Viermal so viele Handysünder wie Alkolenker

In Österreich sind im Vorjahr fast viermal so viele Handysünder wie Alkolenker von der Polizei erwischt worden. Rund 105.500 Lenkerinnen und Lenker wurden wegen Telefonierens am Steuer zur Kasse gebeten.

Ganz genau 105.589 Lenkerinnen und Lenker wurden 2016 laut Innenministerium wegen Telefonierens am Steuer ohne Freisprecheinrichtung angezeigt oder mittels Organstrafverfügung an Ort und Stelle bestraft. Das bedeutet zwar einen Rückgang gegenüber 2015 um 3,2 Prozent, die Zahl ist aber immer noch beachtlich. Zum Vergleich: 27.896 Lenker wurden wegen Alkohols am Steuer angezeigt.

Im Schnitt wurde damit in Österreich alle fünf Minuten ein Handysünder ertappt, so der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer Aussendung am Montag. Fast jeder vierte Verstoß wurde in Wien geahndet.

Reaktionszeit „so schlecht wie mit 0,8 Promille“

Laut Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) führen Österreichs Autofahrer täglich rund 900.000 Telefonate ohne Freisprecheinrichtung. Das heißt, nur einer von 3.000 Handyverstößen wird auch geahndet, analysierte der VCÖ. „Viele meinen, Handytelefonieren beim Autolenken wäre ein Kavaliersdelikt. Dem ist aber nicht so. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille“, warnte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Telefonieren am Steuer verlängert die Reaktionszeit durchschnittlich um 0,5 Sekunden, das Schreiben von SMS oder Bedienen von Navigationsgeräten um etwa zwei Sekunden.

Für VCÖ Strafe zu gering

Seit Juni 2016 gilt ein verschärftes Handyverbot am Steuer. Seither ist auch das Internetsurfen sowie das Schreiben und Lesen von SMS und E-Mails während der Fahrt verboten. Wer gegen die Bestimmungen verstößt, wird mit einem Organmandat in Höhe von 50 Euro bestraft.

Für den VCÖ ist diese Strafe zu gering. In Slowenien werden 120 Euro fällig, in Frankreich mindestens 135 Euro, in Italien mindestens 160 Euro und in Spanien mindestens 200 Euro, rechnete der Club vor. „Gerade im Ortsgebiet, wo Kinder unterwegs sind, ist die volle Aufmerksamkeit und Konzentration auf den Straßenverkehr wichtig“, so Gratzer. Der VCÖ sprach sich für die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem ein.

Spitzenreiter Wien

Die meisten Handyvergehen wurden im Vorjahr in Wien geahndet, nämlich 23.049. Knapp dahinter folgt Niederösterreich mit 22.847 geahndeten Handyvergehen, das waren doppelt so viele wie in Oberösterreich (11.331). In der Steiermark wurden 17.908 Handysünder erwischt, in Tirol 9.172 und in Kärnten 8.633 - mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Während in Wien rund sechsmal so viele Handysünder wie Alkolenker erwischt wurden, waren es im Burgenland dreimal so viele (2.736 Handyvergehen und 903 Alkolenker). In Vorarlberg wurden mehr als 4.200 Lenker beim Telefonieren am Steuer erwischt - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Im langjährigen Vergleich sind die Strafen jedoch rückläufig. 2011 verzeichnete das Innenministerium etwa noch 149.081 Fälle.

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