VCÖ: Drei Viertel der Tankmenge sind Diesel

78 Prozent der in Österreich getankten Treibstoffmenge sind Diesel. Damit liegt Österreich deutlich über dem EU-Schnitt, wie eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zeigt. Pro Kopf wird nur in Luxemburg mehr Diesel getankt.

Die Mineralölsteuer auf Diesel sei in Österreich um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper, obwohl beim Verbrennen von Diesel deutlich mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe entstehen würden. Zudem entstehe beim Verbrennen von einem Liter Diesel mehr klimaschädliches CO2 als beim Verbrennen von einem Liter Eurosuper.

„Steuerbegünstigung nicht gerechtfertigt“

„Die Steuerbegünstigung von Dieseltreibstoff ist nicht gerechtfertigt“, sagte VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. „Hier kann sich Österreich ein Beispiel an der Schweiz nehmen, wo Diesel seit Langem gleich hoch besteuert wird wie Eurosuper.“ Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) beträgt die Steuerbegünstigung von Diesel in Österreich mehr als 600 Millionen Euro pro Jahr.

Dieselmenge verdreifacht

Im Jahr 1990 wurde in Österreich noch um 26 Prozent mehr Benzin getankt als Diesel. Seither ist die getankte Menge an Benzin von 3,3 auf 2,2 Milliarden Liter im Vorjahr zurückgegangen, während sich die in Österreich getankte Dieselmenge von 2,4 auf 7,6 Milliarden Liter mehr als verdreifacht hat, erklärte der VCÖ. Für heuer ist mit einer weiteren Zunahme auf rund 7,8 Milliarden Liter zu rechnen.

Deutlich über EU-Schnitt

Im EU-Vergleich werde in Österreich mit rund 6,5 Millionen Tonnen besonders viel Diesel getankt, wie die VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. Während in Österreich der Dieselanteil 78 Prozent beträgt, sind es im EU-Schnitt 71 Prozent, in Deutschland 65 Prozent und in den Niederlanden 60 Prozent. Am niedrigsten ist der Dieselanteil in Zypern mit 39 Prozent, am höchsten in Litauen mit 86 Prozent.

Im Verhältnis zur Einwohnerzahl weist Österreich nach Luxemburg den zweithöchsten Wert von getanktem Dieseltreibstoff auf, so der VCÖ. Statistisch wurden im Vorjahr 0,63 Tonnen Diesel pro Kopf in Österreich getankt, im EU-Schnitt waren es 0,38 Tonnen, in Deutschland 0,40 Tonnen, in Italien 0,37 Tonnen und in den Niederlanden 0,34 Tonnen. In Italien kostet Diesel im Schnitt um 24 Cent pro Liter mehr als in Österreich.

Größter Nutznießer Lkw-Transit

Der größte Nutznießer der steuerlichen Begünstigung von Diesel sei der Lkw-Transit, der vor allem auf der Route zwischen Deutschland und Italien seine Tanks in Österreich günstig füllt. Immer wieder werde das Steuerprivileg für Diesel mit den Transportpreisen und deren Einfluss auf die Preise von Konsumgütern verteidigt, so der VCÖ. „Doch Transportpreise haben nur einen sehr geringen Anteil am Preis von Konsumgütern.“

Der VCÖ weist zudem auf das von Österreich ratifizierte Klimaabkommen von Paris hin. Bis zum Jahr 2050 müsse der Verkehrssektor ohne Erdöl und andere fossile Energieträger funktionieren. „Steuerbegünstigungen für fossile Energieträger sind nicht mehr zeitgemäß“, sagte VCÖ-Expertin Rasmussen.

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