ÖAMTC: VW-Modelle stoßen zu viele Abgase aus

Der Autofahrerclub ÖAMTC hat drei nach dem Abgasskandal umgerüstete VW-Modelle auf etwaige Veränderungen getestet. Dabei zeigte sich, dass die Stickoxidwerte weiterhin über dem Typisierungswert liegen.

Geprüft wurden Dieselmotoren des VW Tiguan und Passat mit 2,0 Litern Hubraum und ein 1,2-Liter-Diesel von VW Polo. Der Ausstoß an Stickoxiden (NOx) liege aber unter dem vorgeschriebenen EU-Grenzwert, so der ÖAMTC. Zugleich hob der Club hervor, dass es „zu keinerlei Nachteilen im Hinblick auf Verbrauch und Leistung“ kommt. Der Verbrauch gehe durch die Umrüstung sogar minimal - vom Fahrer kaum bemerkbar - zurück.

„Für die Typisierung eines Fahrzeuges ist der NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) maßgeblich. Hier wurden nach dem Update beim Passat 168 mg/km, beim Tiguan 162 mg/km und beim Polo 132 mg/km gemessen. Der Grenzwert liegt bei 180 mg/km“, fasste ÖAMTC-Chef Bernhard Wiesinger die Ergebnisse der Tests zusammen. Jedenfalls bestätigten diese neuerlich, dass die Softwareumrüstung ohne Bedenken durchgeführt werden könne.

VKI-Sammelklage sinnvoll

Allein in Österreich sind rund 388.000 Dieselfahrzeuge vom VW-Abgasskandal betroffen. Der ÖAMTC, der bisher sieben Autos vor und nach der Umrüstung getestet hat, empfiehlt umzurüsten. Der ÖAMTC rät weiterhin von Klagen auf Schadenersatz, Gewährleistung oder Rückabwicklung ab.

Unbedenklich sei es hingegen, sich einer Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) anzuschließen. Diese hat einen etwaigen Wertverlust zum Gegenstand. Im österreichischen Rechtssystem fehle das Instrument der Sammelklage völlig. Daher wähle auch der VKI den Umweg über eine niederländische Stiftung.

ADAC testete 45 Modelle

Auch der ADAC in Deutschland testete insgesamt 45 Modelle aller Antriebsarten auf ihre Umweltfreundlichkeit. Er maß den Ausstoß der Schadstoffe Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Partikel sowie Kohlendioxid - und zwar wie auch der ÖAMTC nicht nur im Labor. Alle Antriebsarten wurden vom ADAC dabei „absolut gleich“ behandelt - im Gegensatz zur Gesetzgebung gab es keinen Vorteil für Dieselmotoren.

Keine Überraschung ist, dass Elektro- und Hybridautos sowie ein Erdgasfahrzeug auf den ersten fünf Plätzen landen. Der umweltfreundlichste Benziner im Test auf Platz acht ist der Mitsubishi Space Star 1.2 Clear Tec Top. Von 26 getesteten Dieselautos schafften es zwei in die Top Ten: der Mercedes E220 d 9G-Tronic und der BMW 118d Urban Line Steptronic.

VW Golf 2.0 schaffte Test

Die meisten Dieselmodelle stießen unabhängig von der verwendeten Abgasreinigungstechnik unter realitätsnahen Bedingungen zu viele Emissionen aus, kritisierte Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-Technikzentrums. Die Ergebnisse seien „ein Appell an die Hersteller, die Techniken so einzusetzen, dass diese über alle Betriebszustände Emissionen wirksam verringern“ - also auch auf der Autobahn, bei eingeschalteter Klimaanlage oder Beleuchtung.

Der ADAC testete auch einen VW Golf 2.0 TDI BlueMotion, der nach Auffliegen des Abgasskandals im vergangenen Jahr ein Softwareupdate in der Werkstatt erhalten hatte. Volkswagen habe sein Versprechen, damit den Stickoxidwert der betroffenen Dieselautos zu senken, „tatsächlich“ geschafft, attestierte der deutsche Autoclub.

Benziner produzieren zu viel Feinstaub

Bei vielen Benzinern bemängelte der ADAC einen hohen Rußpartikelausstoß, der Grund für eine hohe Feinstaubbelastung ist. Eigentlich stoßen Benzinmotoren wenige Partikel aus, ein Filter ist daher meist nur für Dieselfahrzeuge nötig. Bei Direkteinspritzern ist das anders, daher gibt es für sie in der EU eine Übergangszeit für einen höheren Grenzwert - bis September 2018. Diese Sonderregelung nutzen laut ADAC viele Hersteller. Doch laut ADAC ist das „nicht nötig und technisch durchaus besser lösbar“.

Verbrauch viel höher als angegeben

Erneut kritisierte der ADAC den Unterschied zwischen den Herstellerangaben und seinen Messergebnissen beim Verbrauch. Im Jahr 2006 sei die Differenz bei 5,5 Prozent gelegen, 2015 schon bei über 17 Prozent. „Die Hersteller reizen die Möglichkeiten bei den Verbrauchsmessungen immer mehr aus, um möglichst niedrige EU-Verbrauchswerte zu erzielen“, lautet das Fazit des Clubs. Er fordert daher „schon lange einen realitätsnäheren Messzyklus für den Verbrauch, damit die Kunden von Anfang an wissen, mit welchen Werten sie rechnen müssen“.

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