Viele Pestizide auf Gartenpflanzen

Beinahe 80 Prozent der Gartenpflanzen auf dem europäischen Markt sind mit Pestiziden belastet, die schädlich für Bienen sind. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Umweltorganisation Greenpeace, bei der 35 verschiedene Pflanzen in zehn Ländern analysiert worden sind.

Der Greenpeace-Report „Giftiger Garten Eden - Eine Analyse der bienenschädlichen Pestizide in Gartenpflanzen auf dem europäischen Markt“ hat verschiedene bienenattraktive Pflanzenarten wie Veilchen, Lavendel und Primeln aus Gartenzentren, Baumärkten und Supermärkten untersucht. Nur zwei der 86 Proben waren frei von Chemikalien, der Rest wies einen regelrechten Cocktail an Pestiziden auf.

Biene auf Blüte

dpa/Frank Rumpenhorst

„Inakzeptables Risiko für Bienen und andere Bestäuber“

14 Prozent der europäischen Proben enthielten Pestizide ohne Zulassung in der EU. Unter den am stärksten belasteten Proben fand sich eine Probe aus Österreich aus der Gärtnerei Starkl mit 15 verschiedenen Pestiziden, davon sechs, die im österreichischen Zierpflanzenbau nicht zugelassen sind.

Balkonpflanzen

dpa/Britta Pedersen

Chemikalien in vielen Zierpflanzen

„Gartenfreunde ungewollt Mittäter“

Mehr als die Hälfte der Proben wiesen Neonicotinoide auf, die EU-weit teilweise verboten wurden und laut der Umweltorganisation als „inakzeptables Risiko für Bienen und andere Bestäuber gelten“. Die Produktion in Glashäusern ist vom Verbot allerdings ausgenommen. „Gartenfreunde werden ungewollt zu Mittätern gemacht“, kritisierte Huem Otero, Landwirtschaftssprecherin von Greenpeace.

„Es ist absurd, Pestizide im landwirtschaftlichen Bereich für bienenattraktive Pflanzen zu verbieten und sie im eigenen Blumenbeet wiederzufinden. Der Einsatz der Neonicotinoide bei Blumen, die zwar in Glashäusern gezogen, aber in Garten oder Balkon ausgesetzt werden, ist nicht im Sinne des EU-Teilverbots oder vermutlich illegal“, betonte Otero. Greenpeace forderte von den Gartenzentren, auf bienengefährdende Pestizide zu verzichten.

Greenpeace empfiehlt biologisch produzierte Blumen

Wer Bienen schützen will, müsse zu biologisch produzierten Blumen greifen. „Nur ein Wandel weg von massiv eingesetzten Chemiekeulen und hin zu biologischen und ökologischen Alternativen kann auf lange Sicht ein Ausweg aus der Bestäuberkrise sein. Zudem braucht es mehr Transparenz im Gartensektor. Und die Lücken im EU-Teilverbot der bienengefährlichen Pestizide müssen dringend geschlossen werden“, so Otero.

Starkl reagierte noch am Donnerstag auf die Ergebnisse der Greenpeace-Studie und nahm einen beanstandeten - aus Italien zugekauften - Lavendel aus dem Sortiment. „Ich bin schockiert über dieses Ergebnis“, sagte Geschäftsführerin Stefanie Starkl gegenüber der APA.

Den Betrieb, von dem Starkl besagten Lavendel erhalten hat, hatte die Geschäftsführerin „als malerischen Betrieb in Norditalien“ erlebt. „Offenbar sind wir hier aber schwer getäuscht worden. Wir haben jetzt diesen Lavendel sofort aus dem Sortiment genommen und prüfen derzeit alle möglichen rechtlichen Schritte.“

Chemiekeule in Garten und auf Balkon

Zwar werden in heimischen Gärten und auf Balkonen immer mehr Pflanzen nach biologischen Grundsätzen angebaut, kaum zu Hause eingesetzt, wartet dann aber bisher oftmals die Chemiekeule in Form von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln - zumeist auch noch völlig überdosiert - mehr dazu in Auf die Dosis kommt es an (news.ORF.at).

Blattläuse

APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Mittel zur Bekämpfung von Insekten werden oft überdosiert

Doch seit einiger Zeit zeichnet sich beim Pflanzenschutz ein Umdenken in Richtung biologische Mittel ab. Seit Anfang des Jahres dürfen chemische Mittel in Österreich nicht mehr ohne Beratung an Privatkunden verkauft werden, aus dem Lebensmittelhandel wurden sie überhaupt verbannt. In Garten- und Baumärkten dürfen sie nicht mehr frei im Regal stehen, sondern müssen in extra verschlossenen Schränken aufbewahrt werden - mehr dazu in Baumärkte sperren Pflanzenschutzmittel weg (salzburg.ORF.at).

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