Weniger Privatkonkurse im ersten Halbjahr

Wer in Österreich in Privatkonkurs geht, sitzt im Schnitt auf etwa 60.000 Euro Schulden. Im ersten Halbjahr ging die Zahl der privaten Pleiten zurück. Per se ist das aber noch kein Grund zum Jubeln.

Insgesamt gingen zwischen Jänner und Juni 2016 4.233 Personen in Privatkonkurs. Die Zahl entspricht um 4,3 Prozent weniger Schuldenregulierungsverfahren als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gesamtschuldenstand sank um 1,5 Prozent auf 523 Mio. Euro, rechnete der Kreditschutzverband (KSV 1870) vor.

Keine Insolvenz ohne Geld

Waren Privatpersonen zuvor mit Selbstständigkeit gescheitert, liegen ihre Schulden im Durchschnitt bei 270.000 Euro. Wer als Privater in Konkurs geht, hat im Schnitt Schulden von 59.000 Euro angehäuft. Aber: Ein Privatkonkurs ist nur möglich, wenn noch finanzielle Mittel vorhanden sind. Wer seinen Gläubigern keine Quote anbieten kann, bleibt auf seinen Schulden sitzen.

Auffallend ist, dass in Wien die Zahl der Privatpleiten im ersten Halbjahr um zwölf Prozent zurückging, während etwa in Oberösterreich und der Steiermark der Anstieg rund zwölf Prozent betrug. In Kärnten gab es einen Rückgang von 15,6 Prozent. Aber: Die Kreditschützer führen das nicht zuletzt auf das Schließen einiger Schuldnerberatungsstellen zurück. „Es gibt viele heillos überschuldete Personen, die einer Schuldenregulierung mit Begleitung und Beratung durch Schuldenberatungsstellen bedürfen“, gibt KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner zu bedenken. Aber auch andere Gründe könnten ausschlaggebend sein - mehr dazu in Rekordtief bei Insolvenzen (kaernten.ORF.at, 5.7. 2016).

Starker Anstieg bei Unternehmensschulden

Bei den Firmeninsolvenzen gab es im ersten Halbjahr einen Anstieg von fast fünf Prozent. Es wurden 2.652 Unternehmen insolvent. Mit 1.625 Fällen (plus 6,9 Prozent) sind deutlich mehr Verfahren eröffnet als (mangels Vermögens) abgewiesen wurden. Die Schulden stiegen auf insgesamt 1.785 Mrd. Euro - ein Plus von ca. 115 Prozent. Die Zahl der von eröffneten Insolvenzverfahren betroffenen Dienstnehmer stagniert bei 9.500.

In Vorarlberg gab es zwischen Jänner und Juni 23 Insolvenzen von Unternehmen - mehr dazu in Zahl der Firmenpleiten deutlich gestiegen (vorarlberg.ORF.at, 5.7.2016) und Immer mehr Kleinunternehmen pleite (salzburg.ORF.at, 5.7.2016). In der Steiermark ging die Zahl zurück - mehr dazu in Weniger Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr (steiermark.ORF.at, 5.7.2016).

„Die Verdopplung der Insolvenzverbindlichkeiten lässt sich im Wesentlichen auf drei Fälle zurückführen und ist somit kein Massenphänomen innerhalb der Insolvenzlandschaft. Auch der fünfprozentige Anstieg der Unternehmensinsolvenzen ist kein Alarmsignal“, so Kantner. Zum Ausblick meinte er: „Die Prognose eines mäßigen Anstiegs der Insolvenzen für 2016 wird derzeit von den Zahlen bestätigt und wird sich auch im zweiten Halbjahr 2016 fortsetzen.“

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