ÖBB übernehmen Nachtzüge von Deutscher Bahn

Die ÖBB übernehmen fast die Hälfte des Nachtzugsgeschäfts der Deutschen Bahn (DB) und bieten ab dem Winterfahrplan sechs neue Nachtverbindungen in Deutschland an. Der blaue „Nightjet“ rollt dann auf insgesamt 15 Strecken.

Die DB stellt ihrerseits ihre Nachtzüge komplett ein. Rund 40 Prozent davon übernehmen die ÖBB. Dazu werden 15 Liegewagen und 42 Schlafwagen der DB aufgekauft und umgebaut. Gemeinsam mit den 59 bestehenden Liegewagen und zehn Schlafwagen werden künftig insgesamt 74 Liegewagen und 52 Schlafwagen als ÖBB-„Nightjets“ in Mitteleuropa unterwegs sein.

Neue Strecken mit Fahrplanwechsel

Der Winterfahrplan gilt ab dem 11. Dezember, das neue Angebot soll vermehrt deutsche Fahrgäste ansprechen, hieß es dazu am Freitag von den ÖBB. An die 40 Mio. Euro werden in Beschaffung und Umbau der Garnituren investiert. Ab 11. Dezember bieten die ÖBB sechs neue „Nightjet“-Verbindungen an:

  • Hamburg - Berlin - Freiburg - Basel - Zürich
  • Hamburg - München - Innsbruck
  • Düsseldorf - München - Innsbruck
  • München - Villach - Venedig
  • München - Salzburg - Villach - Florenz - Rom
  • München - Salzburg - Villach - Verona - Mailand

Einheitliches Design mit unterschiedlichem Angebot

Künftig sollen alle Nachtzüge der ÖBB in einheitlichem Design gestaltet sein: außen dunkelblau mit einem angedeuteten Sternenhimmel, innen hochwertig ausgestattet in verschiedenen Varianten. Angeboten werden Schlafwagen mit Ein-, Zwei- oder Dreibettabteil, Liegewagen mit Vier- oder Sechsbettabteil sowie Sitzplätze.

Umgerüstet auf das einheitliche Erscheinungsbild werde schrittweise, hieß es am Freitag vor der Presse in Wien. Das Catering übernimmt der französische Anbieter Newrest. Die DB unterstützt die ÖBB beim Vertrieb, gebucht werden kann auch via Internet. Die bereits bestehenden neun „Nightjet“-Verbindungen bleiben:

  • Hamburg - Wien
  • Düsseldorf - Wien
  • Zürich - Wien
  • Zürich - Graz
  • Wien - Bregenz
  • Wien - Venedig
  • Wien - Rom
  • Wien - Mailand
  • Wien - Livorno

Beworben als Alternative zu Flug und Hotel

Punkten wollen die ÖBB mit ihrem Servicekonzept, der teilweise zusätzlich angebotenen Auto- und Motorradbeförderung sowie mit günstigen Preisen. Über die Sparschiene sind Tickets in den - mitgeführten - Sitzwägen etwa von München nach Venedig ab 39 Euro zu haben.

Eine sechsköpfige Familie (vier Kinder) kann von Düsseldorf im Familienabteil im Liegewagen um 199 Euro inklusive Frühstück nach Innsbruck anreisen. Ein Alleinreisender von Berlin nach Zürich zahlt im Einzelabteil im Schlafwagen ab 139 Euro inklusive Frühstück. „Der Nachtzug erspart eine Hotelübernachtung, Stress auf der Autobahn oder einen Flug“, so ÖBB-Chef Andreas Matthä.

Ziemlich ambitionierte Ziele

Die Ziele, die sich die Bahn gesteckt hat, sind ambitioniert. Bis 2020 will sie mit dem erweiterten Angebot 1,8 Millionen zusätzliche Fahrgäste befördern, was einem jährlichen Zuwachs von 600.000 entspräche. Derzeit sind jährlich eine Million Fahrgäste in den ÖBB-Nachtreisezügen unterwegs.

Das Nachtgeschäft macht 17 Prozent des Fernverkehrsumsatzes aus und ist profitabel. Die DB hatte bereits Ende des Vorjahres bekanntgegeben, alle bisherigen Linien des klassischen Nachtzugverkehrs „in einem Schritt“ einzustellen. Als Grund wurden jahrelange Verluste genannt. So sei die DB 2015 bei rund 90 Mio. Euro Umsatz auf 31 Mio. Euro Minus sitzen geblieben.

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