WIFO/IHS: Wachstum bleibt heuer schwach

Die Wirtschaft wächst heuer wie schon im Vorjahr nur schwach, erst für 2016 erwarten die Experten eine Beschleunigung. WIFO und IHS gehen für 2015 von unverändert 0,5 bzw. 0,8 Prozent realem BIP-Anstieg aus.

Für 2016 erhöhte das WIFO Mitte März seine Prognose von einem Plus von 1,1 auf 1,3 Prozent, während das IHS bei plus 1,6 Prozent blieb. Weiterhin gibt es keine nennenswerten Hinweise auf eine Konjunkturbelebung, deshalb dürfte die Wirtschaft auch Anfang 2015 nur sehr verhalten expandieren, so das WIFO.

Erst 2016 könnte eine etwas günstigere Entwicklung in Gang kommen, begünstigt durch die Euro-Schwäche und die niedrigen Öl- bzw. Rohstoffpreise. Dann „sollte auch die österreichische Wirtschaft die langandauernde Stagnationsphase überwinden“ können, so das Institut für Höhere Studien (IHS). 2014 betrug das BIP-Plus nur 0,3 Prozent, 2013 nur 0,2 Prozent.

Kein Hinweis auf merklichen Aufschwung

Vorerst spreche viel dafür, dass die heimische Wirtschaft die träge Entwicklung der Vorquartale auch in diesem Frühjahr beibehalte, so das WIFO. Jedoch gebe es auch keine Hinweise auf ausgeprägtere rezessive Tendenzen. Auch das IHS betonte, dass die Stimmungsindikatoren weiterhin nicht auf einen merklichen Aufschwung hindeuten. Erst 2016 werde die Wirtschaftsleistung wohl etwas stärker zunehmen und damit dem Potenzialwachstum entsprechen. Die Steuerreform ist in den Prognosen noch nicht berücksichtigt.

Arbeitslosigkeit steigt auf rund neun Prozent

Die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen. Der Grund ist die starke Ausweitung des Arbeitskräftepotenzials. Die Arbeitslosenrate nach heimischer Definition dürfte laut WIFO von 8,4 Prozent im Vorjahr auf heuer 9,1 Prozent und nächstes Jahr auf 9,4 Prozent klettern. Das IHS ist mit jeweils 8,9 Prozent für 2015 und 2016 etwas zuversichtlicher. Trotz mehr Arbeitslosen steigt auch die Zahl der unselbstständig Beschäftigten, und zwar laut WIFO um 0,5 und dann um 0,7 Prozent.

Konjunkturprognose

APA/ORF.at/WIFO/IHS

Teuerung dürfte nachlassen

Die Teuerung dürfte nachlassen: Nach 1,7 Prozent Inflationsrate geht das WIFO für 2015/16 von einem Rückgang des Preisanstiegs auf 1,3 und 1,5 Prozent aus, das IHS sieht 1,2 und 1,8 Prozent Anstieg. Der Rückgang geht primär auf die stark gefallenen Energiepreise zurück - mit dem Wegfall des Basiseffekts bei den Energiepreisen dürfte die Inflation aber ab Jahresende wieder merklich anziehen, so das IHS.

Neben einer mäßigen Expansion des Konsums der privaten Haushalte, die voriges Jahr stagnierten, sollte 2015/16 auch die Investitionstätigkeit etwas zunehmen, so das WIFO. Der deutliche Rückgang der Inflation sollte die Kaufkraft stärken - laut IHS um 0,8 bzw. 0,9 Prozent, laut WIFO um 0,4 und 0,9 Prozent.

Exportbelebung erwartet

Die Investitionsnachfrage ist noch durch das geringe Unternehmervertrauen und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung gedrückt. Für heuer rechnet das IHS mit einem Prozent mehr Bruttoanlageinvestitionen und für 2016 mit einem kräftigeren Plus von 2,7 Prozent. Das WIFO sieht heuer ein Prozent mehr Bruttoanlageinvestitionen, für 2016 dann 1,5 Prozent mehr; die Ausrüstungsinvestitionen sollen real um 1,5 und 2,5 Prozent zulegen.

Die Exporte sollten sich mit dem Anziehen der internationalen Konjunktur wieder beleben. Die Ausfuhren an Waren, aber auch die Einfuhren sollten heuer wieder deutlich mehr als zwei Prozent zulegen, glaubt das WIFO. Das IHS rechnet sogar mit mehr als drei Prozent. Und für 2016 rechnen die Institute hier mit einer Verstärkung des Anstiegs bei den Exporten auf vier Prozent (WIFO) bzw. sogar auf mehr als fünf Prozent (IHS). Insgesamt dürfte die Außenwirtschaft laut WFIO aber über den Prognosehorizont keinen positiven Wachstumsbeitrag leisten.

Für das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition geht das WIFO (nach 2,8 Prozent des BIP 2014) für heuer von 2,2 Prozent Abgang und 2016 von einem Minus von 1,9 Prozent aus. Ein ausgeglichener Staatshaushalt und ein strukturell nahezu ausgeglichenes Budget würden aufgrund des prognostizierten Konjunkturverlaufes und der angenommenen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Prognosezeitraum nicht erzielt.

Starke Unsicherheit durch Hypo-Abwicklung

Das IHS sieht die Lage neben Konsolidierung und schwacher Konjunktur auch stark durch die Unsicherheiten bei der Abwicklung der Hypo Alpe-Adria bzw. deren „Bad Bank“ Heta geprägt. Für 2015 und 2016 rechnet das Institut mit einem Defizit von 2,1 bzw. 1,8 Prozent des BIP. Wegen der unsicheren Konjunkturlage und allfälliger notwendiger zusätzlicher Mittel für die Banken bestünden aber beträchtliche Prognoserisiken.

Da bei Prognoseerstellung keine Informationen über die Ausgestaltung der Steuerreform vorlagen, habe man diese nicht berücksichtigen können, betonte das IHS auch an der Stelle. Doch selbst ohne Steuerreform würde das Ziel eines strukturellen Nulldefizits im Jahr 2016 eine weitere Senkung des Defizits um gut einen halben Prozentpunkt erfordern, so das IHS.

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