2017 täglich 115 Unternehmen gegründet

Die Firmengründungen haben 2017 ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. 29.878 Unternehmen wurden gegründet. Der Präsident der Wirtschaftskammer (WKO), Christoph Leitl, fordert nun staatliche Kreditgarantien für Selbstständige.

Co-Garantien von EU und Österreich wären ein perfektes Instrument, potenzielle Gründer weiter zu ermutigen, glaubt der Chef der WKO. Derartige Garantien, die weitaus breiter aufgestellt sein sollten als die jetzigen aws-Start-Up-Förderungen, sollten dingliche Sicherheiten bei Bankkrediten an Neo-Unternehmer ersetzen. „Das Haus der Schwiegermutter als Pfand zu geben ist nicht lustig“, sagte Leitl am Donnerstag bei der Vorstellung der Gründungsstatistik 2017.

Zur vermehrten Unterstützung brauche man die europäische Ebene. Der österreichische Wirtschaftskammerchef ist seit Jahresbeginn auch Präsident der Europäischen Handelskammern. Von der Regierung erhofft sich die Wirtschaft für die Jungunternehmer zudem regulatorische und steuerliche Erleichterungen, gerade in der Startphase.

Grafik zu Unternehmensgründungen

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/WKO

Neugründungen mit 70.000 Arbeitsplätze

2017 wurden in Österreich im Schnitt 115 Unternehmen pro Tag gegründet. Mit den knapp 29.878 Neugründungen (2016: 29.327) ) waren in Summe rund 70.000 Arbeitsplätze verbunden. Sieben von zehn der neuen Unternehmen seien nach fünf Jahren immer noch in den Händen ihrer Gründer am Markt aktiv, berichtet die Kammer. Auch das Verhältnis Gründungen zu Firmeninsolvenzen lasse sich sehen: Bei rund 5.000 Unternehmensinsolvenzen im Jahr heißt das für Leitl: „Auf sechs Geburten kommt nur ein Todesfall.“

Widerlegt sieht die Wirtschaftskammer eine verbreitete Ansicht, dass die in den vergangenen Jahren hohe Arbeitslosigkeit für den Gründungsboom verantwortlich war. Einer Umfrage des Gründerservice der Kammer zufolge fühlten sich 2017 lediglich 10 Prozent in die Selbstständigkeit gedrängt. 5 Prozent gaben an, das Arbeitsmarktservice (AMS) direkt habe ihnen den Schritt in die Selbstständigkeit angeraten.

Jeder Zweite hofft auf Einkommenssteigerung

Knapp 57 Prozent der Befragten berichteten, in ihrem Alter in der Selbstständigkeit eine neue persönliche Berufsperspektive gesehen zu haben. Für Leitl waren das beispielsweise Folgen von Betriebsschließungen, wo für einen 53-Jährigen am normalen Stellenmarkt keine großen Chancen bestanden. Nur ein Bruchteil war bei der Unternehmensgründung arbeitslos gemeldet. Jeder Zweite (52,8 Prozent) erhoffte sich, sein Einkommen zu steigern.

Viele freilich, so Leitl, würden am Anfang ihrer Selbstständigkeit mehr arbeiten - „da geht es nicht um 40, sondern 60 Stunden“ - und weniger verdienen, weniger schlafen. „In manchen Nächten werden sie auch weniger gut schlafen.“ Aber die Tätigkeit gebe auch innere Kraft. Im Schnitt sind Gründer in Österreich 37 Jahre alt. Das heißt, viele haben schon Praxiserfahrung im Beruf.

Frauen gründen in der Regel etwas später als Männer. In der Gründerstatistik der Kammer liegt der Frauenanteil bei Neugründungen bei 44,5 Prozent. Unter Einbeziehung der selbstständigen Personenbetreuerinnen (weitere 10.000 Gründungen) lag der Frauenanteil bei 59,9 Prozent.

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