68 Verkehrstote durch Regelverletzungen

Rund 16 Prozent der 2016 im Straßenverkehr tödlich Verunglückten - das sind 68 Menschen - haben wegen Vorrangverletzungen oder Missachtung von Ge- und Verboten ihr Leben verloren. Der ÖAMTC sieht einen gefährlichen Trend.

Das sei, trotz der niedrigsten Zahl an Verkehrstoten insgesamt, eine gefährliche Entwicklung, warnte der ÖAMTC am Mittwoch. „Derzeit scheint es verstärkt Egoismus und Ignoranz im Straßenverkehr zu geben, möglicherweise ausgelöst durch eine Kombination aus Leistungsdruck und persönlichem Stress“, sagte Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. „Das begünstigt Fahr- oder Verhaltensfehler.“

„Wir sind nicht wirklich multitaskingfähig“

Das Missachten von Regelwissen zugunsten eigener kleiner Vorteile wie Abkürzungen oder einen Zeitgewinn scheine manchen Verkehrsteilnehmern wichtiger zu sein, als den Fokus auf einen sicheren und rücksichtsvollen Gesamtablauf zu legen, so Seidenberger weiter.

Die Psychologin warnte auch vor Selbstüberschätzung, Ablenkung und Unachtsamkeit während des Gehens oder Fahrens: „Wir sind nicht wirklich multitaskingfähig, Ablenkungen gehen auf Kosten der Aufmerksamkeit und Sicherheit. Das betrifft auch routinierte Fahrer und Radler. Vor allem sind sie auch Vorbilder für Jüngere.“

Leichtfried will Anzahl bis 2020 halbieren

427 Menschen sind 2016 nach vorläufigen Zahlen auf Österreichs Straßen ums Leben gekommen - die niedrigste Zahl an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen des Innenministeriums im Jahr 1950. Damit lag der Blutzoll zum vierten Mal in Folge unter 500, vor 2013 betrug die Opferzahl immer über 500.

Grafik über die Anzahl der Verkehrstoten in Österreich im Jahr 2016

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BMI

Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) will die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 mit einem 100-Punkte-Programm für mehr Sicherheit im Straßenverkehr halbieren. „Wir gehen gezielt gegen die Hauptunfallursache Ablenkung am Steuer vor, etwa indem ein Verstoß gegen das Handyverbot künftig auch mittels Fotobeweis geahndet werden kann. Und wir setzen bei den Jungen an: Wir haben die Probezeit für Fahranfänger auf drei Jahre verlängert und die Mopedausbildung modernisiert“, so der Verkehrsminister.

Grafik über die Anzahl der Verkehrstoten in Österreich im Jahr 2016

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/BMI

Die Alkolocks bezeichnete der Minister als „Meilenstein in der Verkehrssicherheit“. Die Alkohol-Wegfahrsperren sollen ab September zum Einsatz kommen. Sie werden zunächst als fünfjähriges Pilotprojekt für die Führerscheinklasse B eingeführt - mehr dazu in Neuer Tiefststand bei Verkehrstoten (oesterreich.ORF.at).

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