Österreicher trinken viel und impfen wenig

Die Österreicher stechen im OECD-Vergleich bei einigen Gesundheitsindikatoren stark hervor. Hierzulande wird etwa besonders viel Alkohol konsumiert und wenig geimpft, geht aus dem OECD-Bericht „Health at a Glance 2015“ hervor.

12,2 Liter reinen Alkohol konsumierten die Österreicher (über 15 Jahre) pro Kopf und Jahr (Stand 2011), ein Wert, der unter den 34 OECD-Staaten lediglich von Litauen (14,3 Liter) übertroffen wurde. Gegenüber dem Wert des Jahres 2000 haben sich die Menschen hierzulande aber schon eingeschränkt, damals kamen sie noch auf 13,7 Liter, so der Bericht, der sich auf Zahlen aus dem Jahr 2013 stützt.

Grafik zeigt Gesundheit im OECD-Vergleich - Spitäler, Ärzte, Gesundheitsausgaben, Impfrate, Alkoholkonsum

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/OECD

Schlecht liegt Österreich, was die Impfrate betrifft. Gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten sind nur 83 Prozent der Einjährigen immunisiert - ein Wert, der nur von Indien und Südafrika unterboten wird. Der OECD-Schnitt liegt bei 95 Prozent. Noch schlechter ist die österreichische Durchimpfungsrate der Einjährigen bei Masern mit 76 Prozent (OECD: 94 Prozent). Bei Hepatitis B liegt sie bei 83 Prozent, OECD-weit bei 92,3.

Starker Anstieg bei Kaiserschnitten

Bei den medizinischen Eingriffen ist Österreich unter den Spitzenreitern bei Hüft- und Knieprothesen. Leicht über dem Durchschnitt ist der Wert bei Kaiserschnitten (28,8 Prozent aller Lebendgeburten), mit starkem Zuwachs: Im Jahr 2000 lag der Wert noch bei 16,8 Prozent, 2006 bei 25,1.

Sehr spitalslastig

Zudem ist das heimische Gesundheitssystem weiterhin sehr spitalslastig. Mit 266 Spitalsentlassungen pro 1.000 Einwohner ist Österreich Spitzenreiter unter den 34 Mitgliedsstaaten. Die Zahl der Krankenhausbetten liegt um 60 Prozent über dem OECD-Schnitt. Pro 1.000 Einwohner verfügt Österreich über 7,7 Krankenhausbetten, so der Bericht. Mehr haben nur Japan, Korea, Russland und Deutschland.

Grafik zeigt Gesundheit im OECD-Vergleich - Spitäler, Ärzte, Gesundheitsausgaben, Impfrate, Alkoholkonsum

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/OECD

Die hohe Zahl der Spitalsaufenthalte (um 70 Prozent über dem OECD-Schnitt) lasse sich nicht durch die Bevölkerungsstruktur erklären, hieß es in einem Pressepapier zur Lage in Österreich. So hätten etwa nordische Länder wie Finnland und Schweden einen höheren Anteil an über 65-Jährigen, aber trotzdem viel geringere Spitalsaufnahmen und -entlassungen.

Rückstand bei ambulanten Eingriffen

Eine der Ursachen für die hohe Hospitalisationsrate ist aus OECD-Sicht Österreichs Rückstand bei ambulanten Eingriffen. Zwar sei bei Kataraktoperationen („Grauer Star“) der Anteil tagesklinischer Operationen stark von nur einem Prozent im Jahr 2000 auf 67 Prozent im Jahr 2013 gestiegen. Im Großteil der OECD-Länder würden aber fast alle Star-Operationen ambulant durchgeführt. Mandeloperationen würden in Österreich fast nie tagesklinisch durchgeführt, in vielen anderen Staaten aber schon.

Überdurchschnittliche Gesundheitsausgaben

Über dem OECD-Schnitt liegt Österreich auch bei den Gesundheitsausgaben pro Kopf (Stand 2013), und zwar mit 4.553 US-Dollar (4.148,14 Euro) pro Jahr (OECD: 3.453 US-Dollar/3.145,96 Euro). Spitzenreiter sind hier die USA mit 8.713 Dollar (7.938,23 Euro). Das gilt auch in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP): Die USA wenden hier 16,4 Prozent auf, Österreich 10,1 Prozent, die OECD-Länder gesamt 8,9 Prozent.

Sehr weit vorne liegt Österreich bei der Zahl praktizierender Ärzte. Pro 1.000 Einwohner sind es 5,0, nur Griechenland hat hier mit 6,3 noch mehr. Der OECD-Schnitt liegt bei 3,3. Bei der Inanspruchnahme von Ärzten (in Ordinationen, Ambulanzen und Spitälern) kommen die Österreicher allerdings nur leicht über den Schnitt der 34 Staaten.

Ähnlich sieht es bei den Medikamentenausgaben aus. 536 Dollar (488,34 Euro) wurden hierzulande pro Kopf im Jahr 2013 ausgegeben, OECD-weit 515 Dollar (469,21 Euro). Wie in vielen anderen Staaten haben die Ausgaben in den Jahren der Wirtschaftskrise stagniert, ab 2014 aber wieder zu steigen begonnen. Das sei zum Teil auf Ausgaben für neue, hochpreisige Medikamente zur Behandlung von Krebs und Hepatitis C zurückzuführen, hieß es.

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