Eile bestimmt Auswahl bei Lebensmittelkauf

Der österreichische Alltag könnte von „Slow Food“ kaum weiter entfernt sein, zeigt die neueste AMA-Statistik zu den Gewohnheiten beim Lebensmitteleinkauf. Zubereitung und Essen müssen schnell gehen - und sollen trotzdem nachhaltig sein.

Im Trend liegen laut den am Mittwoch präsentierten Zahlen der Agrarmarkt Austria Marketing jene Produkte, die am wenigsten Zeit beanspruchen. Sogar Schneiden und Raspeln wird eingespart: Schnittkäse in Selbstbedienung und kochfertiger Reibkäse sind seit Jahren Gewinner bei den Marktanteilen. Bei Wurst und Schinken schaut es ähnlich aus: Aufgeschnittene Ware erlebt einen Boom. Die Konsumenten sind bereit, dafür mehr zu bezahlen.

Auch Zeitbudget für Einkäufe schrumpft

Wachsender Beliebtheit erfreuen sich auch Fleischteile für die schnelle Küche - Filetsteaks, Beiried-Schnitten und Hendlfleisch legen seit Jahren überdurchschnittlich stark zu. Dazu passt der anhaltende Rückgang der Einkaufsfrequenz: Voriges Jahr gingen die Konsumenten im Durchschnitt zehnmal seltener pro Jahr einkaufen als noch 2011. Das schlägt sich wiederum in der Haltbarkeit als zentralem Kriterium bei der Produktwahl nieder.

Länger haltbare Frischmilch (ESL-Milch) etwa erfreut sich weiterhin zunehmender Beliebtheit. Die AMA schreibt sogar von einem Siegeszug. Jedes zweite im Einzelhandel gekaufte Packerl Milch ist demnach ein länger frisch bleibendes. Auch Haltbarmilch (H-Milch) legte voriges Jahr besonders stark zu. Das liegt nicht zuletzt an der starken Aktionierung dieser Warengruppen. „H-Milch war 2016 so billig wie lange nicht“, so AMA-Marktforscherin Micaela Schantl.

„Convenience“ vs. Nachhaltigkeit

Trotz des „Megatrends Convenience“ (AMA) wollen Konsumenten allerdings nachhaltige Lebensmittel: Der Anteil der eingekauften Bioprodukte nach Wert ist bei fast allen Produktgruppen angestiegen. So machten Bioeier wertmäßig im Vorjahr erstmals etwas mehr als ein Fünftel aller Eier aus. Bei Frischmilch und Fruchtjoghurt stieg der Bioanteil auf 17,9 bzw. 11,9 Prozent. Bei Frischgemüse und Frischobst gab es einen Anstieg auf 14,4 Prozent bzw. 10,7 Prozent.

140 Euro pro Monat

Die Ausgaben der heimischen Haushalte für Frische- und Fertigprodukte (ohne Brot und Gebäck) sind 2016 im Vorjahresvergleich bei 140 Euro pro Monat stagniert.

Rückgänge im Vorjahresvergleich gab es in marginaler Höhe bei Biobutter (auf 9,2 Prozent) und Biowurst bzw. -schinken (auf 2,6 Prozent). Insgesamt waren 8,2 Prozent der Produkte nach Einkaufswert bio. Die österreichischen Haushalte kaufen aber nicht nur im Supermarkt ein. Ein Viertel der Befragten kauft einmal in der Woche beim Bauernmarkt oder Hofladen ein. Das am häufigsten direkt vom Bauern gekaufte Produkt sind Eier.

Diskonter gewinnen Marktanteile

Bei der Wahl des Supermarkts haben die Diskonter oft die Nase vorn: Ihr Marktanteil ist 2016 auf 30 Prozent gestiegen. Laut AMA-Marketing profitieren sie dabei von der Zielpunkt-Pleite. Das Aus dieser Kette hat auch die Konzentration im heimischen Einzelhandel weiter ansteigen lassen. Die drei größten Unternehmen - REWE, Spar und Hofer - vereinigten 88 Prozent der Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel auf sich.

Daten aus 2.800 Haushalten

Die Zahlen basieren auf der rollierenden Agrarmarktanalyse der AMA. 2.800 Haushalte führen dafür Aufzeichnungen über ihre Einkäufe.

Die Rabattschlacht im Buhlen um Kunden dürfte sich allerdings erschöpft haben: Der Aktionsanteil ging im Vorjahr nach Jahren eines Anstiegs wieder leicht auf 23 Prozent zurück. 23 Prozent der Frischeprodukte werden im Angebot gekauft, bei Fleisch sind es sogar 33 Prozent. Generell sind mengenmäßig die meistverkauften heimischen Frischeprodukte Milch, Erdäpfel und Äpfel. Umsatzmäßig sind es Schnittkäse, Schweine- und Rindfleisch sowie Schinken.

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