WIFO: Arbeitslosigkeit steigt bis 2018

Bis 2018 steigt die Arbeitslosenrate Konjunkturexperten zufolge voraussichtlich weiter auf knapp zehn Prozent, ehe sie bis 2020 auf rund 9,5 Prozent wieder etwas sinkt. Das geht aus einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) hervor.

Die Zahl der Arbeitslosen wird laut WIFO bis zum Jahr 2018 auf 397.000 klettern - das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorkrisenjahr 2008 (um 185.000 mehr). Daraus errechnet sich eine Arbeitslosenrate von 9,9 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen (AMS-Definition) bzw. 6,1 Prozent aller Erwerbspersonen (Eurostat-Definition).

Zuletzt erhöhte sich die Arbeitslosenrate nach nationaler Definition um 0,7 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent, gab das Sozialministerium bekannt. Inklusive AMS-Schulungsteilnehmern waren Ende September 391.417 Personen ohne Job, ein Plus von 6,1 Prozent - mehr dazu in 391.417 im September ohne Job (oesterreich.ORF.at).

Jährliches Wachstum nur 1,2 Prozent

Im Fünfjahreszeitraum 2016-2020 ist nur ein mäßig besserer BIP-Anstieg von 1,5 Prozent jährlich zu erwarten - nach dem flauen Wirtschaftswachstum von nur einem Prozent pro Jahr im Vergleichszeitraum 2011-15. Die leichte Ausweitung der Wirtschaftsleistung ermögliche zwar ein Beschäftigungsplus von einem Prozent im Schnitt der kommenden fünf Jahre, bringe aber „keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt“, so die Konjunkturforscher. Denn auch das Arbeitskräfteangebot steigt - im Schnitt um 0,9 Prozent pro Jahr.

Dieser Zuwachs resultiere vor allem aus einer Zunahme an ausländischen Arbeitskräften, einer anhaltenden Ausweitung der Frauenerwerbsbeteiligung und der Verschärfung der Eintrittsbedingungen für die Früh- und Invaliditätspension.

Die Zahl der Asylanträge habe sich heuer im Zeitraum Jänner bis August gegenüber der Vorjahresperiode von 13.712 auf 46.133 mehr als verdreifacht. Angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Lage dürfte die österreichische Bevölkerung auch in den nächsten Jahren durch den Zuzug von Asylsuchenden und anerkannten Flüchtlingen stärker wachsen als ursprünglich angenommen, erwarten die Konjunkturforscher.

Ausgeglichener Staatshaushalt nicht in Reichweite

Die EU-Vorgabe, das strukturelle Budgetdefizit jährlich um mindestens 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu verbessern, könne „in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht eingehalten werden“, schreiben die Wirtschaftsforscher. Das mittelfristige Budgetziel eines strukturell fast ausgeglichenen Staatshaushalts (mit einem Saldo von höchstens minus 0,45 Prozent des BIP) „wird erst 2019 nachhaltig erreicht“.

Heuer soll sich das strukturelle Budgetloch zwar auf 0,3 Prozent des BIP verkleinern, 2016 aber wieder auf 1,1 Prozent des BIP ausweiten und 2017 (auf ein Prozent) kaum sinken. Schuld daran sind die nur mäßige Konjunkturerholung und die auch in den nächsten Jahren weiter steigende Arbeitslosigkeit.

Es wird wenig investiert und wenig konsumiert

Derzeit wird wenig investiert und wenig konsumiert. Die Steuerreform 2015/16, durch die jeder Einzelne mehr Bares im Börserl haben soll, wirke der Konsumzurückhaltung der Haushalte entgegen, die seit Ausbruch der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise zu beobachten sei. Im Schnitt der kommenden fünf Jahre soll der private Konsum jährlich um 1,3 Prozent steigen - nach einem Plus von nur 0,5 Prozent in den Jahren 2011 bis 2015.

Aufgrund des weiterhin niedrigen Zinsniveaus bestehe wenig Anreiz, die Sparquote zu erhöhen (2015: 7,7 Prozent). Hauptsächlich dank der Steuerreform sei aber bis 2020 mit einer Quote von 8,5 Prozent zu rechnen. Vor der Wirtschaftskrise hatte diese noch 12,1 Prozent (2007) betragen.

Einkommen der privaten Haushalte steigt

Die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhen sich im Prognosezeitraum um 1,5 Prozent pro Jahr, also um eineinhalb Prozentpunkte stärker als im Durchschnitt 2011-2015. Der zu erwartende Zuwachs sei vor allem der neuen Lohn- und Einkommensteuer zu verdanken, die 2016 in Kraft tritt und die verfügbaren Nettohaushaltseinkommen um ein Prozent steigern soll. Die Inflation soll 2016-2010 im Durchschnitt bei 1,8 Prozent im Jahr liegen - Grund dafür seien leicht steigende Erdölpreise und die Wirkung der Steuerreform. Der Inflationsdruck bleibt also mittelfristig gering.

Ein weiterer Lichtblick sind die Exporte, die in den Jahren 2016 bis 2020 voraussichtlich um 3,7 Prozent pro Jahr zulegen dürften - das wäre um gut einen Prozentpunkt mehr als in der vorhergehenden Fünfjahresperiode. Die Importe sollen ähnlich, aber etwas weniger stark wachsen. Jedenfalls wird der Außenhandel laut WIFO weiterhin einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten.

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