Arbeitslosigkeit verfestigt sich

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober erneut gestiegen. 340.779 Personen waren als arbeitslos vorgemerkt, um 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Aus den Zahlen geht außerdem hervor, dass für die Betroffenen die Rückkehr in die Arbeitswelt zunehmend schwieriger wird.

Inklusive Schulungsteilnehmern waren laut Sozialministerium 411.951 Menschen ohne Job, ein Plus von 0,3 Prozent. Wer arbeitslos ist, hat es außerdem zunehmend schwerer, wieder Arbeit zu finden: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 3,5 Prozent, die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit sogar um 5,1 Prozent. Sie beträgt inzwischen 132 Tage. Die Zahl Arbeitsloser mit Einstellungszusage sank zugleich um 0,6 Prozent.

Leichte Entspannung nur bei Jungen

Bei Frauen, älteren Personen, Menschen mit gesundheitlichen Problemen und Ausländern stieg die Arbeitslosigkeit überproportional. Leichte Entspannung zeigte sich lediglich bei jenen Feldern, die vor allem Junge betreffen: Die Lehrstellensuche wurde ein wenig leichter. Nach der Berechnungsformel der EU-Statistikbehörde Eurostat ging die Jugendarbeitslosigkeit um 0,1 Prozentpunkte auf 10,8 Prozent zurück.

Österreich hatte damit in der EU die drittniedrigste Jugendarbeitslosenquote nach Deutschland (6,9 Prozent) und den Niederlanden (10,5 Prozent). Den Rekord stellten Spanien und Griechenland, wo jeweils rund 43 Prozent der Jugendlichen keinen Job hatten. Der EU-Schnitt lag bei 18,6 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit insgesamt ging nach österreichischer Berechnung um 0,1 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent zurück, was auf einen Anstieg der Zahl der Beschäftigten auf der Gegenseite der Statistik zurückzuführen war. Laut Sozialministerium stieg die Beschäftigung im Oktober, einen schon länger bestehenden Trend fortsetzend, um 1,6 Prozent. Auch die Zahl offener Stellen und offener Lehrstellen stieg deutlich.

Gesundheitswesen als Problemfeld

Bis auf das Gesundheits- und Sozialwesen (plus 1,6 Prozent) war die Arbeitslosigkeit in den großen Branchen rückläufig oder stagnierte. Den größten Rückgang gab es am Bau (minus 7,7 Prozent). Im Tourismus ging die Zahl der Jobsuchenden um 1,9 Prozent zurück, bei den Leiharbeitern um 1,4 Prozent und bei der Herstellung von Waren um 2,5 Prozent. Im Handel veränderte sich die Arbeitslosigkeit nicht.

Die meisten Menschen waren erneut in Wien auf Jobsuche - mehr dazu in wien.ORF.at. Den größten Zuwachs verzeichnete im Oktober aber Niederösterreich (plus 2,8 Prozent), in Oberösterreich gab es um 1,8 Prozent mehr Jobsuchende - mehr dazu in noe.ORF.at und ooe.ORF.at(ooe.orf.at Das AMS rechnet damit, dass es bis zu einer wirklichen Erholung bzw. zumindest Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt noch Jahre dauern dürfte - mehr dazu in burgenland.ORF.at und steiermark.ORF.at.

In allen anderen Bundesländern war die Arbeitslosigkeit rückläufig, allen voran in Tirol (minus 7,2 Prozent) trotz des üblichen jahreszeitbedingten Einbruchs bei Tourismusjobs, ebenso in Salzburg und Kärnten - mehr dazu in tirol.ORF.at, salzburg.ORF.at und kaernten.ORF.at. Auch in Vorarlberg sank die Zahl der Arbeitslosen im Jahresvergleich, stieg aber im Vergleich zu den Vormonaten an - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Opposition sieht Regierung verantwortlich

Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) verwies in einer Aussendung auf bereits ergriffene Arbeitsmarktmaßnahmen der Regierung, etwa die Ausbildungsgarantie bis 25. „Für ein Sinken der Arbeitslosigkeit sind angesichts des weiter steigenden Arbeitskräftepotenzials und der nach wie vor verhaltenen internationalen Wirtschaftsentwicklung jedoch auch in Zukunft weitere Maßnahmen nötig“, sagte er. Auch die AK lobte die Maßnahmen zur Senkung de Jugendarbeitslosigkeit.

Der ÖGB sah vor allem mangelnde Investitionen der Wirtschaft als Grund für die hohe Arbeitslosigkeit, die Industriellenvereinigung vermisste „wirklich mutige strukturelle Reformen“. Die FPÖ warf Stöger angesichts der Zahlen „pathologische Gleichgültigkeit“ vor, NEOS verlangte eine Liberalisierung der Gesetze, das Team Stronach warf der Regierung Planlosigkeit vor.

Die Wirtschaftskammer setzte ihre Hoffnungen in den diskutierten erweiterten Zugriff auf das Melderegister für das AMS, um die missbräuchliche Inanspruchnahme der Arbeitslosenversicherung besser bekämpfen zu können. Die grüne ArbeitnehmerInnensprecherin Birgit Schatz forderte dagegen mehr Mut und Innovation. Klimaschutz und der Bedarf an sozialen Dienstleistungen eröffneten ungenützte wirtschatliche Chancen.

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