Arbeitslosigkeit stark gestiegen

Die Arbeitslosigkeit ist im Sommer weiter gestiegen: Ende August waren 355.643 Personen ohne Job, um 10,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon waren 63.322 Personen in Schulung des AMS.

Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen legte um 11,1 Prozent auf 292.321 zu, bei den AMS-Schulungsteilnehmern fiel der Anstieg mit 5,5 Prozent geringer aus. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg um 0,7 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent. Allerdings gab es mit insgesamt rund 3.477.000 auch um 0,7 Prozent mehr unselbstständig Beschäftigte.

Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen August 2008-2014

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Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen August 2008 bis 2014

Mehr Ältere ohne Job

Überdurchschnittlich stieg die Arbeitslosigkeit bei älteren Personen ab 50 Jahren (plus 15,8 Prozent), Ausländern (plus 23,3 Prozent) und gesundheitlich beeinträchtigten Arbeitssuchenden (plus 17,6 Prozent). Sie haben es angesichts der steigenden Konkurrenz schwerer, nach dem Verlust des Arbeitsplatzes wieder eine neue Stelle zu finden. Bereits jeder fünfte Arbeitssuchende hat gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen, und jede vierte vorgemerkte Person ist älter als 50 Jahre.

Bei den Jüngeren war die Lage im Vergleich etwas günstiger: Die Zahl der 15- bis 24-jährigen Vorgemerkten stieg mit 5,7 Prozent deutlich geringer als der Durchschnitt. Bei den 15- bis 19-Jährigen war die Arbeitslosigkeit mit einem Minus von drei Prozent (minus 248 auf 8.150) sogar rückläufig. Insgesamt waren bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) 43.623 Personen arbeitslos vorgemerkt. Bei Männern stieg die Arbeitslosigkeit um 12,7 Prozent auf 155.915 Personen, bei Frauen legte sie um 9,3 Prozent auf 136.406 zu.

Bau, Tourismus und Leiharbeit stark betroffen

Nach Branchen betrachtet stieg die Arbeitslosigkeit besonders stark am Bau (plus 15,6 Prozent) und in der Leiharbeit (plus 13,1 Prozent). Trotz des Sommers legte die Arbeitslosigkeit auch im Tourismus zweistellig zu (plus 10,6 Prozent). Regional betrachtet stieg die Arbeitslosigkeit am stärksten in Wien (plus 14,4 Prozent), Oberösterreich (plus 12,5 Prozent) und Salzburg (plus 10,7 Prozent). Am geringsten war im August der Anstieg im Burgenland mit 5,7 Prozent gefolgt von Vorarlberg mit 7,4 Prozent und Kärnten mit 7,9 Prozent.

Arbeitslose nach Bundesländern mit Veränderung zum Vorjahr

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Arbeitslose nach Bundesländern mit Veränderung zum Vorjahr

Lehrstellenlücke schrumpft

Auf dem Lehrstellenmarkt gab es eine leichte Verbesserung: Ende August standen 8.562 Lehrstellensuchende einem Angebot von 4.143 offenen Lehrstellen gegenüber. Damit lag die Zahl der Lehrstellensuchenden österreichweit um 1,9 Prozent unter dem Vorjahr und der Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen um 0,5 Prozent darüber, die Lehrstellenlücke ist also etwas geschrumpft.

Arbeitslose Männer/Frauen, Ältere/Jugendliche, Inländer/Ausländer

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Veränderung zu August 2013

Weniger offene Stellen

Die Zahl der offenen Stellen war bundesweit mit 27.690 etwas geringer als im Vorjahr (minus 0,4 Prozent). Mehr Arbeitskräfte wurden in Vorarlberg (plus 16,7 Prozent) und in Niederösterreich (plus 15,7 Prozent) gesucht. Auch in Wien stieg der Bestand an offenen Stellen um 5,5 Prozent. Deutliche Rückgänge verzeichneten die Steiermark (minus 16,9 Prozent), das Burgenland (minus 11,8 Prozent) und Oberösterreich (minus 7,6 Prozent). Absolut gesehen hatte Oberösterreich allerdings mit 6.912 die größte Zahl offener Stellen anzubieten.

Besonders in Produktionsberufen blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften zurück, während bei höherwertigen Dienstleistungen die offenen Stellen tendenziell steigend sind. Gesucht werden etwa Maschinenbautechniker (plus 24,2 Prozent) und Buchhalter (plus 12,9 Prozent).

Österreich weiter EU-Spitze

Im internationalen Vergleich bleibt der österreichische Arbeitsmarkt vorne: Nach Eurostat-Definition betrug die Arbeitslosenrate in Österreich 4,9 Prozent. Damit lag Österreich gleichauf mit Deutschland auf dem Spitzenplatz in der EU-Arbeitsmarktstatistik. Am höchsten war die Quote in Griechenland mit 27,2 Prozent und in Spanien mit 24,5 Prozent.

Bei der Jugend wies Österreich nach Eurostat eine Rate von 9,3 Prozent auf und lag damit hinter Deutschland mit 7,8 Prozent. Österreich hatte also EU-weit den zweitbesten Rang inne. Am höchsten war die Jugendarbeitslosenquote in Spanien mit 53,8 Prozent vor Griechenland mit 53,1 Prozent.

Hundstorfer fordert „spürbare Steuerentlastung“

Hundstorfer forderte angesichts der Zahlen am Montag erneut eine Steuerentlastung: „Um unser Wirtschaftswachstum und damit den Arbeitsmarkt wieder in Schwung zu bringen, braucht es zusätzliche Impulse wie eine deutlich spürbare Steuerentlastung zur Steigerung der Kaufkraft.“

Die Wirtschaft komme nicht in Schwung. Nach einem schwachen zweiten Quartal senkte die Nationalbank ihre Prognose für das laufende Jahr um 0,7 Prozentpunkte auf nunmehr 0,9 Prozent. Es sei davon auszugehen, dass auch die Forschungsinstitute in ihren Quartalsprognosen im September die Aussichten nach unten revidieren werden, sagte Hundstorfer. Trotz der „vergleichsweise guten Situation in Österreich“ bleiben die weiteren Aussichten für den Arbeitsmarkt „einigermaßen trübe“, so der Minister: Ohne Unterstützungsmaßnahmen werden, vor allem auch angesichts des weiter steigenden Arbeitskräfteangebots, die Arbeitslosenzahlen wohl auch noch mittelfristig weiter steigen.

Auch Industriellenvereinigung, ÖGB und Arbeiterkammer forderten eine Senkung der Steuerbelastung, wobei die Industrie vor neuen Abgaben warnte und der ÖGB und die AK eine Lohnsteuersenkung sowie ein Bonus-Malus-System für Ältere urgierten. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) freute sich über die vergleichsweise bessere Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt. Auf dem Arbeitsmarkt brauche es dringend neue Impulse: Betriebe müssten entlastet und dürften nicht weiter belastet werden. Neben einer Lohnnebenkostensenkung forderte die WKÖ auch eine Wohnbauoffensive und einen Bürokratieabbau.

Opposition verlangt Maßnahmen

Reaktionen auf die Arbeitsmarktzahlen kamen auch von der Opposition: Die FPÖ forderte den Rücktritt Hundstorfers und das Ende der Ostöffnung des österreichischen Arbeitsmarkts. Die Grünen setzen auf mehr öffentliche Investitionen in Bildung, Soziales, Pflege und Gesundheit, Umwelt und Klima, die Regierung müsse hier zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Das Team Stronach (TS) will Steuersenkungen für Investitionen im Inland sowie Anreize für Unternehmer, ihre Mitarbeiter am Unternehmensgewinn zu beteiligen.

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