Mehr Kleinfirmen von Pleiten betroffen

Die Insolvenzstatistik des Kreditschutzverbandes 1870 (KSV) zeigt für das heurige Jahr 1,5 Prozent mehr Firmenpleiten als im Vorjahr. 5.227 Unternehmen sahen im Insolvenzverfahren den einzigen Ausweg. Betroffen sind inzwischen vor allem Kleinunternehmen.

Im Detail stieg die Zahl der eröffneten Insolvenzen auf 3.162, jene der abgewiesenen Anträge auf Insolvenz auf 2.065. Aus den Detailzahlen lässt sich klar die angespannte Lage für die Klein- und Mittelunternehmer ablesen: Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer sank etwa trotz der Steigerung bei den Insolvenzverfahren im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 18.900.

Insolvenzen werden typischerweise kleiner

Die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen zwar um 21 Prozent auf 2,94 Mrd. Euro deutlich an, das aber nur wegen der Fälle Activ Solar und der SLAV AG mit hohen Verbindlichkeiten, so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner und der neue KSV-Geschäftsführer Ricardo-Jose Vybiral am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen in Wien. Die spielten sich zwar im Ausland ab, fallen aber buchhalterisch mit 620 Mio. Euro in die heimische Statistik.

Die Insolvenzen wurden 2016 kleiner, so die Kreditschützer mit Verweis auch auf die Schulden: Ohne die beiden untypischen Pleiteverfahren wäre die Höhe der Gesamtverbindlichkeiten aus allen Pleiten um 4,5 Prozent auf 2,32 Mrd. Euro zurückgegangen. Statistische Ausreißer wie der diesmalige regionale Spitzenwert aus Tirol seien dabei jedoch kein Grund zur Sorge - eher jedoch die Themen „Brexit“, der Handel mit den USA und schließlich sich abzeichnende Zinserhöhungen - mehr dazu in tirol.ORF.at.

Firmengründung nur selten Weg aus Arbeislosigkeit

Der Anstieg der Firmeninsolvenzen heuer sei „keinesfalls Anlass zur besonderen Besorgnis, Verzweiflung oder Alarm“, so Kantner und Vybiral unter Verweis auf die Insolvenzquote - den Anteil der insolventen an allen Unternehmen im Land: Diese sank über die vergangenen Jahre auf nunmehr rund 1,3 Prozent. Die Anzahl der Pleiten heuer entspricht beispielsweise „nur“ 83 Prozent des Werts aus 2007, dem letzten Jahr vor der Krise.

Zahl der Firmen- und Privatinsolvenzen 2016, Veränderung zu 2015, private Schulden

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/KSV 1870

Fürs kommende Jahr sieht Kantner allerdings einen moderaten weiteren Zuwachs bei den Unternehmensinsolvenzen, obwohl die Talsohle vor etwa einem Jahr durchschritten worden sei. Unternehmensgründer erinnerte er allerdings an das notwendige Eigenkapital. Es sollte in etwa so berechnet werden, dass man zumindest ein Jahr als Gründer sein Auslangen finden können müsse, ohne aus der Firma regelmäßig Geld entnehmen zu müssen. „Das wäre sozusagen eine Mindestkapitalisierung.“

Daher sei es auch schwer vorstellbar, aus der Arbeitslosigkeit heraus ein Unternehmen zu gründen, gab Kantner zu bedenken. „Wiewohl man sagen muss, aus der Not sind schon viele Erfolge entstanden“, sagte der KSV-Vertreter.

Über 8.000 Privatkonkurse

Private Konkurse sind ebenso im Rückgang begriffen. 8.101 Personen in Österreich sind heuer laut KSV in Privatkonkurs gegangen. Das sind um 8,2 Prozent weniger Leute als im Jahr zuvor. Die Passiva sanken im Vorjahresvergleich um rund 8,8 Prozenten oder 100 Mio. Euro auf 1,04 Mrd. Euro. Rund 70 Prozent der Privatpleiten treffen echte Private, die wegen ihres Konsumverhaltens im Schnitt mit 58.500 Euro überschuldet sind. Der Rest sind Ex-Unternehmer mit Schulden von rund 290.000 Euro.

Der Gesamtdurchschnitt pro Privatpleitefall liegt damit bei 128.500 Euro. Wie auch bei den Firmenpleiten werden in Wien am meisten Privatpleiten verzeichnet. Weitere Hotspots seien Großstädte und Landeshauptstädte außer Bregenz. Österreichweit seien rund 100.000 Menschen materiell insolvent, ohne einen Konkurs angemeldet zu haben. Fürs kommende Jahr rechnet Kantner mit einem kleinen Zuwachs bei den Privatpleiten. Am Ende werde das Niveau leicht über jenem aus 2016 liegen.

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