Waren in Deutschland deutlich billiger

Für völlig idente Waren müssen Konsumenten in Österreich mitunter deutlich tiefer in die Tasche greifen als in Deutschland. Laut Verein für Konsumenteninformation (VKI) betragen die Preisunterschiede bis zu 70 Prozent. Der Handel beruft sich auf „strukturelle Unterschiede“.

Der Vergleich für das Testmagazin „Konsument“ zeigte laut VKI bei Marken- bzw. Drogerieartikeln eine durchschnittliche Preisdifferenz von zehn bis 20 Prozent. Mitunter lägen die Preise aber auch um 60 oder sogar 70 Prozent über dem deutschen Niveau. Der Handel berufe sich, so der VKI, auf höhere Steuern und „strukturelle Unterschiede“ zum Nachbarland.

Konkret zeigte der VKI-Test folgendes Ergebnis: Von 74 Artikeln des täglichen Bedarfs sind 61 teurer als in Deutschland, neun kosten gleich viel, nur vier sind billiger. Für den Vergleich wurden die Preise in Supermärkten und in Onlineshops berücksichtigt - von Kosmetika bis Bier.

Bier billiger als in Herstellerregion

Rund 50 ml der „Nivea for Men“-Gesichtspflege etwa kosten bei dm in Österreich 12,95 Euro, während man bei dm in Deutschland nur 7,45 Euro zahlt - ein Preisunterschied von 74 Prozent. Für einen Laserdrucker von HP muss ein Kunde beim Elektronikhändler Conrad in Österreich um 13 Prozent mehr (179 statt 159 Euro) berappen als in Deutschland. 400 Gramm Nutella kosten 2,45 Euro, in Deutschland 1,99 Euro.

Als „gemein“ bezeichnet der VKI, dass eine Kiste Bier der Marke Stiegl Goldbräu jenseits der Grenze um 1,40 Euro weniger kostet als an seinem Herstellungsort. Billiger als in Deutschland kommt man in Österreich bei der Fast-Food-Kette McDonald’s weg.

Steuer „macht das Kraut nicht Fett“

Die Unternehmen begründen die Preisunterschiede mit den unterschiedlichen Umsatzsteuersätzen (Österreich 20 Prozent, Deutschland 19 Prozent, Anm.). Der VKI will diese Begründung allerdings nicht ganz gelten lassen, denn dieser Unterschied, „das sehen selbst schwache Rechner, kann das Kraut ja wohl nicht so fett machen“, heißt es in dem Bericht. Auch höhere Logistikkosten und Grundstückspreise werden dabei ins Treffen geführt, auch habe Österreich andere und mehr Qualitätsprüfungen als Deutschland.

Hinzu kämen kleinere Absatzmengen, die Verteilung der Ware sei wegen höherer Straßen- und Mautgebühren und der geringeren Bevölkerungskonzentration kostspieliger. Außerdem könnten größere Ketten bei ihren Lieferanten die Preise drücken, so der Handel.

Aktionen und Rabatte als „Scheingefechte“

Die Konsumentenschützer orten auch ein Konkurrenzproblem: Während es in Deutschland beispielsweise im Lebensmittelbereich mehr als ein Dutzend große Ketten gebe, seien es in Österreich nur drei Unternehmen (REWE, Spar, Hofer), die sich rund 80 Prozent des Marktes mit unterschiedlichen Filialnamen und -konzepten teilten. Aktionen und Rabatte seien unter dem Strich „Scheingefechte“ und hätten kaum Auswirkungen auf das tatsächliche Preisniveau, so der VKI.

Die Empfehlung lautet daher: Preise vergleichen. Es könnte sich durchaus lohnen, beim Nahversorger vorbeizuschauen, denn vieles sei dort nicht teurer als bei den großen Ketten. Außerdem könne sich beim Internetshopping eine deutsche Lieferadresse auszahlen, die über verschiedene Anbieter unkompliziert anzuschaffen sei. Allerdings sei auch hier auf Lieferkonditionen, Lager- und sonstige Gebühren zu achten.

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