Solidarität in Österreich sinkt

Solidarität und Hilfsbereitschaft lassen in Österreich laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung nach. Vor allem im Umgang mit Minderheiten liegt Österreich im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld.

Laut der Studie liegt Österreich beim gesellschaftliche Zusammenhalt auf Platz 13 von insgesamt 34 untersuchten Ländern. In den skandinavischen Ländern ist der gesellschaftliche Zusammenhalt demnach am stärksten. Die baltischen Staaten Litauen und Lettland sowie Bulgarien, Griechenland und Rumänien bilden die Schlusslichter im Ländervergleich.

Qualität des Miteinander

Die Studie definiert gesellschaftlichen Zusammenhalt als Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders.

Prinzipiell liegt Österreich seit 1989 kontinuierlich im oberen Mittelfeld der untersuchten Länder. Laut den Autoren ist hierzulande eine besondere Stärke, dass soziale Regeln anerkannt werden. Lange war Österreich auch in der Spitzengruppe bezüglich Solidarität und Hilfsbereitschaft. Im letzten Erhebungszeitraum 2009 bis 2012 fiel Österreich jedoch ins obere Mittelfeld zurück.

Langfristig haben sich soziale Vernetzung und deren Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben positiv entwickelt, so die Autoren. Hier rangierte Österreich bis 1995 noch im unteren Mittelfeld, gehört heute jedoch zum oberen Mittelfeld. Einen positiven Trend gab es auch bei Gerechtigkeitsempfinden.

Wenig Toleranz bei Minderheiten

Besorgniserregend ist für die Forscher hingegen der schwache Umgang mit Diversitäten in Österreich. Dazu gehört die Tolerierung von Minderheiten und deren Lebensstil, wie beispielsweise von Einwanderern oder Homosexuellen. Österreich liegt hier im unteren Mittelfeld, ebenso wie die Nachbarländer Schweiz und Deutschland.

In allen drei Ländern gibt es laufend Diskussionen über Integration von Migranten. Der Vergleich mit Einwanderungsländern zeige jedoch, dass ein hoher Anteil an Migranten kein Hindernis für starken Zusammenhalt sei, so die Autoren. Vielmehr belastet die fehlende Akzeptanz von Vielfalt das Zusammenleben.

Untersuchung von 1989 bis heute

Ein Forscherteam der Universität Bremen hat die Entwicklung von 1989 bis heute in allen EU-Staaten (vor dem Beitritt Kroatiens) sowie in den OECD-Nationen Australien, Israel, Kanada, Neuseeland, Norwegen, Schweiz und den USA untersucht. Als gute Rahmenbedingungen für einen starken Zusammenhalt nannten die Wissenschafter vor allem Wohlstand, eine ausgeglichene Einkommensverteilung und der Aspekt des technologischen Fortschritts hin zur Wissensgesellschaft. Für Globalisierung und Einwanderung hingegen gibt es keinen statistisch belegbaren negativen Einfluss auf den Zusammenhalt eines Landes, so ein Fazit der Untersuchung.