Blitze: Hotspots, Mythen und Wahrheit

Im Hochsommer haben Blitze Hochsaison. Regional ist die Blitzhäufigkeit unterschiedlich. Beim richtigen Verhalten im Freien mischen sich Mythen und Wahrheit.

Die ALDIS-Auswertung für 2017 zählte bis zur Jahreshälfte insgesamt rund 281.000 Blitze, bei 39.000 davon handelte es sich um Wolke-Erde-Blitze, also tatsächliche Blitzeinschläge. Damit liege 2017 derzeit ziemlich genau im Durchschnitt der vergangenen Jahre, heißt es. Ein Trend zu mehr Gewittern lässt sich nicht ausmachen.

Blitzdichte nach Bezirken

Grafik: ORF.at; Quelle: APA/ZAMG/Aldis

Mehr Gewitter durch Klimaerwärmung

Internationale Studien mit Klimamodellen gingen aber davon aus, dass bei einer weltweiten Temperaturerhöhung von einem Grad Celsius die Blitzhäufigkeit um fünf bis zehn Prozent steigt. „Einfach gesagt: Wird die Atmosphäre wärmer, gibt es auch mehr Gewitter.“ Dass Blitze in diesem Jahr bisher in Summe nicht häufiger sind als sonst, zeigt die Statistik: So wurden etwa im Juli 2012 binnen zwölf Stunden 22.000 Blitze gezählt.

Regional unterschiedliche Häufigkeit

Trotzdem gehören Teile Österreichs, nämlich die Bundesländer Steiermark und auch Kärnten, insgesamt zu den Regionen mit den meisten Blitzen in Europa. Hier herrschen durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria oft „ideale“ Voraussetzungen für Gewitter: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Das zeigt auch die bisherige ALDIS-Jahresstatistik, wo die Steiermark mit knapp über 10.000 von 39.000 Blitzeinschlägen insgesamt österreichweit eindeutig vorne liegt.

Oststeiermark ganz vorne

Eine Auswertung der Bezirke mit der höchsten Blitzdichte (Zeitraum 2010 bis 2016) zeigt gleich sechs steirische Bezirke an der Spitze, wobei Weiz mit über drei Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und Jahr den ersten Platz einnimmt. Am wenigsten blitzt es aufgrund der dortigen Bedingungen in Westösterreich, wo die Bezirke mit den wenigsten Entladungen Feldkirch und Bludenz sind (0,7 und 0,8 Entladungen pro Quadratkilometer und Jahr). Auch der Nordosten Österreichs ist im Vergleich zu den südlicheren Regionen blitzarm.

Die Zahl der Blitze in Österreich schwankt dabei insgesamt von Jahr zu Jahr stark und liegt meist zwischen 100.000 und 200.000 Blitzeinschlägen in den Boden („Flashes“) pro Jahr. Rechnet man auch die Wolke-Wolke-Blitze dazu, blitzt es in Österreich pro Jahr durchschnittlich zwischen 700.000- und 800.000-mal, berichtete ALDIS.

Mythen und Wahrheiten

Beim Thema richtiges Verhalten bei Gewittern und Blitzen mischen sich traditionell Wahrheiten und Weisheiten ohne wissenschaftliche Grundlage. Experten raten dazu, beim Aufziehen von Gewittern möglichst in einem Gebäude Schutz zu suchen. Schutz bietet auch das Auto. Ein Handy zieht Blitze nicht an, wie vielfach fälschlich behauptet.

Die Sache mit der Buche

Ein Wald bietet mehr Schutz als ein freies Feld. Ist kein Unterstand in Sicht, wird empfohlen, hockend, nach Möglichkeit in einer Mulde, das Vorbeiziehen des Gewitters abzuwarten. Die Weisheit „Eiche weiche, Buche suche“ hat keine Grundlage. Blitze suchten sich für den Einschlag bevorzugt den höchsten Punkt, heißt es von ALDIS - auch wenn der eine Buche ist.

Hilfreich zur Einschätzung der Gefahr ist die „30/30-Regel“: Liegen zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden, ist das Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt. Und erst 30 Minuten nach dem letzten Blitz oder Donner ist die Gefahr vorüber. Bei Blitzen entfalten sich enorme physikalische Kräfte: Ein Blitz erreicht Stromstärken zwischen 2.000 und 30.000 Ampere (A), meistens sind es laut ALDIS zwischen 10.000 und 30.000 A. Im Blitzkanal erreicht die Luft eine Temperatur von 30.000 Grad Celsius. Bildlich gesprochen „zerreißt“ die Hitze die Luft und verursacht den bekannten Knall.

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