Immer mehr beginnen Studium verzögert

Immer mehr Studenten an den österreichischen Hochschulen beginnen ihr Studium mehr als zwei Jahre nach dem Schulabschluss bzw. erst im zweiten Bildungsweg. Das geht aus der am Montag präsentierten Studierendensozialerhebung 2015 hervor.

Insgesamt haben 26 Prozent der Bildungsinländer (Personen, die den Schulabschluss in Österreich gemacht haben, Anm.) ihr Studium verzögert begonnen. Die Betroffenen sind im Schnitt 28 Jahre alt. Insgesamt liegt das Durchschnittsalter bei Studenten in Österreich bei 26 Jahren.

Für die Sozialerhebung wurden im Sommersemester 2015 rund 47.000 Studenten an öffentlichen und privaten Universitäten, Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH) online befragt - herausgerechnet wurden die Doktoranden, für die ein eigener Bericht erstellt wird.

Hohe Motivation

Laut Studienautor Martin Unger brechen viele Spätstarter bereits im ersten Studienjahr ihre Ausbildung zwar wieder ab, die im Studium verbleibenden seien aber überdurchschnittlich motiviert. „Dann unterscheiden sich auch die Abbruchsquoten trotz der hohen Erwerbstätigkeit nicht mehr“, wie Unger in diesem Zusammenhang anführt.

Diese Entwicklung habe Unger zufolge auch dazu beigetragen, dass sich die soziale Durchmischung der Studenten an den Universitäten erstmals seit langer Zeit wieder verbessert habe.

Den Studienerkenntnissen zufolge betreiben die Spätstarter ihr Studium vor allem berufsbegleitend und stammen überwiegend aus einer niedrigen sozialen Schicht.

Kein „Elitensystem“

Insgesamt stammen derzeit 17 Prozent der Studierenden aus der niedrigsten nach dem Bildungsstand und Beruf der Eltern ermittelten Schicht, 30 Prozent aus der mittleren Schicht, 34 Prozent aus der gehobenen und 18 Prozent aus hoher Schicht. Das sind in etwa die gleichen Werte wie 2011.

Damit seien niedrige und hohe soziale Schicht praktisch gleich stark an den Unis vertreten, wie Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) dazu anmerkt. Ein „Elitensystem“ sei Mitterlehner zufolge aus dem Studienergebnis nicht ableitbar.

Im Schnitt 1.130 Euro pro Monat

Insgesamt ist die soziale Lage der Studenten gegenüber der letzten Erhebung 2011 relativ gleich geblieben - das System sei „sehr stabil“, so Unger. Derzeit stehen den Studierenden im Schnitt monatlich 1.130 Euro zur Verfügung - dieser Wert setzt sich aus 990 Euro Geldeinnahmen (vor allem aus Erwerbstätigkeit) und Naturalleistungen von 140 Euro zusammen.

Diese Durchschnittswerte sind aber nur bedingt aussagekräftig: Einem Viertel stehen für Leben und Studium weniger als 730 Euro pro Monat zur Verfügung, immerhin acht Prozent kommen auf über 2.000 Euro.

Insgesamt ist das Budget der Studenten seit 2011 kaufkraftbereinigt um fünf Prozent gestiegen und liegt auch über dem europäischen Durchschnittswert (knapp 900 Euro, Anm.). Kehrseite: Auch die Wohnkosten als größter Kostenpunkt der Studenten sind seit 2011 kaufkraftbereinigt um zwei Prozent gestiegen und betragen nun im Schnitt rund 390 Euro im Monat. Der europäische Durchschnittswert liegt hier bei rund 300 Euro.

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