Jeder 25. Autofahrer unter Drogen

Rund 177.000 Österreicherinnen und Österreicher sollen bereits unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben - das ist jeder 25. Eine neue Kampagne soll nun mehr Bewusstsein für die Gefahren von Drogen im Straßenverkehr schaffen.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz haben das Verkehrsministerium, das Innenministerium sowie das Kuratorium für Verkehrssicherheit mehr Kontrollen gegen Drogen im Straßenverkehr angekündigt. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat bereits im Vorjahr bei einer Dunkelfeldstudie erhoben und damals auch veröffentlicht, dass hochgerechnet rund 177.000 Österreicherinnen und Österreicher bereits unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben.

Säulengrafik: Verkehrsanzeigen wegen Drogen am Steuer 2010-2018

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Innenministerium

In einer Befragung von unter 1.000 Lenkerinnen und Lenker gaben damals vier Prozent an, sich im vergangenen Jahr nach Suchtgiftkonsum ans Steuer gesetzt zu haben. Gestiegen sind auch die Zahlen der ertappten Drogenlenker.

Suchtgift am Steuer: Heuer bereits 1.931 Anzeigen

2017 wurden 2.192 Personen wegen Suchtgift am Steuer angezeigt. 2018 waren es bis Ende August bereits „fast 2.000 Anzeigen“, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). Exakt 1.931 Menschen wurden in diesen acht Monaten wegen Lenkens unter Drogeneinfluss angezeigt. Zahlen, wie oft Drogenlenkerinnen und Drogenlenker tatsächlich Unfälle verursachen, gibt es nicht. Hierfür wäre eine Tiefenanalyse erforderlich, sagte Martin Germ, Leiter des Verkehrsdiensts im Innenministerium.

Frankreich etwa ist bei der Drogendetektion „schon weiter“, sagte KFV-Direktor Othmar Thann. 2016 waren dort 22 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen ums Leben gekommen, „wo mindestens einer der Beteiligten Drogen konsumiert hatte“, berichtete Thann. Denn die Unfälle mit Drogenlenkern verlaufen „viel schwerer“.

Drogenvortestgeräte seit 2017 in Gebrauch

Seit März 2017 verfügt jede der neun Landespolizeidirektionen über eines der Drogenvortestgeräte. Der Speicheltest sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Metamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Große Probleme gibt es jedoch bei Cannabis, da dies nur bedingt im Speichel nachweisbar ist. Diese Geräte wurden laut Kickl bis Mitte August 192 Mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv.

In diesen 17 Monaten war damit jedes einzelne Gerät im Schnitt 1,3 Mal pro Monat im Einsatz, nicht einmal ein Drogenlenker pro Monat wurde tatsächlich positiv getestet. Erhärtet sich bei der ärztlichen Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt eine Blutabnahme durchführen. Zwangsweise ist das nicht möglich, bei einer Verweigerung droht jedoch eine Strafe - analog zur Verweigerung des Alkomattests oder eines Promillewert von mehr als 1,6.

Das Innenministerium will nun neue, moderne Speichel-Vortestgeräte mit dem KFV und in Abstimmung mit dem Verkehrsministerium testen. „Wir rechnen hier mit massiven Fortschritten“, sagte Kickl. Hat ein Polizist den Verdacht, dass ein Lenker unter Drogeneinfluss steht, muss immer eine klinische Untersuchung durchgeführt werden. Wann genau der Test starten soll, steht noch nicht fest. Dies soll jedoch „so bald wie möglich“ der Fall sein.

Hofer: „Ich bin drogengefährdet“

„Ich bin drogengefährdet“, sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), „und zwar durch Menschen, die unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug lenken und mich als Verkehrsteilnehmer in eine echte Gefahr bringen“. Im Oktober soll die Informationskampagne starten. Eine Million Euro lässt sich das Ministerium die zehn Monate dauernde Kampagne kosten. Finanziert wird die Kampagne durch Einnahmen aus Wunschkennzeichen aus dem Verkehrssicherheitsfonds. Der Schwerpunkt liegt bei sozialen Medien, doch auch Kinospots soll es geben.

Im Fokus sind Männer bis 40 Jahre, denn „junge Männer sind die besonders gefährdete Gruppe“, sagte Hofer. „Wir wollen Bewusstsein schaffen für die negativen Effekte des Drogenkonsums“, betonte der Minister. Die Kampagne soll ein „Wechselspiel zwischen Emotionen und Fakten“ werden, damit soll gezeigt werden, „dass unschuldige Dritte Leidtragende sind“. Als Testimonial fungieren unter anderem Dompfarrer Toni Faber und die Ex-Skirennläuferin Nicole Hosp.

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