OECD bemängelt Anreize für Zusatzpension

Die OECD bemängelt in ihrer jüngsten Studie zu privaten Pensionen, dass es in Österreich keine Steuervorteile für die nicht-staatliche Altersvorsorge gibt. Mehr Anreize fordert daher ARGE Zusatzpensionen.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die privaten Pensionen untersucht und konstatiert in ihrem veröffentlichten Bericht „2016 OECD Pensions Outlook“, dass aus privater Vorsorge kommende Pensionseinkommen immer wichtiger als Ergänzung zur staatlichen Pension werden. Verwiesen wird allerdings auch darauf, dass dadurch mehr Risiken wie etwa Veranlagung und Langlebigkeit und Entscheidungen auf die Individuen zukämen.

Steuervorteile fehlen

Beleuchtet werden von der OECD unter anderem auch die steuerrechtlichen Regelungen für Privatpensionen. Laut Medienberichten werden dabei nur zwei Staaten kritisch erwähnt: Österreich und Norwegen. Es gebe generell steuerliche Vorteile für private Pensionsversicherungen, außer in diesen beiden Ländern. In Norwegen seien freiwillige Zahlungen zwar teilweise von der Steuer absetzbar, so die „Presse“ (Dienstag-Ausgabe). Aber das genüge nicht, um die Steuern auszugleichen, die anfallen, wenn man sich aus diesem Topf etwas auszahlen lässt.

In Österreich seien Zahlungen nicht nur nicht absetzbar, für Versicherungen falle auch zusätzlich die Versicherungssteuer in Höhe von vier Prozent an. Seit der Steuerreform seien Zahlungen für Verträge, die nach dem 1. Jänner 2016 abgeschlossen wurden, nicht mehr steuerlich begünstigt. In anderen Ländern variieren die Steuervorteile zwischen einem Prozent (etwa in Slowenien) und 51 Prozent in Israel und Mexiko, wo es allerdings verpflichtende Zahlungen gibt.

Der stellvertretende OECD-Generalsekretär Rintaro Tamaki sagte am Dienstag im „Ö1-Mittagsjournal“, dass Österreich das private Vorsorgesystem für die Pensionen ausbauen müsse, um das bestehende staatliche zu ergänzen. Die Regierung könne Anreize schaffen, um die private Vorsorge attraktiv zu machen. Mit der Finanzierbarkeit der staatlichen Pensionen hat sich die OECD in ihrem letzten Ausblick 2014 beschäftigt. Damals meinten die Experten, man müsse länger arbeiten und mehr Geld einzahlen, um „akzeptable Pensionen“ zu ermöglichen.

Anbieter fordern Anreize

Die in der ARGE Zusatzpensionen zusammengeschlossenen Anbieter von zusätzlichen Altersvorsorge-Produkten fordern Anreize für die Zusatzpension, die auch sozial gestaffelt werden sollen, sowie einen nationalen Schulterschluss. Die beschlossenen Pensionsreformen in Österreich würden zu einem Sinken der Ersatzraten aus der staatlichen Pension führen, sagte Manfred Rapf, Vorsitzender der Sektion Leben im Versicherungsverband und stellvertretender Generaldirektor der s Versicherung, am Dienstag.

Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensionskassen und Chef der VBV-Gruppe, sagte, dass zur Aufrechterhaltung der Lebensstandards in der Pension die zweite und dritte Säule nötig seien. Wichtig sei ein Miteinander der drei Systeme, bekräftigten die Vertreter der ARGE Zusatzpensionen. Bei einer Förderung, auch wenn sie nur gering ist, würden sich die Menschen eher für ein Produkt entscheiden. Mit einer höheren Förderung berücksichtigt werden solle künftig auch der soziale Gedanke für Niedrigverdiener. Für Besserverdiener könnte dies eine steuerliche Absetzbarkeit sein, für Menschen mit niedrigem Einkommen, die wenig oder gar keine Steuer zahlen, eine Prämie, so Zakostelsky. Diese Unterstützung solle unabhängig vom Produkt erfolgen.

Die staatliche geförderte Altersvorsorge („Zukunftsvorsorge“) sei in den vergangenen Jahren unter ihrem Wert geschlagen worden und müsse reformiert werden, so Rapf. Es sei an der Zeit, dass sich eine Expertengruppe aus Vertretern für die private und staatliche Altersvorsorge überlege, wie man das Produkt ausgestalten könne. So sollten statt nur der Aktienquote auch Veranlagungen in Wohnbau und Infrastruktur ermöglicht werden, und es stelle sich auch die Frage der Kapitalgarantie.

Umfrage: Sorge um Lebensstandard

Berufstätige blicken der Pension mit Sorge entgegen, wie aus der Umfrage im Auftrag der ARGE Zusatzpensionen unter 25-bis 45-jährigen Berufstätigen hervorgeht. Drei Viertel der Befragten sind der Meinung, dass sie ihren Lebensstandard in der Pension nicht mehr halten können. Rund die Hälfte assoziiert zum Thema Pension den Begriff „Geldsorgen“ und die Frage „Bekomme ich überhaupt noch eine Pension?“

Bei den 75 Prozent, die glauben mit ihrem Geld in der Pension nicht gut auskommen zu können, sehen sich Frauen, Teilzeit-Beschäftigte und Menschen mit niedrigen Einkommen besonders betroffen. Erwartet werde eine künftige staatliche Nettopension von rund 1.100 Euro, hieß es heute weiter. Derzeit liege die Durchschnittspension bei 900 Euro. Aufgrund der beschlossenen Pensionsreformen werde die Pension beim Pensionsantritt der derzeit 25- bis 45-Jährigen großteils unter dem heutigen Wert liegen.

Rund die Hälfte der Befragten setze auf eine zusätzliche Altersvorsorge. Die Befragten seien bereit, durchschnittlich 50 bis 70 Euro dafür auszugeben. Erwartet werde dafür im Durchschnitt eine monatliche Zusatzpension von 480 Euro. Die Befragten gingen hier von deutlich höheren Auszahlungen aus, als damit realistisch erreichbar sei. Sicherheit und eine bessere Lebensqualität steht für die Befragten im Vordergrund, Rendite sei erst in zweiter Linie relevant. 71 Prozent der Befragten wünschen sich einen Beitrag des Arbeitgebers zur zusätzlichen Pensionsvorsorge. 44 Prozent sehen eine Zusatzpension als wichtiges Entscheidungskriterium bei der Job-Wahl.

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