„Brexit“ gefährdet Jobs in Autobranche

Im Falle eines harten „Brexit“ sind in der österreichischen Automobilbranche rund 1.000 Jobs gefährdet. Das geht aus einer aktualisierten Analyse des Beratungsunternehmens Deloitte hervor.

„Der ‚Brexit‘ stellt eine große Gefahr für Jobs in der österreichischen Automobilzulieferindustrie dar“, sagte Ben Trask, Partner bei Deloitte Österreich und „Brexit“-Experte. Das Beratungsunternehmen hat die potenziellen Folgen eines harten „Brexit“ für die Automobilzulieferindustrie analysiert.

Umsatzrückgang um halbe Mrd. Euro

Laut Deloitte werden in Österreich rund 3.100 Personen aufgrund des britisch-europäischen Autohandels beschäftigt. Durch einen harten „Brexit“ würde die Beschäftigtenzahl auf rund 2.100 sinken. Zudem drohe der heimischen Automobilzulieferindustrie ein Umsatzrückgang von rund 480 Mio. Euro.

Der Rückgang entspricht rund 1,5 Prozent des gesamten Branchenumsatzes. Er entstehe zum einen direkt aufgrund der Abnahme der Automobilumsätze um rund 106 Mio. Euro, zum anderen vor allem indirekt durch den Rückgang der zugelieferten Autoteile um rund 375 Mio. Euro, so Trask.

Der Gesamteffekt eines harten „Brexit“ für den europäischen Autoabsatz - zum Zeitpunkt des voraussichtlichen EU-Austritts von Großbritannien 2019 - wird auf minus 770.000 Autos prognostiziert. Das entspricht rund vier Prozent der aktuellen Automobilproduktion der EU in Höhe von 17 Millionen Autos. „Gleichzeitig würden die Umsätze europäischer Autoproduzenten um rund 20 Mrd. Euro sinken“, so Trask.

Reihe weiterer Herausforderungen

Weiters rechnen die Berater im Falle eines harten „Brexit“ mit zahlreichen weiteren Herausforderungen wie steigenden Bürokratiekosten und längeren Lieferzeiten. Mittelfristig stehen zwischen Herstellern und Zulieferern auch erneute Vertragsverhandlungen an. Längerfristig sei mit unterschiedlichen Produktstandards im Vereinten Königreich zu rechnen, was zu steigenden Kosten sowie finanziellen und zeitlichen Aufwendungen für Zulassungs- und Patentverfahren führen könnte.

„Ein harter ‚Brexit‘ nützt niemandem. Eine Entscheidung über diesen liegt allerdings nicht bei den Unternehmen, sondern bei den politischen Entscheidungsträgern. Was Unternehmen tun können, ist, sich auf den ‚worst case‘ vorzubereiten“, so der „Brexit“-Experte.

Für das Szenario eines harten „Brexit“ wurden die Annahmen von Zöllen angenommen, wie sie nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) fällig werden würden, falls sich Großbritannien und die EU nicht auf ein Handelsabkommen einigen können. Dann dürfte die EU von Großbritannien nicht niedrigere Zölle verlangen als von anderen WTO-Staaten. Deloitte ging überdies von einem zehnprozentigen Wertrückgang des britischen Pfund aus.

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