Erster Bericht zu Antiziganismus

Der erste Bericht zum Thema Vorurteile und Hetze gegen Roma und Sinti zeichnet kein erfreuliches Bild. Stereotype und Hetze seien nach wie vor praktisch Alltag, heißt es darin.

Der Verein Romano Centro präsentierte am Donnerstag den ersten Bericht zu Antiziganismus in Österreich. Darin sind rassistische Vorfälle der letzten acht Jahre gegen Menschen, die als „Zigeuner“ wahrgenommen worden, dokumentiert.

„In den letzten Jahren ist die stereotype Darstellung nach außen vorangetrieben worden“, sagte Claudia Schäfer vom Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit). „Diese Entwicklung ist beängstigend.“ Kern des stereotypen Bildes sei die Vorstellung, dass „Zigeuner“ nicht zivilisiert seien und sich nicht in die Gesellschaft integrieren wollten, so Andrea Härle von Romano Centro.

Vorwurf „parasitärer Lebensweise“

Auch der Vorwurf einer parasitären Lebensweise, also dass „Zigeuner“ betteln oder stehlen würden, und die Vorstellung von Heimatlosigkeit gehörten zu diesem Bild. Besonders betroffen von diesen Vorurteilen seien Roma und Sinti.

In dem Bericht ist eine Auswahl von Fällen aus den Jahren 2005 bis 2013 dokumentiert. Besonders häufig dokumentiert sind Beleidigungen und Hetze im Internet, aber auch Diskriminierungen beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen und Benachteiligungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Initiatoren des Berichts kritisierten außerdem rassistische Äußerungen der Polizei und die stereotype Darstellung in den Medien.

Drastische Beispiele: Hetze via Facebook

„In den Medien wird ein sehr einseitiges Bild vermittelt, was dazu geführt hat, dass die Begriffe Bettler und Roma schon fast zu Synonymen geworden sind“, so Ferdinand Koller, Redakteur des Berichts. Hier müsse vorsichtiger mit ethnischen Zuschreibungen umgegangen werden, forderte er. Vor allem die Onlineplattformen von Zeitungen seien ein „zentraler Ort der Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen“.

Ein „besonders schockierender Vorfall“ habe sich im September dieses Jahres ereignet, als eine Gruppe junger Erwachsener eine durchreisende Roma-Familie in Bischofshofen attackierte. In einer Gruppe im Sozialen Netzwerk Facebook hätten sich die Täter davor zum Angriff aufgehetzt und zu Gewalt aufgerufen, erzählte Koller. Unter anderem sei die „Ausrottung“ der Roma gefordert worden. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verhetzung und Wiederbetätigung läuft. In einem ähnlichen Fall seien die Ermittlungen eingestellt worden, kritisierte Koller. Es gebe außerdem leider nicht so wenige Fälle, in denen die Polizei selbst zum Täter werde, so Koller.

Bericht künftig alle zwei Jahre

Der Bericht soll künftig alle zwei Jahre erscheinen. Damit soll Aufmerksamkeit für das Thema in der Öffentlichkeit erzeugt und Betroffenen gezeigt werden, dass es möglich ist, sich zu wehren, so Härle. Es gebe kein „Generalrezept“ gegen Antiziganismus, wichtig sei aber, dass die Vorfälle gerichtlich behandelt würden und ein Bewusstsein und Umdenken in der Öffentlichkeit entstünden.

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