Zweitwärmster Winter seit 247 Jahren

Die Österreicher haben es schon geahnt, doch jetzt ist es amtlich: Der Winter 2013/2014 war der zweitwärmste in der 247-jährigen Messgeschichte, bilanzierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Dienstag vorläufig.

Noch wärmer war es nur 2006/2007. Schnee bekam überhaupt nur der Süden zu sehen, der Norden musste sich im Dezember, Jänner und Februar - dem Zeitraum des meteorologischen Winters - mit ein paar Flocken zufriedengeben. „Österreichweit gesehen lag die Temperatur in diesem Winter um 2,7 Grad über dem vieljährigen Mittel“, sagte ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik. Die Rekordsaison 2006/07 sei um 3,4 Grad zu mild gewesen. Auf Platz drei liege der Winter 1997/98 mit einem Durchschnittsplus von 2,3 Grad.

Trocken im Norden, Feuchtigkeit im Süden

Orlik sieht den „Trend bestätigt, dass sich milde Winter in den letzten Jahrzehnten häufen“. Die höchste Temperatur in diesem Winter wurde am 25. Dezember mit 19,1 Grad auf dem Salzburger Flughafen gemessen. Die tiefste Temperatur registrierte die ZAMG auf dem Brunnenkogel in Tirol auf 3.437 Metern mit minus 20,7 Grad am 28. Jänner. Extrem waren auch die Unterschiede zwischen einem sehr feuchten Süden und einem sehr trockenen Norden. Nördlich der Alpen gab es nur 50 bis 60 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge, im Süden 250 Prozent.

Auch Fauna erwacht

Der frühe Frühlingsbeginn wirkt sich auch auf die Fauna auf. Die Bären im niederösterreichischen Arbesbach etwa haben ihren Winterschlaf schon beendet - mehr dazu in noe.ORF.at.

In einigen Regionen sind die Abweichungen noch extremer. „Im südlichen Osttirol und in Kärnten vom Wörthersee bis ins Mölltal fiel um 400 bis 500 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge. Nördlich einer Linie von Salzburg bis Eisenstadt gab es in diesem Winter dagegen nur 38 Prozent der mittleren Niederschlagsmenge.“ Das sei dort die geringste Niederschlagmenge seit dem Winter 1857/1858 gewesen, so Orlik. „In Schöngrabern bei Hollabrunn in Niederösterreich fielen auf 253 Meter im gesamten Winter nur 17 Millimeter Niederschlag.“

Kärnten zugeschneit und „zugeschüttet“

Die ohnehin schon sehr niederschlagsreiche Wetterstation auf dem Loiblpass in Kärnten auf 1.097 Meter Höhe zeigte zudem eine meteorologische Besonderheit. Seit es hier Niederschlagsaufzeichnungen gibt (1958), gab es in den ersten zwei Monaten eines Jahres noch nie so viel Niederschlag. Im Jänner und Februar 2014 summierten sich hier 1.158 Millimeter, also um 981 Millimeter oder 556 Prozent mehr als im klimatologischen Mittel. Die 1.158 Millimeter entsprechen hier 56 Prozent der gesamten mittleren Jahresniederschlagsmenge.

Überhaupt zeichnete sich ganz Kärnten in der zu Ende gehenden Wintersaison durch Rekorde bei den Niederschlagsmengen aus - mehr dazu in kaernten.ORF.at. Extrem schneearm waren hingegen Nordtirol und Vorarlberg. In tiefen Lagen gab es hier nur etwa zehn bis 30 Prozent der hier üblichen Neuschneesummen, in Lagen ab 1.000 Meter Seehöhe waren es 50 Prozent der mittleren Neuschneesummen.

Auch bei Sonnenschein zweigeteilte Bilanz

Bei der Sonnenscheindauer wurde in diesem Winter ein kleines Defizit von fünf Prozent verzeichnet. Wie beim Niederschlag gab es auch hier große regionale Unterschiede. Während es nördlich des Alpenhauptkammes von Vorarlberg bis ins Nordburgenland um etwa fünf bis 15 Prozent mehr Sonnenschein gab, mussten Kärnten, die Süd- und Südoststeiermark und das Südburgenland mit nur 60 bis 80 Prozent der hier üblichen winterlichen Sonnenscheindauer auskommen.

Der sonnenärmste Ort war in diesem Winter St. Andrä im Lavanttal in Kärnten mit einem Defizit von 50 Prozent und 135 Sonnenstunden. Auch in den beiden Landeshauptstädten Graz und Klagenfurt gab es mit 220 bzw. 145 Stunden um 30 bzw. 50 Prozent weniger Sonnenschein. Die sonnigsten Orte waren im Waldviertel und in Oberösterreich zu finden. Um insgesamt 20 bis 40 Prozent zeigte sich in diesen Regionen die Sonne häufiger. Den absoluten Sonnenrekord für den heurigen Winter hält der Hahnenkamm in Tirol mit insgesamt 390 sonnigen Stunden.

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