAN und alle Aufzugsfirmen - mehr dazu in wien.ORF.at.

Werkseinfahrt der VOEST blockiert

Von den Kampfmaßnahmen war naturgemäß auch das Flaggschiff der heimischen Metallindustrie, die voestalpine AG in Linz, betroffen. Dort blockierte die Gewerkschaft von 6.00 Uhr bis 7.30 Uhr mit einem Zug die Einfahrt zum Werk und öffnete die Zufahrten immer nur für kurze Zeit. Zahlreiche Staus im Frühverkehr waren die Folge. Anschließend fanden Betriebsversammlungen statt - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Gewerkschafter optimistisch

In Niederösterreich waren es am Freitag 48 Betriebe, die „Warnstreiks bzw. auch schon befristete Streiks“ durchführten, sagte Markus Wieser, Landessekretär der Gewerkschaft Metall-Textil. Der Landesvorsitzende des ÖGB, Hermann Haneder, zeigte sich vom Erfolg des Streiks überzeugt. „Es wird nachgegeben, denke ich einmal, die Sozialpartnerschaft wird sich im Endeffekt durchsetzen, und ich bin guter Hoffnung, dass die Leute ihren gerechten Lohn bekommen.“ Unbefristete Streiks seien ab Sonntagabend denkbar, hieß es aus Niederösterreich - mehr dazu in noe.ORF.at.

Hunderte bei Betriebsversammlungen

Bei Liebherr in Nenzing (Vorarlberg) nahmen am Freitag rund 500 Mitarbeiter an einer Betriebsversammlung teil. Bereits am Dienstag waren 700 Angestellte dem Aufruf der Arbeitnehmervertreter zu einer Betriebsversammlung gefolgt. Warnstreiks gab es auch in weiteren Betrieben - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

In Tirol legten die Arbeiter unter anderem bei Plansee und Duktus die Arbeit vorübergehend nieder. Auch in anderen Betrieben wurden Streikbeschlüsse gefasst. Sollte sich die Arbeitgeberseite nicht den Forderungen beugen, werden erneut Betriebsversammlungen einberufen und weitere Kampfmaßnahmen folgen, heißt es - mehr dazu in tirol.ORF.at.

„Wir haben hart gearbeitet“

Im Burgenland beteiligten sich am Freitag laut Auskunft der Industriegewerkschaft Pro-Ge mehr als 1.000 Arbeiter an den Kampfmaßnahmen. Man habe hart gearbeitet, die Menschen seien bei Tag und Nacht, oft am Wochenende unter der Erde, in großer Höhe, bei Hitze und bei Kälte im Einsatz gewesen, sagte Pro-Ge-Landessekretär Anton Wesselich. „Ich denke, wir haben uns das verdient. Wir sind keine Bittsteller, sondern wir wollen den gerechten Anteil an den Produktivitätszuwächsen“ - mehr dazu in burgenland.ORF.at.

„Das Maß ist voll - wir haben genug Opfer erbracht“, hieß es ganz ähnlich vom Betriebsrat der Salzburger Aluminium AG (SAG) im Stammwerk in Lend. Gestreikt wurde am Freitag in Salzburg außerdem bei Alu Tech - mehr dazu in salzbrug.ORF.at.

Kaum Verständnis bei Arbeitgebern

Die Arbeitgeberseite zeigte kaum Verständnis für die Kampfmaßnahmen. In Kärnten etwa mahnte Wirtschaftskammer-Landeschef Franz Pacher von den Arbeitnehmervertretern „mehr wirtschaftlichen Weitblick“ ein. Der neue Lohnabschluss dürfe „keine Hypothek auf die ohnehin schwierige Zukunft“ werden - mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Dilemma zwischen Bilanz und Ausblick

Aus der Steiermark gab es auch mahnende Expertenstimmen. Michael Steiner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Graz, zeigt Verständnis für die Forderung nach einer kräftigen Lohnerhöhung, warnt aber auch vor den Folgen von überzogenen Erhöhungen.

Dass die Lohnverhandlungen diesmal besonders hart sind, liege an der Wirtschaftssituation, so Steiner, denn „2011 war wirtschaftlich ein sehr gutes Jahr mit etwa drei Prozent Wachstum, das wird aber im kommenden Jahr nicht anhalten“. Dadurch komme es „zu diesen harten Verhandlungen, weil einerseits die gute derzeitige Situation berücksichtigt werden soll, andererseits aber auch die Zukunft, in der dann die Löhne bezahlt werden müssen“, so der Ökonom - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Links: