Einzelhandel in Bewegung
Im ersten Halbjahr trat zumindest der Einzelhandel bei den Umsätzen auf der Stelle, wie kürzlich Zahlen der Wirtschaftskammer (WKÖ) zeigten. In den ersten drei Monaten hatte die Tendenz laut Einschätzung der EU-Statistikbehörde EUROSTAT noch deutlich nach oben gezeigt.
Hoffen auf „ein kleines Plus“
Laut Wirtschaftskammer schrumpfte der Umsatz auf Halbjahressicht leicht um 0,1 Prozent, nach einem Rückgang von 1,7 Prozent im Jahr 2011. Nominell gab es in den ersten sechs Monaten ein Plus von 2,0 Prozent, auch die Zahl der Beschäftigten stieg leicht, so Bettina Lorentschitsch, Obfrau der Sparte Handel in der WKÖ.
Über 4.000 Euro Umsatz pro qm²
Das durchschnittliche österreichische Geschäft hat mittlerweile eine Verkaufsfläche von 340 Quadratmeter, der Umsatz pro Quadratmeter beträgt 4.220 Euro, um 50 Euro mehr als im Vorjahr.
Im Gesamtjahr dürfte sich heuer inflationsbereinigt „ein kleines Plus“ ausgehen, von krisenbedingter Sparneigung spürten die Händler bisher nicht viel. Der Strukturwandel - kleine Einzelhändler sterben weg, die Gesamtverkaufsfläche wächst - setzte sich rasant fort. Im ersten Quartal 2012 sank die Zahl der Geschäfte erstmals unter 50.000, und zwar auf 48.400 nach 50.100 im Vorjahreszeitraum. „Die Dynamik hat sich verstärkt“, sagte Spartengeschäftsführer Rene Tritscher bei einer Pressekonferenz. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 zählte Österreich noch 53.700 Geschäfte, früher einmal gab es allein im Lebensmittelhandel mehr Geschäfte als jetzt im gesamten Einzelhandel, so Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria.
Konzentration und Expansion
Auf der anderen Seite nimmt die Konzentration „deutlich“ zu. Im ersten Quartal 2012 wurden bereits 38 Prozent aller Geschäfte von filialisierten Ketten betrieben. Der Filialalflächenanteil stieg um zwei Prozentpunkte auf 64 Prozent. Insgesamt wuchs die Verkaufsfläche der Einzelhandelsgeschäfte heuer um ein Prozent auf 14,28 Mio. Quadratmeter, vor allem weil Ketten nach wie vor in der Fläche expandieren und parallel neue Einkaufszentren eröffnet werden.
Alle Einzelhändler zusammen erwirtschafteten in den ersten sechs Monaten 2012 einen Nettoumsatz von 25,1 Mrd. Euro, ein reales Minus von 0,1 Prozent. Im ersten Halbjahr 2011 hatten die Umsätze stagniert, im Vergleichszeitraum 2010 war sich noch ein Zuwachs von 0,9 Prozent ausgegangen. Für das restliche heurige Jahr ist Lorentschitsch recht zuversichtlich, hofft auf ein kleines Plus im Gesamtjahr.
Minus im Lebensmittelhandel
Der Lebensmittelhandel musste im ersten Halbjahr Federn lassen, der Umsatz schrumpfte real um 0,7 Prozent, nominell wuchsen die Erlöse um 2,3 Prozent. Größter Verlierer war der Buch- und Schreibwarenhandel (real minus 4,1 Prozent), gefolgt vom Schuhhandel (minus 3,0) sowie Möbel- und Spielwarenhandel (minus 1,8 bzw. 1,9 Prozent). Am stärksten zugelegt haben Elektronik- und Computerhändler (plus 4,9 Prozent) sowie Drogerien und Parfümerien (2,4 Prozent) und Sportgeschäfte (1,6 Prozent). Die Preise im Einzelhandel stiegen im ersten Halbjahr laut Berechnungen der KMU Forschung Austria um 2,1 Prozent - bei einer Inflationsrate von 2,4 Prozent im selben Zeitraum.