Umfrage: Jeder zweite Lenker „unfair“
Bei der Umfrage des IFES-Instituts im Auftrag der ASFINAG ergab sich eine massive Divergenz zwischen Eigen- und Fremdbild. Nur jeder Zehnte gesteht offen ein, sich nicht oder nicht immer fair zu verhalten und sich einen „Vorteil" im Straßenverkehr verschaffen zu wollen. Fragt man danach, ob der Fahrstil der anderen Lenker auch so fair ist wie der eigene, dreht sich das Bild um: Jeder zweite Verkehrsteilnehmer galt den Befragten nämlich als „unfair“. Das Verhalten anderer wird also als eher nervend oder gefährdend eingestuft.
Unterschied zwischen Männern und Frauen
Wolfgang J. Berger vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur Wien wertete die Ergebnisse aus. „Wenn die Autofahrer Schiedsrichter wären, würde es viele Gelbe und Rote Karten geben“, konstatierte er. Männer neigen laut Berger eher dazu, sich genervt zu fühlen. Frauen tendieren wiederum dazu, sich „überproportional als Opfer zu fühlen“, schilderte Berger.
Bei Vielfahrern gebe es zwischen Männern und Frauen jedoch beinahe keinen Unterschied. Die „Geschlechtergleichheit ist auf der Autobahn fast mehr erreicht als in anderen Bereichen“, meinte Berger. Das zeige sich auch dabei, dass das Unfallrisiko von Frauen, wenn sie Vielfahrer sind, fast dasselbe ist wie bei Männern.
Die meisten Autobahnunfälle nahe dem Wohnort
Die meisten Autobahnunfälle passieren im Umkreis des Wohnortes - quasi vor der Haustür. 40 Prozent aller Hauptverursacher haben den Unfall im Umkreis von 25 Kilometern zum Bezirkshauptort (laut Kfz-Kennzeichen), innerhalb von 50 Kilometern werden bereits zwei Drittel der Unfälle verursacht. Routinefahrten auf bekannten Strecken sind laut Berger also besonders risikobehaftet.
Was sich die Befragten von anderen Autofahrern wünschen: die Einhaltung des Sicherheitsabstandes, das Befolgen von Verkehrsregeln generell, rechtzeitiges Blinken, die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses und vorausschauendes Fahren.
ASFINAG startet Infokampagne
Die ASFINAG startet nun die Infokampagne „Fair lenken - an andere denken“. Denn die Infrastruktur alleine sei zu wenig, es gehe vor allem um das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, sagte ASFINAG-Vorstand Alois Schedl. „Fairness kann man nicht per Knopfdruck einschalten.“
Auch Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ) forderte „mehr Fairplay im Straßenverkehr“. Denn das „spart Nerven und hilft letztlich auch, Leid zu verhindern“. Ablenkung, Rasen und Drängeln sind die drei Hauptunfallursachen. Klug forderte dazu auf, das eigene Fahrverhalten kritisch zu hinterfragen und „sich selbst an der Nase zu nehmen. Ich nehme mich persönlich da nicht aus“, sagte der Minister. Denn: „Man ist nie einem Auto gegenüber unfair“, sondern immer den Insassen gegenüber.