Deutlich weniger Privatkonkurse

Über 8.451 Privatpersonen und ehemalige Selbstständige sind heuer Konkurse eröffnet worden, ein Rückgang von über sechs Prozent im Jahresvergleich. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) führt das auch auf zurückhaltendere Kreditvergabe durch Banken zurück.

Die Zahl der vergebenen Kredite habe sich innerhalb von sechs Jahren um 5,5 Prozent reduziert. Zugleich sei die Zahl der Personen mit Zahlungsproblemen im gleichen Zeitraum um vier Prozent zurückgegangen. Rund 30 Prozent der insolventen Personen bestehen aus ehemals selbstständigen Gewerbetreibenden und Unternehmern, die für Schulden eines Unternehmens haften.

Selbstüberschätzung und Lebenskrisen

Auf sie entfallen 70 Prozent der Schulden. Sie haben im Schnitt über 300.000 Euro Schulden. Bei den „echten“ Privaten sind es immerhin noch 56.000 Euro. Rund 80 Privatpersonen hatten eine Überschuldung von mehr als einer Million Euro.

20 Jahre Privatkonkurs

Am 1. Jänner 1995 traten die Bestimmungen für Privatkonkurse in Kraft. Mehr als 100.000 Fälle wurden seither behandelt, die Hälfte davon positiv abgeschlossen. Der Rest ist am Laufen, oder die Schuldner konnten die sieben harten Jahre der Schuldentilgung nicht durchstehen.

Die Gründe für gescheiterte Unternehmer liegen vor allem an Gründungsfehlern, Kapitalmangel und Managementfehlern. Der Hauptgrund für private Insolvenzen sind Selbstüberschätzung und Konsumverhalten (25 Prozent), knapp danach folgen Einkommensreduktionen etwa durch Arbeitslosigkeit sowie Lasten aus dem Familienbereich wie Haftungen, Unterhalt und Pflege (je 20 Prozent). Persönliche Probleme (Drogen, Glücksspiel usw.) waren bei 18 Prozent ausschlaggebend, Lebenskrisen (Scheidung, Krankheit usw.) bei 17 Prozent der privat Insolventen.

Privatinsolvenzen nach Bundesländern

Bundesland Passiva in Mio. Euro Fälle 2014 Fälle 2013 Veränderung
Wien 378 3.532 3.761 - 6,1%
204 910 1.023 - 11,0%
Burgenland 23 160 165 - 3,0%
127 1.173 1.169 + 0,3%
Salzburg 37 369 402 - 8,2%
Vorarlberg 49 407 513 - 20,7%
Tirol 92 680 674 + 0,9%
Steiermark 98 659 662 - 0,5%
Kärnten 95 561 653 - 14,1%
Österreich 1.103 8.451 9.022 - 6,3%

Im Bundesländervergleich verzeichnete Vorarlberg mit einem Minus von mehr als 20 Prozent den größten Rückgang. Auch in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg und Wien gab es deutlich weniger Insolvenzen als 2013. Den Rückgang bewertete der KSV1870 jedoch „nicht als unbedingt positiv“, es könnten sich auch weniger Menschen mit Schulden zugetraut haben, über mehrere Jahre auch Zahlungen an ihre Gläubiger tätigen zu können. Minimale Zuwächse an Privatinsolvenzen gab es nach drei rückläufigen Jahren in Oberösterreich und Tirol.

Zahl der Firmenpleiten stabil

Im heurigen Jahr schlitterten 5.420 Firmen (minus 0,7 Prozent gegenüber 2013) in die Zahlungsunfähigkeit, über 3.267 (eine mehr als 2013) wurden Insolvenzverfahren eröffnet, dem Rest blieb das aufgrund mangelnder Masse verwehrt. Damit blieben die Zahlen gegenüber 2013 nahezu stabil. Mit 2,9 Milliarden Euro sollen heuer um 3,4 Milliarden Euro (54 Prozent) weniger an Außenständen anfallen als im Jahr zuvor. „Auch ca. 10.000 weniger von einer Insolvenz betroffene Arbeitsplätze stellen eine gewaltige Entlastung dar“, sagte KSV-Experte Hans-Georg Kantner.

Firmeninsolvenzen nach Bundesländern

Bundesland Passiva in Mio. Euro Fälle 2014 Fälle 2013 Veränderung
Wien 831 1.678 1.601 + 4,8%
589 833 868 - 4,0%
Burgenland 132 186 193 - 3,6%
336 656 664 - 1,2%
Salzburg 115 378 384 - 1,6%
Vorarlberg 61 160 147 + 8,8%
Tirol 123 360 393 - 8,4%
Steiermark 433 796 789 + 0,9%
Kärnten 313 373 420 - 11,2%
Österreich 2.933 5.420 5.459 - 0,7%

War das Jahr 2013 überschattet durch die Megapleite im Baubereich, jene der Alpine mit Passiva von 3,5 Milliarden Euro, so ist das Jahr 2014 von einer Vielfalt an Branchen - vor allem in der Gastwirtschaft und unternehmensbezogenen Dienstleistungen - gekennzeichnet. „Die langjährige Beobachtung zeigt, dass 40 bis 50 Prozent der Insolvenzfälle auf Unternehmen entfallen, die nicht älter als fünf Jahre sind“, gab Kantner zu bedenken.

KSV1870 beklagt Gründermangel

„Sobald die Zinsen steigen, werden hoch verschuldete Unternehmen richtige Probleme bekommen“, warnte Kantner. Dabei leide Österreich ohnehin an einem Gründermangel, die Tendenz sei auch negativ. „Die Gründerphase hat sich in den letzten Jahren abgeflacht“, so Kantner. Jedenfalls sei in anderen Ländern die Wirtschaft weit mehr entfesselt. So hätten die nordeuropäischen Länder eine fast doppelt so hohe Gründerrate.

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