Eigenes Zuhause als Gefahrenquelle unterschätzt

Über 300.000 Menschen haben sich 2016 daheim bei Unfällen schwer oder tödlich verletzt. Das führt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf mangelndes Gefahrenbewusstsein zurück und fordert Sicherheitskampagnen.

Während in den vergangenen Jahren „erfreuliche Rückgänge“ bei Verkehrsunfällen sowie bei Unfällen in Arbeit oder Schule erreicht werden konnten, haben Heim- und Freizeitunfälle den mit Abstand größten Anteil am Unfallgeschehen in Österreich, sagte KFV-Direktor Othmar Thann bei der Präsentation der Zahlen am Dienstag. Zu den rund 300.000 daheim Verunfallten kommen weitere 300.000 Verletzungen bei Freizeit- und Sportunfällen dazu.

Über 90.000 Verletzungen in eigenen vier Wänden

Thann forderte für Verletzungen in privatem Umfeld ähnlich wirksame Programme und Maßnahmen wie im Verkehrsbereich. Dazu zählen etwa oft simple aber effektive Präventions- und Sicherheitsmaßnahmen. Rutschfeste Unterlagen im Bad für ältere Menschen oder auch umfassende Informationen beim Kauf von Geräten im Heimwerker-Bereich können einen großen Unterschied machen. Vor allem gehe es aber um Aufklärung und Bewusstseinsbildung.

Grafik zur Unfallbilanz

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/KfV

Tödliche Unfälle ereignen sich vor allem in den Bereichen Haushalt und Freizeit. Das Klischeebild vom wackeligen Sessel statt der standfesten Leiter ist allzu oft Alltag und Grund für verhängnisvolle Unfälle. Auch findet sich der höchste Anteil an Schwerverletzten im Haushalt und erst an zweiter Stelle im Straßenverkehr. 91.100 Verletzungen waren im Vorjahr auf „Gehen im Haus oder der Wohnumgebung“ zurückzuführen. „Gerade im Eigenheim werden Gefahren häufig unterschätzt“, hieß es seitens des KFV.

Senioren und Kinder am meisten gefährdet

Insgesamt sind die Unfallzahlen in Österreich im Vorjahr leicht gesunken, Senioren und Kinder sind aber weiterhin besonders gefährdet: 794.648 Menschen verunglückten bei Unfällen so schwer, dass ins Spital mussten. 2015 waren es 801.032. 2016 zählte man 26.860 Schwerverletzte und 2.548 Tote, bilanzierte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.

In den vergangen zehn Jahren sind die Gesamtzahlen um rund neun Prozent gesunken, die Zahl der Toten und Schwerverletzten stagniert aber seit Jahren auf hohem Niveau. Die meisten Unfälle ereigneten sich im Vorjahr in Haushalt und Freizeit bzw. beim Freizeitsport, so die aktuellen Auswertungen der KFV-Unfalldatenbank. Nur 17 Prozent der Fälle sind von der gesetzlichen Unfallversicherung abgedeckt.

Fußball gefährlicher als Skifahren

Bei Kinderunfällen (16 Prozent der Verletzten im Jahr 2016) gab es seit 2007 einen Rückgang von 151.400 auf 124.800, die Anzahl verletzter Personen ab 65 Jahren allerdings stieg deutlich auf 218.300 (2007: 192.400). Außerdem befinden sich fast drei Viertel (73 Prozent) der durch einen Unfall getöteten Personen in dieser Altersgruppe.

Knapp 200.000 Unfälle ereigneten sich bei der Sportausübung, wobei Fußball klar auf Platz eins liegt, gefolgt von Ski- und Snowboarden sowie Wandern und Radfahren. 53 Prozent der Verletzten sind männlich, bei den Getöteten betrug deren Anteil 56 Prozent. Sie verunglückten vor allem beim Sport (68 Prozent) und im Straßenverkehr (55 Prozent), Frauen hingegen eher im Haushalt (59 Prozent).

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