Stromrechnung: „Politische Kosten steigen“

Die Stromrechnung steigt heuer für die meisten Kunden. Der Grund dafür sind vor allem die Ökostromkosten, also der Aufschlag für erneuerbare Energieträger. „Die politischen Kosten auf der Stromrechnung steigen“, sagt E-Control-Vorstand Martin Graf.

Vorteile durch niedrigere Netzgebühren seien wegen höherer Ökostromkosten vielfach nicht bei den Kunden angekommen, so Graf im Gespräch mit der APA.

Die Stromrechnung besteht aus drei Komponenten, dem reinen Energiepreis, den Netztarifen sowie Steuern und Abgaben, zu denen auch die Ökostromkosten zählen. Der Energiepreis macht 38 bis 40 Prozent aus, Steuern und Abgaben rund 28 Prozent und der Rest entfällt auf das Netz. Der Netzbetreiber kann, anders als der reine Energielieferant, nicht gewechselt werden.

Im Schnitt 711 Euro pro Jahr

Im österreichischen Durchschnitt ist die Stromrechnung - Energiepreis beim angestammten Lieferanten ohne Rabatte inklusive Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben - nach Berechnungen der Regulierungsbehörde E-Control bei einem Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh mit 711 Euro im Jänner um 1,67 Prozent höher als im Dezember. Auf ein Jahr umgerechnet wären das Mehrkosten von elf Euro. Die regionalen Unterschiede sind allerdings groß, es gibt teilweise auch Preissenkungen.

Graf geht davon aus, dass die Ökostromaufwendungen bis 2017 noch leicht steigen werden. Für einen Durchschnittshaushalt könnten es dann rund 100 Euro im Jahr sein. 2014 schlägt sich die Ökostromförderung mit rund 83 Euro nieder.

Preisvergleich zahlt sich aus

Bei der Energiepreiskomponente zahle sich ein Vergleich der Preise aus, betonte Graf. Die Aktion des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) für einen Strompool habe gezeigt, dass es ein großes Bewusstsein gebe. Je mehr Wettbewerb es gebe, umso günstiger sei Energie. Die E-Control werde im Laufe des Jahres zu den Energiepreisen Marktermittlungen durchführen, bekräftigte Graf. Die Stromgroßhandelspreise seien im Keller, und diese Vorteile seien bei den Haushalten nur eingeschränkt angekommen. Sie lägen bis 2017 bei vier Cent pro kWh. Der durchschnittliche Haushaltskundenpreis betrage 7,5 Cent pro kWh.

Es gebe auch günstigere Angebote wie zum Beispiel Floater-Tarife, die sich am Börsenpreis orientieren. Im Tarifrechner der E-Control wird es technische Neuerungen geben, so dass im ersten Quartal auch solche börsenindexierten Produkte abrufbar sind.

AK urgiert neues Förderregime

Der Direktor der Arbeiterkammer (AK) Wien, Werner Muhm, sah die Privaten gegenüber der Industrie benachteiligt und rief erneut nach einer Reform des Ökostromgesetzes. Die Beiträge der großen Betriebe, die auf Netzebene eins bis zwei angeschlossen sind, würden gegenüber 2013 um 70 Prozent reduziert. „Haushalte verbrauchen knapp 25 Prozent des Stroms, zahlen aber bis zu 40 Prozent der Kosten der Ökostromförderung“, so Muhm.

„Der Verbrauch der Industrie beträgt immerhin 20 Prozent, ihr Kostenbeitrag lediglich sechs Prozent“, rechnete die AK vor. Zudem gäben die Stromanbieter die zuletzt stark gesunkenen Großhandelspreise nicht in vollem Ausmaß an die Endkunden weiter.

IG Windkraft: Energieversorger verantwortlich

Ähnlich argumentiert die IG Windkraft. Aus ihrer Sicht sind nicht die Ökostromkosten der Grund für den Anstieg des Strompreises für Endkunden, sondern die Praxis der Energieversorger, die die gesenkten Strompreiskosten nicht im vollen Umfang an den Endkunden weiter geben würden.

Der Ökostrom werde zwar gefördert, was Kosten verursacht, er bewirke aber im Gegenzug auch, dass an der Strombörse die Strompreise sinken, erklärte Martin Fliegenschnee-Jaksch von der IG Windkraft. „Diese Preisreduktion ist ungefähr in derselben höhe wie die Ökostromförderkosten und würden daher den Endkundenstrompreis kaum steigen lassen.“

Jedoch würden diese reduzierten Strompreise nicht zur Gänze an die Endkunden weitergegeben, sondern zum größten Teil an die Industrie, die dadurch doppelt profitiere: „Einerseits dadurch, dass sie für die Ökostromerzeugung weniger zur Kasse gebeten werden als die Endkunden und zweitens, dadurch dass die gesenkten Strompreise an die Industrie weitergegeben werden und kaum an den Endkunden.“

Auch konventionelle Erzeugung betroffen

Wichtig für die weitere Preisentwicklung werde das künftige Strommarktdesign in Österreich und in Deutschland sein, sagte Graf. Ökostrom sei nur ein Teil davon, es gehe auch um konventionelle Erzeugung. Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will bis spätestens zu Ostern Eckpunkte für eine Reform der Energiewende vorlegen.

Kärnten am teuersten, Tirol am billigsten

In Wien zahlt ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) hochgerechnet auf ein Jahr bezogen auf Dezember 2013 um 26 Euro im Jahr mehr, in Klagenfurt sind es 21 Euro, im Burgenland 20 Euro, in Innsbruck und in der Steiermark je 19 Euro, in Kärnten 17 Euro, in Vorarlberg 16 Euro. In Oberösterreich beträgt der Anstieg sechs Euro, in Tirol fünf Euro und in Graz vier Euro. In Linz ändert sich nichts. Etwas billiger wird es in Niederösterreich (minus drei Euro) und in Salzburg (minus vier Euro).

Die höchste Stromrechnung innerhalb der einzelnen Regionen hat ein Durchschnittshaushalt - Energiepreis beim angestammten Lieferanten ohne Rabatte, inklusive Netzgebühren sowie Steuern und Abgaben - in Kärnten mit 771 Euro für einen Jahresverbrauch von 3.500 kWh. Am niedrigsten ist sie in Tirol mit 623 Euro. Grund dafür sei ein relativ großer Unterschied bei den Netztarifen, so Graf.

Änderungen bei den Netztarifen

Auch die Änderungen bei den Netztarifen, deren Senkung von der E-Control verordnet wird, sind regional sehr unterschiedlich. Die stärkste Senkung gibt es für einen Durchschnittshaushalt in Niederösterreich mit 9,3 Prozent, gefolgt von Linz (minus neun Prozent) und Graz (minus 7,2 Prozent). Höher sind die Netztarife unter anderem in Wien (plus 4,4 Prozent), Klagenfurt (plus 2,1 Prozent) und im Burgenland (plus 1,2 Prozent). Die Ökostromkosten steigen für einen Durchschnittshaushalt in einer Bandbreite von 11,2 Prozent bis 13,7 Prozent.

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