„Speckgürtel“ werden üppiger

Immer mehr Österreicher zieht es in die „Speckgürtel“ rund um die Ballungsgebiete. Den höchsten Bevölkerungszuwachs verzeichneten zwischen 2001 und 2011 die Städte und Gemeinden im Einzugsgebiet von Wien und Graz.

Spitzenreiter sind laut einer vom Städtebund präsentierten Aufstellung der Statistik Austria Gänserndorf (plus 28,1 Prozent) und Vösendorf (plus 25,7 Prozent) rund um Wien sowie Seiersberg (plus 22,6 Prozent) und Gratkorn (plus 13,2 Prozent) bei Graz. Auch die Randgemeinden von Linz (Leonding plus 14 Prozent) und Innsbruck (Hall in Tirol plus 10,5 Prozent) weisen deutliche Zuwächse auf.

Grafik Entwicklung Stadtbevölkerung

APA

Zahl der Einwohner (2011) und Zunahme in Prozent (2001 bis 2011)

Strukturschwache Gebiete verlieren

Auffällig ist, dass im Gegensatz zu den Großstadtregionen strukturschwächere Gebiete einen Bevölkerungsschwund verzeichnen. In vielen Gemeinden in den alten steirischen Industrieregionen (Eisenerz minus 23,1, Murau minus 10,1, Köflach minus 8,6 Prozent) und im nördlichen Waldviertel (Raabs an der Thaya minus 10,8, Litschau minus 10,1, Heidenreichstein minus 10,0 Prozent) ist dieser Trend nachvollziehbar.

Eisenerz hat mit 51,4 Prozent auch den geringsten Anteil an Personen im klassischen „Erwerbsalter“ (20 bis unter 65 Jahre) und ist damit wenig überraschend Schlusslicht bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (12,2 Prozent). Zum Vergleich: Spitzenreiter Lustenau hat einen Anteil an „Jungen“ von immerhin 24,7 Prozent.

Zuwachs in Landeshauptstädten

Was die Landeshauptstädte angeht, hat Graz laut Angaben der Statistik Austria mit einem Bevölkerungsplus von 15,6 Prozent in den vergangenen Jahren am stärksten zugelegt. Knapp dahinter folgt Eisenstadt mit 14,66 Prozent. Eine Bevölkerungszunahme im zweistelligen Bereich kann auch noch Wien vorweisen (plus 10,58 PRozent). Linz (plus 3,2 Prozent), Salzburg (plus 3,8 Prozent) und Bregenz (plus 3,86 Prozent) stehen am anderen Ende der Skala.

Die Großstadt ist dabei Anziehungspunkt für Personen mit Migrationshintergrund. 2010 lebten rund 80 Prozent der Personen ausländischer Herkunft in nur zehn Prozent aller Gemeinden.

Kinderbetreuungsplätze angestiegen

Als Herausforderung für die Städte zeigt sich laut Generalsekretär Thomas Weninger die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen. Betrachtet man die Entwicklung der Kinderbetreuung bei Drei-, Vier- und Fünfjährigen in den letzten zehn Jahren, zeige sich, dass bei allen drei Alterskategorien beträchtliche Anstiege zu erkennen seien.

So erhöhte sich die Betreuungsquote der Dreijährigen von 53,4 Prozent im Jahr 1999 auf mittlerweile 80 Prozent. Bei den Vierjährigen wurde in den letzten zehn Jahren eine Steigerung von 84,0 auf 95,5 Prozent verzeichnet, bei den Fünfjährigen von 90,2 auf 94,4 Prozent. Die Betreuung der bis Zweijährigen liegt aktuell bei 17,1 Prozent.

Die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für die vorschulische Erziehung beliefen sich 2010 in den Landeshauptstädten auf durchschnittlich 262 Euro pro Einwohner bzw. 5.700 Euro pro betreutem Kind, beim allgemeinbildenden Unterricht lagen die Kosten bei durchschnittlich 338 Euro pro Einwohner bzw. 3.300 Euro pro Schüler.

Vorsteuerabzug bei Bildungseinrichtungen?

Umso ärgerlicher findet es Weninger, dass im Rahmen des Konsolidierungspaketes die Möglichkeit des Vorsteuerabzuges für Bildungseinrichtungen eliminiert wurde. Dadurch würden sich Investitionen für Bauprojekte um 20 Prozent verteuern.

Neben der Rücknahme dieser Maßnahme verlangte der Städtebund neuerlich eine Reform des Finanzausgleichs in Richtung Aufgabenorientierung. Das Finanzausgleichsgesetz (FAG) sollte sich nicht nur an der Einwohnerzahl, sondern auch an den Aufgaben orientieren, würden doch die Städte eine Fülle von Aufgaben für ihr Umland übernehmen.

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