Nestroy-Preise für MacDonald und Galke

Bei der 17. Verleihung der Nestroy-Theaterpreise am Montag im Wiener Ronacher sind Sona MacDonald zur besten Darstellerin und Rainer Galke zum besten Darsteller gewählt worden. Frank Castorf glänzte mit einer launigen Dankesrede.

MacDonald konnte sowohl als Julie in „Fräulein Julie“ von August Strindberg im Theater in der Josefstadt sowie als Sie in „Blue Moon“ von Torsten Fischer und Herbert Schäfer in den Kammerspielen überzeugen.

Sona MacDonald mit Nestroy-Preis für beste Schauspielerin

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Sona MacDonald bei der Dankesrede

„Ich kann euch allen sagen: Man braucht sich keine Wunschrollen aussuchen. Andere haben manchmal etwas mit dir vor, was du dir nicht vorstellen kannst. Dann passiert etwas, du gehst mit ihnen auf eine Reise, und man öffnet sich“, dankte MacDonald ihren Regisseuren und Kollegen aus beiden Stücken.

„Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein“

Ein Klassiker hat Rainer Galke zum Erfolg verholfen: Der deutsche Mime konnte als Irrsigler in Thomas Bernhards „Alte Meister“ (von Dusan David Parizek am Volkstheater inszeniert) reüssieren und setzte sich gegen namhafte Konkurrenten durch. „Diehl, Maertens, Ofczarek, Teichtmeister: Es war schon so großartig, mit euch nominiert zu sein. Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein“, meinte er verschmitzt nach dem langen Applaus.

Rainer Galke mit Nestroy-Preis für besten Schauspieler

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Rainer Galke: Mit Bernhard-Stück zum Nestroy

Dritte Auszeichnung für Andrea Breth

Den dritten Regie-Preis gab es bereits für Andrea Breth („Diese Geschichte von Ihnen“ von John Hopkins am Akademietheater), von Yael Ronen und Ensemble stammte das beste Stück („Lost and Found“ am Volkstheater), und nicht für eine, sondern gleich sechs Nebenrollen wurde Martin Reinke geehrt, denen er in Joel Pommerats „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ am Akademietheater Leben eingehaucht hat. Mit diesem Preis fühle er, der seit 1993 immer wieder in Wien tätig ist, sich in dieser Stadt „angekommen“.

Landestheater Niederösterreich prämiert

Für die beste Bundesländerproduktion wurde das Landestheater Niederösterreich mit „Lichter der Vorstadt“ nach Aki Kaurismäki in einer Inszenierung von Alexander Charim prämiert. Die beste Nachwuchsmimin kommt vom Schauspielhaus Graz, hier setzte sich Julia Gräfner für eine intensive Darbietung als Caliban in Shakespeares „Der Sturm“ durch. Ihr männliches Pendant war Luka Dimic, der am Theater der Jugend in der Titelrolle von Wolfgang Herrndorfs Romanadaptierung „Tschick“ glänzte.

Luka Dimic und Julia Gräfner mit Nestroy-Preisen für besten Nachwuchs

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Luka Dimic und Julia Gräfner beste Nachwuchsmimen

Die beste Off-Produktion stammt vom aktionstheater ensemble um Martin Gruber („Kein Stück über Syrien“), die beste Ausstattung hat Harald B. Thor verantwortet (Maxim Gorkis „Wassa Schelesnowa“ am Burgtheater). Und für den Spezialpreis ist man auf den Hund gekommen, wurde doch Signa und Arthur Köstlers (SIGNA) eigenwillige Produktion „Us Dogs“ mit einer Trophäe bedacht. Die Koproduktion zwischen Wiener Festwochen und Volkstheater zeigte diesen Sommer in einem Wiener Haus wahrhaftig das Tier im Menschen.

Preis für „Lebenswerk“ an Castorf

Der deutsche Regisseur Frank Castorf wurde mit dem Lebenswerkpreis ausgezeichnet und überraschte mit seiner Rede.

„Als Bestätigung, dass ich etwas richtig gemacht habe“, nahm hingegen Puppenspieler Nikolaus Habjan den ORF-III-Publikumspreis entgegen. Die beste deutschsprachige Aufführung kam heuer wiederum aus der Schweiz: Simon Stone, im Vorjahr noch als bester Regisseur prämiert, hat am Theater Basel „Engel in Amerika“ von Tony Kushner auf die Bühne gebracht.

„Recht herzlichen Dank. Ich lebe ja noch“

Zum Abschluss wurde ein Großer der Theaterszene mit Standing Ovations gewürdigt: Frank Castorf, der noch bis Sommer 2017 der Berliner Volksbühne vorsteht und sich mit seinen oft radikalen Inszenierungen selbst zur Institution gemacht hat, erhielt den Lebenswerkpreis - und wurde im Videoporträt etwa mit folgendem Zitat vorgestellt: „Theater muss Haltung sein. Ob’s gefällt oder nicht, geht mir am Arsch vorbei.“

Frank Castorf mit Nestroy-Preis für das Lebenswerk

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Frank Castorf mit launigem Finish

Den Preis in Händen, meinte Castorf: „Recht herzlichen Dank. Ich lebe ja noch.“ Und in einer sehr launigen Rede erzählte er über seine Anfänge: „Ich wollte mir einen Jux machen. So fing das alles als Missverständnis an, was Sie jetzt ausbaden müssen.“

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