Knapp 20.000 Verletzte Radfahrer 2016

Fast 20.000 Österreicherinnen und Österreicher sind im Vorjahr beim Radsport verletzt worden. Neben Freitzeitradlern waren darunter rund 1.200 Rennradfahrer sowie 7.100 Mountainbiker, teilte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) mit.

Mit dem Rennrad sind Situationen in Kreuzungsbereichen am gefährlichsten, erläuterte Armin Kaltenegger vom KFV. Beim Mountainbike gibt es mehr Alleinunfälle.

Fußball führt Statistik an

Radfahren lag laut den Hochrechnungen der KFV-Unfallbilanz 2016 auf Platz vier der fünf häufigsten Sportunfälle, vor Wandern und Klettern mit rund 13.000 Verletzten. Fast 50.000 Österreicher wurden wegen Verletzungen beim Fußballspielen in Unfallambulanzen versorgt, 23.000 verletzten sich beim Ski- und Snowboardfahren, und rund 22.000 bei sonstigen Ballsportarten.

Die Unfallzahlen von Radfahrern allgemein „stagnieren auf einem Niveau, das uns zu hoch erscheint“, sagte Kaltenegger, Bereichsleiter Recht und Normen beim KFV. Gleichzeitig gingen die Unfälle von Kraftfahrzeugen zurück. Die Zahl der Fahrräder ist in Österreich tendenziell leicht steigend, erläuterte der Experte. Laut Konsumerhebung 2014/15 der Statistik Austria besitzen 77 Prozent der Haushalte mindestens ein Fahrrad.

Abbiegende Autos als Problem

Bei den Unfällen an Kreuzungen sind vor allem abbiegende Autos ein Problem, hob Kaltenegger hervor. Oft werde parallel gefahren und der Radfahrer am Straßenrand oder Radweg übersehen. Bei Unfällen mit Pkws sei in drei Viertel der Fälle der Autolenker schuld, sagte er. „Die Kreuzung ist einfach ein Hotspot.“

Auch beim Überholen von Radfahrern passieren immer wieder Unfälle. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt vor, dass „ein der Verkehrssicherheit und der Fahrgeschwindigkeit entsprechender seitlicher Abstand vom Fahrzeug, das überholt wird, einzuhalten“ ist. Da diese Vorschrift zu ungenau ist, lehren Fahrschulen die Daumenregel von einem Meter plus ein Zentimeter je Fahrgeschwindigkeit - also zum Beispiel eineinhalb Meter bei 50 km/h des Kfz, informiert die heimische Radlobby in ihrer Kampagne „Abstand macht sicher“.

„Im Auto fühlt man sich sicher“

„Diese eineinhalb Meter sind leider bei vielen Lenkern völlig unbekannt“, sagte Kaltenegger, der selbst Fahrprüfer ist. „Im Auto fühlt man sich sicher.“ Die Empathie für den Radfahrer fehle beim Überholen, konstatierte er. „Die gemeinsame Nutzung von Flächen erzeugt schon aufgrund der verschiedenen Geschwindigkeiten Differenzen“, erläuterte Marion Seidenberger vom ÖAMTC. „Oft schimpft man wechselseitig“, sagte die Verkehrspsychologin. Viele Verkehrsteilnehmer sind abwechselnd sowohl als Radfahrer, Autofahrer oder Fußgänger unterwegs.

Ein nicht unwesentlicher Anteil der Unglücke von Rennradfahrern sind laut Kaltenegger Alleinunfälle. Bei hohen Geschwindigkeiten führen beispielsweise kleine Hindernisse auf der Fahrbahn leicht zu Stürzen.

„Selbstüberschätzung“ bei Mountainbikern

Beim Mountainbiken ist die Zahl der Alleinunfälle verglichen mit dem Rennradsport deutlich höher. Das liegt auch an Selbstüberschätzung als häufigere Unglücksursache, erläuterte Kaltenegger. Rennradfahrer trainieren eher auf Ausdauer und Kraft, während Mountainbiker „sehr viel auf Risiko“ und „Sensation Seeking“ (Sensationssuche, Anm.) fahren, sagte er. Das sei aber „immer ein Element von Sport“ und nicht zu verurteilen. „Wir müssen auch einmal eine Schramme bekommen, um unsere Grenzen kennenzulernen“, meinte der Experte.

Bei Radsportlern gibt es laut Kaltenegger eine sehr gute Helmquote - bei Rennradfahrern bis zu 100 Prozent, auch bei Mountainbikern ist sie „ganz gut“. Bei beiden Sportarten verteilen sich Kopf-, Schulter- und Beinverletzungen in etwa gleichmäßig. Die Kopfverletzungen sind bei Helmträgern jedoch in der Regel nicht tödlich.

Immer mehr E-Bikes

Rund 400 der 7.100 verletzten Mountainbiker waren im Vorjahr mit einem E-Bike unterwegs, geht aus den Zahlen des KFV hervor. Der E-Bike-Boom „hält nun mit etwas Verspätung Einzug“, sagte Kaltenegger. „Es gibt eine Zunahme der Verkaufszahlen und eine Steigerung der Unfallzahlen mit E-Bikes.“ Die Beratung im Handel ist „super“, der typische Konsument der elektrischen Räder eher älter. Und diese Personen stecken Verletzungen schlechter weg als jüngere, warnte Kaltenegger.

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