Starke Zunahme an Verkehrstoten

Täglich 104 Verkehrsunfälle haben sich 2015 ereignet, 130 Personen wurden dabei verletzt, alle 18 Stunden starb ein Mensch. Damit blieb die Zahl der Unfälle 2015 gegenüber 2014 gleich. Stark stieg aber die Zahl der Verkehrstoten.

Insgesamt starben 479 Menschen 2015 bei Unfällen auf den heimischen Straßen. Gegenüber 2014 kamen 49 Personen mehr (plus elf Prozent) ums Leben, während die Zahl der Verletzten leicht abnahm, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer am Mittwoch.

Grafik zu Unfällen 2015

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Statistik Austria

Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) wies darauf hin, dass sich hinter den trockenen Zahlen wirkliche Tragödien verbergen. Es müsse angestrebt werden, dass kein einziger Mensch mehr auf unseren Straßen sterben muss. „Das ist das einzig akzeptable Ziel.“ Zugleich kündigte er ein umfassendes Maßnahmenpakt für mehr Verkehrssicherheit an.

Unfallrisiko in Kärnten am höchsten

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern gab es lediglich in Vorarlberg, Wien und der Steiermark weniger Menschenleben zu beklagen. Im Vorjahr endete jeder 85. Unfall mit Personenschaden tödlich, (2014 jeder 92.). Hauptursachen waren einmal mehr Unachtsamkeit/Ablenkung vor zu hohem Tempo sowie Vorrangverletzungen.

Es starben im Vorjahr mehr Pkw-Insassen, Leichtmotorradfahrer und Fußgänger, jedoch weniger Radfahrer. Elf Kinder kamen ums Leben (plus drei), 2.589 wurden verletzt. Insgesamt zeigt die Statistik bei den Verkehrstoten zwei Peaks: unter den 20- bis 29-Jährigen sowie jenen über 75.

Das Risiko eines Verkehrsunfalls war in Kärnten am höchsten, im Burgenland am geringsten, allerdings starben dort mehr Menschen, da die Unfälle folgenschwerer waren. Mit Ausnahme Wiens sind im Verhältnis zur Bevölkerung in Vorarlberg die wenigsten Verkehrstoten zu beklagen.

Hoher Schnitt im Europavergleich

„Im internationalen Vergleich liegen wir mit 51 Verkehrstoten je einer Million Menschen im EU-Schnitt. Allerdings gibt es viele Staaten, wie Dänemark, die deutlich darunter liegen“, sagte Pesendorfer. In der Schweiz kamen nach Angaben des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) im Vorjahr 253 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, das waren pro Million Einwohner 31 Todesopfer. In Norwegen, Malta, Schweden und Großbritannien beträgt die Zahl der Verkehrstoten pro Million Einwohner weniger als 30.

Verkehrsminister kündigt Maßnahmenpaket an

Was Alkounfälle betrifft, stagnierten diese seit 2012 bei aktuell 2.226. Allerdings wurde 2015 mit 27 die bisher niedrigste Anzahl an Todesopfern registriert. Ein eigenes Kapitel sind die Lkw-Unfälle, die zwar nur einen Anteil von drei Prozent haben, aber enorm folgenschwer sind: In 14 Prozent der tödlichen Unfälle sind Lkws involviert.

Der Verkehrsminister will mit einem Bündel an Maßnahmen bis 2020 eine Halbierung der Verkehrstoten erreichen. „Ich bin guter Dinge, dass es gelingt, in diese Richtung zu gehen.“ Einer der Schwerpunkte ist das Pilotprojekt „Mobileye“: In einem wissenschaftlich begleiteten Versuch werden 20 Lkws mit Kameras und Assistenzsystemen ausgestattet, die den Lenker warnen, wenn sich etwa Fußgänger oder Radfahrer im toten Winkel befinden.

Für die Fahrschulen plant Leichtfried u. a. eine Qualitätsoffensive und ein Gütesiegel für jene, die ihren Schülern zusätzliche Leistungen wie moderne Simulatoren anbieten. Zudem soll die theoretische Prüfung für den Moped-Führerschein künftig am Computer abgelegt und die praktische Ausbildung nicht mehr auf Übungsplätzen, sondern im Straßenverkehr absolviert werden.

Probeführerschein soll verlängert werden

Weiter schlägt der Ressortchef eine Verlängerung der Probezeit für Anfänger von zwei auf drei Jahre vor. Und was die Ablenkung durch Handys betrifft, soll dies in den Deliktkatalog für den Probeführerschein aufgenommen werden. Zudem werden Radarfotos als Beweis für das Telefonieren am Steuer sowie für Gurtenmuffel zugelassen.

Der VCÖ forderte, dass Handy am Steuer ins Vormerksystem aufgenommen wird. „Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert vergleichbar langsam wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille“, so VCÖ-Experte Markus Gansterer - mehr dazu in Rezepte gegen „Smombies“ gesucht (news.ORF.at).

VCÖ fordert mehr öffentlichen Verkehr

Auch durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist mehr Verkehrssicherheit zu erreichen. „Der öffentliche Verkehr ist um ein Vielfaches sicherer als das Auto. Mehr Bahn- und Busverbindungen erhöhen die Verkehrssicherheit und bringen Österreich zudem den Klimazielen näher“, stellte Gansterer fest. Der VCÖ schlägt vor, dass ein Teil der Einnahmen aus Verkehrsstrafen für die Einführung von Dorf- und Discobussen zur Verfügung gestellt wird.

Zudem soll die Infrastruktur für das Radfahren verbessert werden, etwa durch Radwege entlang von Freilandstraßen. „Jede Siedlung sollte das nächstgelegene Ortszentrum sicher zu Fuß oder mit dem Rad erreichen können. Dafür braucht es Rad- und Gehwege“, sagte Gansterer.

Pkw- und Lkw-Verkehr seit 1990 stark gestiegen

Nach VCÖ-Angaben stieg in den letzten Jahrzehnten der Verkehr stark an: Die im Auto zurückgelegten Kilometer seien seit dem Jahr 1990 um rund 40 Prozent auf 77 bis 78 Milliarden Personenkilometer gestiegen. Im Vorjahr wurden im Schnitt rund 212 Millionen Kilometer pro Tag mit dem Auto gefahren. Von 2011 bis 2013 stagnierten die mit dem Pkw gefahrenen Kilometer infolge des höheren Spritpreises, seit der Sprit billiger ist, werde wieder mehr Auto gefahren, so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Sogar mehr als verdoppelt hat sich der Lkw-Transport. Während im Jahr 1990 die Lkws auf rund 22 Milliarden Tonnenkilometer kamen, waren es im Vorjahr bereits knapp mehr als 50 Milliarden Tonnenkilometer.

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