Gebremster Ausbau der Windkraft

Der Ausbau der Stromerzeugung aus Windkraft kommt offenbar nur langsam voran. Branchenvertreter beklagen eine Warteschlange für Genehmigungen bei der Förderstelle und fordern eine kleine Novelle des Ökostromgesetzes.

Der Ausbau verlief bereits im Vorjahr deutlich gebremst. Dieser Trend gehe rapide weiter, wenn es keine Reformen gebe, so IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl am Mittwoch. Wurden 2015 noch 319 MW neu installiert, waren es 2016 nur noch 228 MW bzw. 75 Windkraftwerke. Für 2017 wird mit einem weiteren Rückgang auf 186 MW bzw. 60 Anlagen gerechnet. Investiert wurden im Vorjahr 375 Millionen Euro, heuer dürften es nur noch rund 300 Millionen Euro sein.

Investitionsstau von 1,4 Mrd. Euro

„Wir haben die absurde Situation“, dass 260 fertig bewilligte Anlagen mit 850 MW bei der Ökostrom-Förderabwicklungsstelle OeMAG in der Warteschlange seien, so Moidl. Das entspreche rund 2,5 Prozent der österreichischen Stromversorgung, 5.100 Arbeitsplätzen bei der Errichtung und 460 Dauerarbeitsplätzen. An Investitionen seien dadurch 1,4 Milliarden Euro zurückgestellt.

Fristverlängerung und Fördersondertopf

Laut Ökostromgesetz verfallen die Anträge nach drei Jahren. Die Frist solle mit der kleinen Novelle des Ökostromgesetzes auf fünf Jahre verlängert werden, forderten die Vertreter der Branche. Zusätzlich wird ein einmaliger Fördersondertopf von 50 Millionen Euro gefordert. Damit könnten rund 350 MW Windkraftleistung sofort mit Verträgen ausgestattet werden. Ein Sonderkontingent für Windkraft und Photovoltaik hat es bereits 2011 gegeben. Wenn man die Klimaziele erreichen wolle, müsse man weiter auf erneuerbare Energie setzen, wurde gesagt.

Grafik über Windenergie in Österreich

Grafik: ORF.at; Quelle: APA/IG Windkraft

Die Energie Burgenland habe 46 Anlagen mit einem Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro in der Pipeline, so Vorstandschef Michael Gerbavsits. Zusammen mit anderen Betreibern dürfte der Investitionsstau im Burgenland insgesamt wohl Richtung 500 Millionen Euro gehen. Gerade jetzt, wo in Österreich das Wirtschaftswachstum nach wie vor nicht berauschend hoch sei, wären Investitionen der Energiewirtschaft notwendig, sagte Gerbavsits. Die Windkraftbetreiber seien bereit, ihren Beitrag zu leisten.

Die WEB Windenergie hat laut Vorstandsvorsitzendem Frank Dumeier bei der OeMAG derzeit 79 MW in der Warteschlange. Die dafür vorgesehenen Investitionen von rund 100 Millionen Euro fließen nun in Projekte in Frankreich, Italien und Deutschland. Dumeier wies auch auf das Risiko von Abschreibungen hin, falls genehmigte Projekte nach drei Jahren bei der OeMAG rausfallen und neue beantragt werden müssen.

260 Windräder in der Warteschlange

Die 260 Anlagen in der OeMAG-Warteschlange seien baureif und könnten sofort realisiert werden, sagte Moidl. In die Planung hätten die Betreiber bereits 50 bis 60 Millionen Euro investiert. Die Rahmenbedingungen hätten sich geändert: Durch die deutlich gesunkenen Marktpreise und die Vervielfachung der Ausgleichsenergiekosten könnten mit den vorhandenen Mitteln weniger Anlagen gefördert werden. 2018 würden ohne Reformen 110 Anlagen aus dem Verfahren rausfallen, 2019 weitere 80. Weiterhin gefordert wird von der Windbranche neben der kleinen Novelle eine umfassende Reform des Ökostromgesetzes.

Grafik über Windenergie in Österreich

Grafik: ORF.at; Quelle: APA/IG Windkraft

Im Vorjahr stieg die installierte Windkraftleistung um 228 auf 2.632 Megawatt (MW), gab die IG Windkraft bekannt. 1.191 Windräder erzeugten mehr als 5,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom. Mit dieser Menge können mehr als 40 Prozent aller Haushalte mit Strom beliefert werden. Die CO2-Vermeidung wird mit 3,7 Millionen Tonnen beziffert, das ist ungefähr so viel CO2 wie 1,6 Millionen Autos oder 35 Prozent aller Autos Österreichs ausstoßen. Größtes Windkraft-Bundesland ist Niederösterreich (mehr als 1.400 MW), gefolgt vom Burgenland (rund 1.000 MW) und der Steiermark (168 MW).

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