Kindergarten: Kritik an Elterngesprächen

Heuer werden Eltern erstmals verpflichtend zu einem Gespräch eingeladen, wenn ihre Kinder mit vier nicht für den Kindergarten angemeldet sind. Das Familienministerium trachtet nun nach Informationen, ob sich diese Maßnahme bewährt.

Konkret erfragt das Ressort von ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin bei den Ländern unter anderem, ob diese die Maßnahmen überhaupt schon implementiert haben sowie ob Sanktionen für Nichterscheinen der Eltern vorgesehen werden.

Wenige Rückmeldungen in Oberösterreich

Oberösterreich kann bereits erste Zahlen liefern: 329 Gemeinden haben 375 Kinder gemeldet, die nicht für das zweite Kindergartenjahr angemeldet sind, berichtete Stelzers Büro. Die betroffenen Eltern wurden wiederum von der Bildungsdirektion angeschrieben, rückgemeldet haben sich lediglich 182, von denen sich nur 13 Eltern für einen Elterngesprächstermin gemeldet haben.

Grund für die hohe Anzahl an negativen Rückmeldungen sei einerseits eine bewusste und gründlich durchdachte Entscheidung der Eltern und andererseits der Umstand, dass das Kind bereits für einen Kindergarten etwa in der Nachbargemeinde oder im Betrieb angemeldet sei. Die derzeitige Erhebung sei „nichts anderes als ein riesiger Papiertiger“, findet Vizelandeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Mehr Gespräche in der Steiermark

In der Steiermark waren laut einem Sprecher von Bildungslandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) zu Jahresbeginn rund 900 Vierjährige nicht zum Kindergartenbesuch angemeldet (die Betreuungsquote im Kindergartenjahr 2014/15 lag bei 92,7 Prozent). Deren Eltern wurden mit Briefen zu Beratungsgesprächen eingeladen, wobei aktuell erst von rund einem Viertel der etwa 287 steirischen Gemeinden die Ergebnisse vorliegen. Beratungsgespräche würden noch durchgeführt.

51 Gemeinden haben ihre Daten bereits dem Land Steiermark übermittelt: In ihnen hat es 176 Vierjährige gegeben, die nicht für den Kindergartenbesuch angemeldet waren. 93 Eltern seien der Einladung zum Elterngespräch gefolgt. 20 hätten daraufhin ihre Kinder doch angemeldet. Die endgültigen Zahlen würden erst Ende September feststehen.

Hohe Erwartungen in Salzburg

Recht hohe Erwartungen in die Beratungsgespräche hat die Salzburger Landesrätin Martina Berthold (Grüne). Es sei der richtige Weg, um auf die Wünsche der Eltern eingehen zu können und ihnen die Bedeutung der Elementarbildung zu vermitteln, meinte ein Sprecher. Die Elterngespräche in Salzburg laufen noch, ein Bericht werde daher erst im Herbst vorliegen.

Auch in Vorarlberg haben bereits Elterngespräche stattgefunden, die genaue Anzahl war aufgrund des Urlaubs der zuständigen Kindergarteninspektorinnen derzeit aber nicht zu erfahren. Nur so viel: Im kommenden Kindergartenjahr werden in Vorarlberg nahezu 100 Prozent der Vierjährigen eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen, hieß es aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Bernadette Mennel (ÖVP).

In Wien wird das Magistrat insgesamt 1.979 Familien anschreiben und zu Gesprächen einladen. Man gehe aber davon aus, dass die Anzahl jener Kinder, die tatsächlich noch nirgends angemeldet sind, um einiges geringer sei, betonte man bei der zuständigen MA 11. Denn durch unterschiedliche Schreibweisen oder Doppelnamen könnten auch Eltern angeschrieben werden, die ihr Kind schon bei einem Kindergarten vorgemerkt haben. Schließlich liege die Betreuungsquote der Vierjährigen in der Bundeshauptstadt bei deutlich über 90 Prozent.

„Administrativer Aufwand in keiner Relation“

In Kärnten ist man nicht glücklich mit den neuen verpflichtenden Gesprächen: Die Wirksamkeit der Elterngespräche sei „sehr diskussionswürdig“, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Auch sei damit „ungemein viel administrativer Aufwand verbunden“, der „in keiner Relation“ stehe.

In der Kärntner Landesregierung schätzt man, dass im Kindergartenjahr 2016/2017 etwa 92 Prozent der Vierjährigen bereits einen Kindergarten besuchen. Rund 400 Kinder seien in den jeweiligen Gemeinden in keiner elementaren Einrichtung wie einem Kindergarten oder einer Kindertagesstätte. Was die verpflichtenden Elterngespräche angeht, so hat die Kärntner Landesregierung auf eine Datenerhebung verzichtet.

Geringe Betroffenenzahl in Tirol

Auch in Tirol liegt dem Land derzeit noch keine Zahl vor, wie viele Elterngespräche bereits stattgefunden haben. Die Betreuungsquote der Vierjährigen im Jahr 2015/16 - inklusive der Betreuung bei Tageseltern und in Kindergruppen - lag bei 98,9 Prozent. Die Zahl der Kinder, die von den Elterngesprächen betroffen sind, sei mit 1,1 Prozent also sehr gering. Mit der Durchführung der Gespräche seien die Gemeinden als Erhalter der Kinderbetreuungseinrichtungen betraut. Über die Umsetzung dieser Maßnahme habe das Land die Gemeinden bereits im Frühjahr informiert.

Einen Sonderfall stellt Niederösterreich dar, das die Elterngespräche schon vor dem Kindergartenjahr 2015/2016 in einem Pilotprojekt etabliert hat. Hier will das Ministerium etwa wissen, wie viele Kinder dann letztlich doch zum Kindergartenbesuch angemeldet wurden. Bei den Vierjährigen gebe es allerdings mit 98 Prozent eine „De-facto-Vollbetreuung“, hieß es aus dem Büro von Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP).

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