Immopreise: Zeit der Extreme vorbei

Österreicher investieren weiter gern in Immobilien. Die Zeit der großen Preissprünge dürfte vorerst laut Experten aber vorbei sein. Derzeit gibt es nur moderate Steigerungen. Mieten sind zum Teil weiter sehr teuer - was oft aber gar nicht am Mietzins selbst liegt.

Die Preise für Baugrundstücke, Mieten und Eigentumswohnungen seien im Jahr 2015 nur moderat gestiegen, versicherte der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKÖ am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Extreme Preissteigerungen, wie sie in den vergangenen Jahren zu beobachten waren, gehörten der Vergangenheit an, hieß es.

Baugrund kostet im Schnitt 260 Euro

Baugrundstücke in Österreich verteuerten sich im Jahresvergleich um 3,4 Prozent und lagen 2015 bei durchschnittlich 260,10 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleichszeitraum 2014 betrugen die Durchschnittspreise 251,20 Euro pro Quadratmeter, geht aus dem aktuellen Immobilienpreisspiegel 2016 hervor, der heute präsentiert wurde und sich auf Zahlen des Vorjahres stützt.

Einfamilienhäuser waren im Vorjahr in der Steiermark am günstigsten, die höchste Preissteigerung wiesen Eigenheime in Tirol mit 3,5 Prozent aus. Neue Eigentumswohnungen verteuerten sich im Durchschnitt um 1,9 Prozent, gebrauchte um 3,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014.

Ausreißer in den Städten

Aussagekräftig sind diese Mittelwerte aber nur bedingt. So zogen etwa die Preise für Baugründe im Bundesland Salzburg zwar kräftig an, die Preise waren aber mit 414 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zu den Städten Salzburg (955,70 Euro/m2) und Wien (615,20 Euro/m2), wo das Angebot an Bauland mehr als dürftig ist, günstig. Ähnlich hohe regionale Schwankungen sind bei Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen zu finden.

Die Bundeshauptstadt Wien, die eine jährliche Zuwanderungsrate von rund 80.000 Menschen aufweist, hat im bundesweiten Vergleich die meisten Mieterhaushalte. Zwei Drittel der Wiener zahlen einen Mietzins. Die Wiener Mieten haben sich gegenüber dem Vorjahr nur mäßig erhöht, erklärte Michael Pisecky, Obmann des Wiener Fachverbands der Immobilien und Vermögenstreuhänder. Im Jahresvergleich stiegen die Preise 2015 auf 9,40 Euro pro Quadratmeter. Ein Jahr zuvor waren noch 9,20 Euro netto für jeden Quadratmeter am privaten Wohnungsmarkt zu berappen. Die Preisveränderung am heimischen Immobiliensektor sei „als Marktberuhigung zu sehen“, sagte er.

Großer Preistreiber: Betriebskosten

Österreichweit betrugen die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Mietwohnungen im Jahr 2015 7,2 Euro (im Vergleich zu 7,1 Euro im Jahr 2014). Nicht die Nettomieten, sondern Betriebskosten und öffentliche Abgaben seien die Preistreiber beim Wohnen, versuchte Georg Edlauer, Obmann des Verbands, wachsender Kritik an der Mietpreissituation in der Bundeshauptstadt den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Dennoch ist zu wenig Wohnraum vorhanden, was die Immobilienvertreter zum Teil am ungenügenden öffentlichen Wohnbau festmachten, zum Teil an fehlenden Regulierungen für den Ausbau, die Sanierung bzw. die Aufstockung bestehender Gebäude. Zugleich besitzt ein Drittel der Stadtbewohner Wiens kein Auto aufgrund gut ausgebauter öffentlicher Infrastruktur.

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