Spindelegger-Rücktritt: Auf Kritik folgt Überraschung

Der nun zurückgetretene ÖVP-Chef, Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger musste zuletzt viel Kritik einstecken - vor allem auch aus den Bundesländern. Dennoch schien Spindeleggers Rücktritt am Dienstag viele überrascht zu haben, andere wiederum ganz und gar nicht.

Oberösterreichs ÖVP-Chef und Landeshauptmann Josef Pühringer, der zuletzt seinen Unmut über die eigene Partei und den Koalitionspartner SPÖ geäußert hatte, sagte in einem Gespräch mit dem ORF Oberösterreich, der Schritt „überrascht mich sehr, ich bedaure das auch“. Spindelegger sei „ein exzellenter Sachpolitiker in all den Funktionen, die er gehabt hat“, gewesen. Aber es sei „in der letzten Zeit viel zusammengekommen“ - mehr dazu in Pühringer bedauert Spindeleggers Rücktritt.

Gerade Pühringer hatte den Kurs der ÖVP zuletzt scharf kritisiert und „schleunigst“ einen „Turnaround“ gefordert. Das „Grundeln“ der Partei rund um die 20-Prozent-Marke sei „unerträglich“. Der Bund ziehe die ÖVP auch in den Länder „hinunter“ - mehr dazu in Pühringer fordert Umdenken in der ÖVP.

Pröll nicht wirklich überrascht

Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) sagte, Spindeleggers Entscheidung komme „für mich nicht überraschend, ich verstehe sie und respektiere sie“. Der zurückgetretene ÖVP-Chef, Vizekanzler und Finanzminister habe sich mit ganzer Kraft und Persönlichkeit für Österreich eingebracht und in einem schwierigen finanziellen Umfeld die Republik auf Kurs gehalten. Die Volkspartei Niederösterreich danke ihm für seine ehrliche Arbeit, sagte Pröll - mehr dazu in Pröll: „Kommt nicht überraschend“. In Niederösterreich hatte Spindeleggers politische Karriere begonnen - mehr dazu in Spindelegger tritt zurück.

Für den steirischen ÖVP-Landesparteichef Hermann Schützenhöfer sei es "eine Frage der Zeit“ gewesen, bis Spindelegger geht. Seiner Meinung nach war Spindelegger der Sündenbock: „Er muss zu Unrecht das ausbaden, was die Regierung nicht zustande gebracht hat“, sagte Schützenhöfer - mehr dazu in Spindelegger-Rücktritt: „Nicht überraschend“.

Steindl kritisiert „Demontage“

Für den burgenländischen ÖVP-Chef Franz Steindl kam der Rücktritt wiederum „überraschend“. Er habe gehofft, dass sich die Situation beruhige, sagte Steindl, der sich zuletzt noch hinter Spindelegger gestellt hatte. Er kritisierte eine „Demontage“ des Parteichefs - mehr dazu in Steindl kritisiert „Demontage“ Spindeleggers. Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka sagte, Spindeleggers Entscheidung sei „zu respektieren“ - mehr dazu in Juraczka: Entscheidung ist zu respektieren.

Der Salzburger ÖVP-Landeschef Wilfried Haslauer wies nach Spindeleggers Rücktritt Gerüchte zurück, dass er als Nachfolger zur Verfügung stehen könnte - mehr dazu in Haslauer will Spindelegger nicht nachfolgen. In der Kärntner ÖVP hatte - offiziell - offenbar niemand mit dem Schritt Spindeleggers gerechnet. Dem Geschäftsführer der Kärntner ÖVP, Josef Anichhofer, fiel dazu im ersten Moment nur ein Wort ein: „Überraschung“. Schuld an Spindeleggers Rücktritt sei vor allem die SPÖ, meinte er - mehr dazu in Kärntner ÖVP „überrascht“. Für den Vorarlberger ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner kam der Rücktritt nach eigenem Bekunden „überraschend“. Wallner sagte, er fühle sich daran nicht mitschuldig - mehr dazu in Wallner von Spindelegger-Rücktritt überrascht.

Offene Rücktrittsaufforderung

Scharfe Kritik an Spindelegger war zuletzt auch aus Tirol gekommen. Dort hatte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) von der Regierung eine „Kurskorrektur“ und eine Steuerreform gefordert. Aber auch er hatte erklärt, keine Personaldiskussion zu wollen. Mit einem Rücktritt Spindeleggers hatte auch er offenbar nicht gerechnet - mehr dazu in Platter überrascht.

Weniger zurückhaltend war zuvor der Chef der Arbeiterkammer (AK) Tirol, Erwin Zangerl (ÖVP), gewesen. Er hatte offen den Rücktritt Spindeleggers gefordert. Schließlich war es auch die parteiinterne Kritik, die den Ausschlag für den Rücktritt gab. „Wenn der Zusammenhalt nicht mehr da ist, ist auch der Moment gekommen, das Ruder zu übergeben“, meinte Spindelegger - mehr dazu in Parteiinterne Kritik löste Rücktritt aus.

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