Keine Dieselkrise an Zapfsäule

Dieselskandal hin oder her - an der Zapfsäule ist die Krise noch nicht angekommen. Der Verbrauch an Diesel ist im Gegenteil gestiegen, während etwas weniger Benzin an den Tankstellen des Landes nachgefragt wurde.

Nach Angaben des Fachverbands der Mineralölindustrie (FVMI) wurden in Österreich im ersten Halbjahr rund vier Milliarden Liter Diesel und eine Milliarde Liter Benzin getankt. Laut FVMI legte der Dieselverbrauch im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um vier Prozent zu, während der Benzinverbrauch um etwa ein Prozent fiel.

Eine Grafik zeigt den Kraftstoffverbrauch in Österreich

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/FVMI

Wie im Vorjahr wurde der Großteil des Dieseltreibstoffs (57 Prozent) über die 2.670 öffentlich zugänglichen Tankstellen verkauft - dort tanken vor allem Pkws. Die restlichen 43 Prozent entfielen auf das Geschäft mit Großkunden, in der Regel Lkws. Benzin wurde wie üblich zu fast 100 Prozent über öffentlich zugängliche Tankstellen vertrieben.

Urlauberverkehr und Onlinehandel

"Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um die Zukunft der Dieselautos ist der Anstieg des Dieselverbrauchs eine interessante, aber auch erklärbare Entwicklung“, sagte dazu FVMI-Geschäftsführer Christoph Capek. Es gebe „aufgrund der politisch ungünstigen Rahmenbedingungen in einigen Ländern rund um Europa“ einen Anstieg bei Urlauben mit dem eigenen Auto - „und das bei einem hohen Dieselanteil“ bei Pkws.

Der steigende Dieselabsatz werde jedoch nicht nur durch veränderte Urlaubspräferenzen und den generell wachsenden Tourismus hervorgerufen - auch die positive Wirtschaftsentwicklung leistet laut FVMI einen nicht unwesentlichen Beitrag. Als Beispiel wurde in diesem Zusammenhang der Onlinehandel genannt, der ein steigendes Transportaufkommen und damit einen steigenden Absatz von Dieselkraftstoff zur Folge habe.

Auch laut OMV Nachfragesteigerung

Der für das Tankstellen- und Raffineriegeschäft zuständige OMV-Vorstand Manfred Leitner glaubt auch nicht, dass wegen der Diskussion über die Schädlichkeit des Dieseltreibstoffs die Nachfrage in der näheren Zukunft sinken wird. „Weltweit steigt die Dieselnachfrage deutlich an“, sagte Leitner am Donnerstag bei der Präsentation des Halbjahreszahlen.

„Wir sehen heuer nicht nur in Österreich, sondern in allen europäischen Märkten, in denen wir tätig sind, eine deutliche Nachfragesteigerung. Das ist auch in Deutschland der Fall“, sagte Leitner. „Das heißt nicht, dass es die nächsten 40 Jahre so sein wird. Aber ich glaube auch, dass es übertrieben ist zu erwarten, dass innerhalb der nächsten zwei, drei, vier Jahre ein dramatischer Knick kommen wird.“ Längerfristig sei man dabei, die Produktion mehr in Richtung Petrochemie zu verlagern.

Dieselgipfel am 22. August

Mit dem 22. August steht auch der Termin eines von Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) angekündigten Dieselgipfels. Es treffen sich der Arbeitskreis der Automobilimporteure und der Minister, „um konkrete Maßnahmen in Österreich nach dem deutschen Dieselgipfel zu besprechen“, wie das Verkehrsministerium am Donnerstag mitteilte.

Es gehe unter anderem um eine Umstiegsprämie beim „Kauf von emissionsarmen Dieselfahrzeugen“ und den Rückruf von Autos in die Werkstatt, um Software-Updates durchzuführen. Als Vorbild gilt ein bereits in Deutschland abgehaltener Dieselgipfel, wo genau diese Punkte vereinbart wurden.

Aus für neue Benziner und Diesel ab 2030?

Ein weiteres Thema des Gesprächs sind erste Vorbereitungen zur „Abgasstrategie 2030“, die im Herbst mit den Bundesländern und Nichtregierungsorganisationen erarbeitet werden soll und aus Sicht von Leichtfried nach der Wahl Thema von Koalitionsverhandlungen sein soll. Ziel der Strategie sei „sauberer und leistbarer Verkehr unter anderem durch hundert Prozent emissionsfreie Fahrzeug-Neuzulassungen ab 2030“, wie Leichtfried Anfang August per Aussendung mitteilte.

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