Heimische Onlinehändler Musterschüler

Heimische Onlinehändler stechen in einem aktuellen EU-Vergleich als die mit den wenigsten Fällen von unfairen Praktiken hervor. Verglichen damit ist die Skepsis in der Bevölkerung allerdings relativ hoch.

Nur an 3,4 Prozent aller Käufe bei heimischen Onlinehändlern gibt es aus juristischer Sicht etwas zu bemängeln - ein europäischer Spitzenwert, wie EU-Justizkommissarin Vera Jourova bei der Präsentation der aktuellen Zahlen herausstrich. Trotzdem ist Österreich, was das Vertrauen der Bevölkerung in Onlinekäufe angeht, nur an dritter Stelle innerhalb der Europäischen Union.

Ein Drittel misstraut Onlinekauf

Beim Index zu Vertrauen in digitale Käufe liegt Frankreich mit 66,7 Prozent an der Spitze vor Deutschland (66,6 Prozent). An dritter Stelle folgt Österreich mit 65,9 Prozent. Der EU-Durchschnitt beträgt hier 59,3 Prozent. Am geringsten ist das Vertrauen in Onlinegeschäfte in Kroatien (45 Prozent), Bulgarien (44,5 Prozent) und Griechenland (44,0 Prozent).

Österreich sticht in der Statistik nicht nur durch die geringste Zahl an „schwarzen Schafen“, sondern umgekehrt auch mit dem höchsten Anteil an „Best Practice“ hervor: Österreich liegt mit 84,4 Prozent bei der Einhaltung der Regeln sowie deren Durchsetzung auf Platz eins, gefolgt von Großbritannien (84,1 Prozent) und Frankreich (83,0 Prozent). Schlusslichter sind Kroatien (63,1 Prozent), Bulgarien (61,1 Prozent) und Polen (60,6 Prozent).

Händler skeptischer als Konsumenten

Generell sei das Vertrauen sowohl bei Konsumenten als auch bei Einzelhändlern gestiegen, so Jourova. Die Vertrauenswerte sind umso wichtiger, als die wirtschaftliche Bedeutung des Onlinehandels weiter zunimmt. Gegenüber der Vorjahresstatistik hat sich das Geschäftsfeld um weitere 2,1 Prozentpunkte auf 55,1 Prozent aller Umsätze ausgedehnt. 2007 waren es nur 29,7 Prozent gewesen.

Beim Einzelhandel sei aber noch eine gewisse Zurückhaltung spürbar, so Jourova. Dabei wird laut Konsumentenanzeiger 2017 der Kommission die Furcht vor höherem Betrugsrisiko und der Nichtbezahlung im Fall von grenzüberschreitenden Verkäufen angeführt. Außerdem verweisen die Händler auf unterschiedliche Steuerregeln in den EU-Staaten und verschiedene nationale Verträge sowie Konsumentenregeln.

Service macht sich bezahlt

Der Vertrauenszuwachs aufseiten der Konsumenten hat seinen Grund: Jourova sagte, es sei gelungen, den Konsumenten eine schnellere Abwicklung im Schadensfall zu geben. Die Herausforderung liege nun darin, mehr Firmen zu ermutigen, angesichts der wachsenden Onlinenachfrage in diesem Bereich tätig zu werden. Alle maßgeblichen Werte - etwa Umtausch, Rückgabe, Reaktion auf Beschwerden - werden von den Kunden positiver bewertet als noch im Vorjahr.

Obwohl zahlreiche Fortschritte verzeichnet werden, weisen Einzelhändler auf Schwierigkeiten bei grenzüberschreitenden Onlinegeschäften hin. So hätten 13 Prozent der Befragten kritisiert, dass Zahlungen verweigert wurden, und zehn Prozent wurde die Lieferung in ihr Land untersagt. Die Kommission hat aufgrund dieser Probleme einen Vorschlag für eine Modernisierung und Harmonisierung der digitalen Vertragsregeln in der EU vorgelegt.

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