Unternehmensinsolvenzen auf Tiefststand

Zwei der drei großen Kreditschutzverbände in Österreich - der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) und der Kreditschutzverband (KSV1870) - haben ihre endgültigen Insolvenzstatistiken für das vergangene Jahr vorgelegt. Laut beiden Verbänden gingen die Firmenpleiten zurück.

Die Zahlen weichen zwar geringfügig voneinander ab, beide Verbände sehen aber ein Minus von rund fünf Prozent aller eröffneten und abgewiesenen Firmenpleiten gegenüber 2014 auf rund 5.200. Die Zahl ist laut AKV die geringste in der letzten Dekade. Den Spitzenwert gab es 2009 mit 6.883 Firmeninsolvenzen.

Deutliche Differenzen bei Passiva

Bei den Gesamtpassiva gehen die Ergebnisse der beiden Verbände schon deutlicher auseinander - und zwar gleich um eine halbe Milliarde Euro. Auch in den vergangen Jahren hatte es Differenzen in dieser Höhe gegeben. Während der AKV von 2,9 Mrd. Euro Gesamtverbindlichkeiten für 2015 spricht, erhob der KSV1870 2,4 Mrd. Euro.

Vertreter beider Verbände versicherten gegenüber der APA, nur die Zahlen der eröffneten Insolvenzen zu verwenden und jene der abgewiesenen nicht hinzuzuzählen. Begründet wird der hohe Unterschied mit den unterschiedlichen Arten der Statistikerstellung. Fakt ist, dass es in Insolvenzverfahren nur wenige statische Zahlen von Beginn bis zum Ende gibt. Angemeldete Forderungen entsprechen oft nicht jenen, die anerkannt werden, und auch anerkannte Werte können sich ändern.

Ein gutes Beispiel für die Veränderung von Zahlen in Insolvenzverfahren ist die aktuelle Zielpunkt-Pleite - beide Verbände gaben hier die Passiva unisono mit 237 Mio. Euro an. In dieser Summe werden derzeit aber noch Kosten für das frühzeitige Ende aller Mietverhältnisse geführt. Tatsächlich wird aber die Hälfte der Filialen weiter betrieben werden - und somit werden auch Mieteinnahmen weiterlukriert.

Meiste Insolvenzen im Handel

Im Handel gab es dem AKV zufolge mit 977 Verfahren - vor der Bauwirtschaft mit 943 und der Gastronomie mit 739 - nicht nur die meisten Insolvenzen, sondern auch die größte bezogen auf die Passiva und betroffenen Dienstnehmer, nämlich Zielpunkt. Diese Pleite gefährdet 2.700 Dienstverhältnisse, wovon allerdings eine beträchtliche Anzahl bei neuen Unternehmen weiterbeschäftigt werden dürfte, die in Zielpunkt-Liegenschaften einziehen werden.

Grafik zu den Firmeninsolvenzen 2015

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AKV

Insgesamt von Insolvenzen betroffene Dienstnehmer gab es 2015 laut KSV1870 mit 21.800 um 4,3 Prozent mehr als 2014. Dass 2015 mehr Jobs gefährdet wurden als 2014 ist laut dem AKV auf mitarbeiterstarke Firmen zurückzuführen, die pleitegingen. Neben Zielpunkt führte der Verband Schirnhofer, die FMT-Gruppe und die RING-Gruppe an.

Steigende Zahlen seit Jahresende

Für heuer sieht der AKV für die ersten Monate einen überdurchschnittlichen Anstieg der Firmeninsolvenzen, wie das auch schon gegen Ende 2015 der Fall gewesen sei. Für das ganze Jahr 2016 rechnet man mit mehr als 5.500 Firmeninsolvenzen. Eröffnet wurden 2015 laut AKV 3.132 Firmenpleiten. Insgesamt wiesen 35 Pleiten mehr als zehn Millionen Euro Passiva auf, 174 hatten Passiva zwischen zwei und zehn Millionen Euro und 2.906 unter zwei Millionen Euro.

Zu den zehn größten Firmenpleiten zählen dem KSV zufolge nach Zielpunkt die BISO Schrattenecker GmbH mit Passiva über 68,3 Mio. Euro auf Platz zwei und die QuadraCir Beteiligung GmbH mit 55,2 Mio. Euro auf Platz drei. Danach folgten die HANLO Firmengruppe (44,3 Mio. Euro Passiva), Bäckerei-Gruppe Pan & Co (39 Mio. Euro), Rosenthal KG (30 Mio. Euro), Schirnhofer GmbH (29 Mio. Euro), Teak Holz International (27,9 Mio. Euro), FMT Firmengruppe (25,8 Mio. Euro) und IASON GmbH (24,8 Mio. Euro).

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