Inflation auf tiefstem Wert seit 2009

Die Teuerungsrate ist voriges Jahr auf 0,9 Prozent gesunken. Noch niedriger war die Inflation in diesem Jahrtausend nur 2009 mit 0,5 Prozent. Zuletzt stieg die Inflation von 0,6 in November auf 1,0 Prozent im Dezember.

Wie die Statistik Austria am Dienstag bekanntgab, lag die Teuerung im Jahr 2015 insgesamt mit 0,9 Prozent deutlich unter den Werten von 2014 (1,7 Prozent), 2013 (2,0 Prozent) und 2012 (2,4 Prozent). Im gesamten Jahresverlauf wurde die Inflation vor allem durch Preisrückgänge bei Mineralölprodukten geprägt. Allein die um 12,5 Prozent billigeren Treibstoffe dämpften die Teuerungsrate rein rechnerisch um 0,49 Prozentpunkte, das um 20,0 Prozent günstigere Heizöl um 0,16 Prozentpunkte.

Preistreiber Restaurants und Hotels

Stärkster Preistreiber war im vorigen Jahr der Bereich „Restaurants und Hotels“ mit im Schnitt 2,9 Prozent Preisanstieg. Gemessen am Einfluss auf den Verbraucherpreisindex (VPI) der zweitstärkste Preistreiber war die Ausgabengruppe „Wohnung, Wasser, Energie“, die sich im Schnitt um 1,2 Prozent verteuerte, wobei vor allem die Mieten um 4,4 Prozent anzogen.

Grafik zur Inflation

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Stat/Eurostat

„Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ verteuerten sich 2015 um 0,8 Prozent, Nahrungsmittel allein lediglich um 0,5 Prozent. Für „Freizeit und Kultur“ musste im Schnitt 1,8 Prozent mehr bezahlt werden, während „Bekleidung und Schuhe“ mit plus 0,2 Prozent fast preisstabil waren. Der Bereich „Verkehr“ verbilligte sich um 3,0 Prozent, wofür vor allem die um 12,5 Prozent niedrigeren Spritpreise verantwortlich waren.

Im Dezember stieg Inflation

Dass die Inflation im Dezember mit 1,0 Prozent spürbar höher als im November war, liegt daran, dass ein Jahr davor, im Dezember 2014, ein markanter Preisrutsch die Veränderungsraten für Heizöl- und Spritpreise im Jahresabstand (minus 15,3 Prozent) mit 12,1 Prozent weniger stark ausfallen ließ als noch im November.

Bedeutendster Preistreiber im Jahresabstand waren auch im Dezember „Restaurants und Hotels“ mit im Schnitt 3,3 Prozent Anstieg. Die Ausgabengruppe „Freizeit und Kultur“ verteuerte sich um 2,0 Prozent, „Wohnung, Wasser, Energie“ um 0,8 Prozent, darunter die Wohnungsmieten um 2,8 Prozent. „Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke“ kamen im Dezember um 0,4 Prozent teurer als ein Jahr davor, Nahrungsmittel allein wurden 0,5 Prozent kostspieliger.

Täglicher Einkauf um 1,4 Prozent teurer

Der typische tägliche Einkauf, der vor allem Nahrungsmittel enthält, kam im Dezember im Jahresabstand um 1,4 Prozent teurer (November: plus 1,1 Prozent). Der Miniwarenkorb für den Wocheneinkauf, der neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe umfasst, verbilligte sich im Jahresabstand um 0,9 (November minus 1,9) Prozent.

Pensionistenwarenkorb um 1,2 Prozent teurer

Der für die Euro-Zone errechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) legte im Gesamtjahr 2015 um 0,8 Prozent zu, nach 1,5 Prozent 2014 - im Dezember stand er 1,1 Prozent höher als ein Jahr davor. Der für die Pensionistenhaushalte berechnete Index (PIPH) war im Dezember 1,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor, und im Gesamtjahr 2015 verteuerte sich der für Pensionisten typische Warenkorb um 1,1 (1,8) Prozent.

Dritthöchste Inflation in EU

Österreich verzeichnet damit im Dezember die dritthöchste Teuerung in der Europäischen Union. Die niedrigsten Teuerungsraten verzeichneten im Dezember Bulgarien (minus 0,9 Prozent), Rumänien (minus 0,7 Prozent), Zypern und Slowenien (je minus 0,6 Prozent). Die höchsten jährlichen Raten wurden in Belgien (1,4 Prozent), Malta (1,2 Prozent) und Österreich (1,1 Prozent) registriert. Preistreiber im Euro-Raum waren Restaurants und Cafes, Tabak und Gemüse, während Treibstoffe, Flüssigbrennstoffe und Gas am stärksten senkend wirkten.

Grafik zur Inflation

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Stat/Eurostat

Statistik Austria: „Besorgniserregend“

Während sich die heimischen Verbraucher über die niedrigen Treibstoffpreise an den Tankstellen freuen und über den „Sondereffekt“ im Geldbörsel, sieht der Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, die Preisentwicklung nicht nur im rosigen Licht. Im Gegenteil: Die Jahresinflation von 0,9 Prozent sei ein „besorgniserregendes Zeichen“. Rechne man die Treibstoffpreise aus der Statistik heraus, hätte Österreich im Vorjahr eine Teuerungsrate von 1,5 Prozent ausgewiesen. Die niedrigen Rohölpreise, die mehr als 70 Prozent nachgaben, und die schwache Konjunktur hätten zu dieser niedrigen Inflation beigetragen.

Die Schallgrenze von einem Prozent Inflation wurde in den vergangenen zwanzig Jahren nur zweimal unterschritten: nach der Einführung des Euro in den Jahren 1998/1999 und im Krisenjahr 2009, als Österreich nur noch ein negatives Wachstum auswies. Aber der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen und Konjunkturtreiber für die heimische Wirtschaft, zeige eine gute Auslastung, so Pesendorfer. Nicht zuletzt würden die gestiegenen Restaurant- und Hotelpreise in der Teuerungsstatistik diese widerspiegeln.

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