Weniger Geld zum Sparen

Eine eher moderate Entwicklung der Einkommen hat zur Folge, dass den Österreichern weniger Geld zum Sparen bleibt. Zwar liegen derzeit insgesamt fast 576 Mrd. Euro auf der hohen Kante, der Zuwachs liegt allerdings unter dem Durchschnitt. Auch beim Konsum sitzt die Geldbörse eher nicht locker.

Das gesamte Geldvermögen stieg bis Juni (im Jahresabstand) um 3,4 Prozent oder 18 Mrd. Euro oder von 548 auf 566,4 Mrd. Euro, teilte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Dienstag mit. Die Sparquote lag mit 7,4 Prozent des (nominell verfügbaren) Einkommens aber deutlich unter den 10,3 Prozent im langjährigen Schnitt. Im Vorjahr hatte sie überhaupt nur 6,1 Prozent betragen.

Quote geht eher nicht „dramatisch nach oben“

„Wir hatten schon zwölf Prozent“, sagte am Dienstag Nationalbank-Vizegouverneur Andreas Ittner bei einem Pressegespräch in Wien. Er rechnet nicht damit, dass es in naher Zukunft wieder „dramatisch nach oben geht“. Dass die Sparquote trotz der nur moderaten Einkommenszuwächse wieder gestiegen ist, hängt laut Ittner vor allem damit zusammen, dass die Österreicher wieder weniger für den Konsum ausgegeben haben. Im internationalen Vergleich liegt die Sparquote leicht unter dem Euro-Zonen-Durchschnitt.

Grafik zum Geldvermögen in Österreich

APA/ORF.at

Etwas mehr als die Hälfte der Geldvermögensbildung von 18 Mrd. Euro kam laut OeNB mit 9,3 Mrd. Euro aus Neuveranlagungen, das entsprach fünf Prozent der verfügbaren Einkommen. Der Rest entfiel auf Zuwächse in Wertpapierdepots und gestiegenen Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionskassen.

„Strafzinsen“ ja oder nein?

Der größte Teil der Neuveranlagungen floss mit 8,6 Mrd. Euro in die Aufstockung täglich fälliger Einlagen, weitere 1,2 Mrd. Euro gingen in den Bargeldbestand. Es dürfte auch zu Umschichtungen von gebundenen zu täglich fälligen Einlagen gekommen sein, so Ittner. Gebundene Gelder gingen um fünf Mrd. Euro zurück. Verstärkt wurden im letzte Jahr auch Finanzprodukte von Online- und Direktbanken genutzt. Auf diese Veranlagungsformen entfielen 17 Prozent der Geldvermögensbildung. „Abwehrzinsen“ - also negative Zinsen - auf weitere Spareinlagen stünden bei den österreichischen Banken nicht unmittelbar bevor, meinte Ittner. Es sei zwar grundsätzlich eine Entscheidung der Banken, er glaube aber nicht, dass Strafzinsen das Ziel der Banken seien.

Eine Trendwende zeichnete sich bei Veranlagungen in Investmentfonds, die wieder zunehmend in den Anlagefokus von Privatpersonen rückten, ab. Zertifikate wurden um 2,3 Mrd. Euro zugekauft - ihr Bestand erhöhte sich auf 45 Mrd. Euro oder acht Prozent des Geldvermögens der Haushalte.

Vorsorge großgeschrieben

Einen stabilen Beitrag zur Geldvermögensbildung leisteten Vorsorgeprodukte. Seit 1995 geht im Durchschnitt jeder fünfte Euro in Versicherungsprodukte oder Pensionskassenansprüche. Insgesamt hielten die Österreicher 108 Mrd. Euro, davon entfielen 72 Mrd. auf Lebensversicherungen und Zukunftsvorsorgeprodukte und 36 Mrd. Euro auf die zweite Säule der Altersvorsorge (Pensionskassen, betriebliche Kollektivversicherungen und betriebliche Altersvorsorge).

Nach Abzug der aushaftenden (also noch zurückzuzahlender, Anm.) Kredite und sonstigen Verbindlichkeiten von fast 165 Mrd. Euro verblieb den Österreichern ein Nettogeldvermögen von knapp über 400 Mrd. Euro. Das entspricht dem 2,1-Fachen der netto verfügbaren Einkommen, betonte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik.

In die aktuellen Werte der Geldvermögensbildung flossen erstmals auch Zahlen der Privatstiftungen und betrieblichen Altersvorsorge ein. Dadurch erhöhten sich die Zahlen um 61 Mrd. Euro. Grund dafür ist die Umstellung auf das neue Europäische System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2010 (ESVG 2010). Werte aus der Vergangenheit wurden angepasst.

„Wie geht’s Österreich?“

Die Statistik Austria stellte die Frage „Wie geht’s Österreich?“ und stellte dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine Reihe von 30 Schlüsselindikatoren aus den Bereichen materieller Wohlstand, Lebensqualität und Umwelt zur Seite. Das grobe Ergebnis: Das reale BIP pro Kopf ging zurück, noch stärker Einkommen und Konsumausgaben - um 0,4, 0,6 und 2,2 Prozent.

Außerdem geht die Einkommensschere offenbar weiter auf: „Sowohl im langfristigen Verlauf als auch in der Entwicklung seit 2009 kann ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen (preisbereinigten) Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen beobachtet werden“, heißt es von der Statistik Austria. Das liege zum größten Teil an „Struktureffekten“ wie zunehmender Teilzeit- und Saisonarbeit, aber auch am „Eintritt billiger Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt“.

Die Haushalte des obersten Einkommensfünftels hatten laut Statistik Austria 2013 rund viermal so hohe Einkommen wie die des untersten. Besser schätzen die Österreicher ihre Lebensqualität ein, relativ zufrieden sind sie mit ihrer Wohnumgebung, Arbeit und Lebensumstände an sich. Persönliches Beziehungsumfeld und Wohnsituation erreichten auf einer Zehnpunkteskala die Werte von 8,5 und 8,4. Die Arbeitszufriedenheit erreichte respektable 8,0 Punkte, die Zufriedenheit mit der finanziellen Situation des Haushalts 7,0.

Links: