Stadt-Land-Gefälle bei Kinderbetreuung

Die Arbeiterkammer (AK) ortet „extreme Lücken“ an Kinderbetreuungsplätzen im ländlichen Bereich. Demnach hat nur ein Prozent der Kinder in kleinen Gemeinden einen Betreuungsplatz, der mit einer Vollzeitberufstätigkeit beider Eltern vereinbar ist.

Laut einer aktuellen Auswertung der Kindertagesheimstatistik 2011/2012 der Statistik Austria durch die AK liegt die Betreuungsquote bei Kindern bis zum dritten Lebensjahr in 61 Prozent der Gemeinden unter 2.500 Einwohnern unter zehn Prozent. Nur in 21 Prozent dieser Gemeinden liegt sie bei mindestens 20 Prozent. Dies schmälere vor allem die Jobchancen von Frauen massiv, so Kundtner.

Umgekehrt sei das Bild im städtischen Bereich (ab 20.000 Einwohnern, inklusive Wiener Bezirke): 79 Prozent dieser Kommunen haben demnach eine Betreuungsquote von mehr als 20 Prozent.

Problem Öffnungszeiten

Ein Problem stellen laut AK-Erhebung auch die Öffnungszeiten dar: Nur ein Prozent der Kinder in sehr kleinen Gemeinden hat demnach einen Betreuungsplatz, der mit einer Vollzeitberufstätigkeit beider Eltern vereinbar ist (das bedeutet einen Kindergarten, der mindestens 45 Stunden/Woche geöffnet ist, Mittagessen anbietet und nicht mehr als 25 Betriebstage im Jahr geschlossen ist). Im städtischen Bereich haben hingegen 51 Prozent der Kinder eine derartige Betreuung.

Verwendung von EU-Mitteln zum Ausbau

Zum Ausbau der Betreuungsplätze fordert die Kammer die Verwendung von EU-Mitteln. Laut Alice Kundtner, AK Vize-Direktorin und Leiterin des Bereichs Soziales, sind die EU-Mittel zur Förderung der regionalen Entwicklung und der Entwicklung des ländlichen Raums in der Praxis bislang fast zur Gänze in den landwirtschaftlichen Bereich geflossen. „Das soll sich ändern“, so Kundtner: „Statt in die nächste Güterweg-Asphaltierung soll das Geld in den sozialen Zusammenhalt fließen.“

Laut einer von der AK in Auftrag gegebenen Studie des Zentrum für Verwaltungsforschung (KDZ) bestehen sowohl im Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) als auch im Rahmen des Fonds für regionale Entwicklung „gute Fördermöglichkeiten für soziale Dienstleistungen“. Dies sei sogar ausdrückliches Ziel der EU-Kommission, sagte KDZ-Geschäftsführer Peter Biwald laut Aussendung.

Insgesamt fordert die AK 25 Prozent der Mittel aus dem ELER für soziale Dienstleistungen. Das wären 1 Mrd. Euro für den Zeitraum 2013 bis 2020. Aus dem Fonds für die regionale Entwicklung wünscht sich die AK, fünf Prozent für die Förderung der sozialen Eingliederung zu verwenden (insgesamt stehen laut Schätzungen des Landes Wien 572 Mio. Euro in diesem Fonds für Österreich bereit).

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