Wirtschaft

Frauen als Führungskräfte unterrepräsentiert

In Österreichs Führungsebenen gibt es verhältnismäßig wenige Frauen, Migranten und Junge. Zwei Drittel der 418.000 Führungskräfte sind Männer, mehr als die Hälfte ist über 45 Jahre alt. Elf Prozent der Führungskräfte haben Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kommt der Führungskräfte-Monitor im Rahmen des Arbeiterkammer-OÖ-Arbeitsklimaindex.

Das Sozialforschungsinstitut SORA hat die repräsentative Befragung im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) durchgeführt. Rund 60 Prozent der Führungskräfte haben Matura oder Studienabschluss. In den vergangenen zehn Jahren hat sich in den Führungsebenen aber wenig verändert. „Insgesamt verfestigt sich das Bild der ‚klassischen Führungskraft‘ in Österreich als männlich, ohne Migrationshintergrund, älter und mit höherem Bildungsabschluss“, sagte SORA-Wissenschaftler Daniel Schönherr am Montag bei der Präsentation der Umfrageergebnisse in Wien. Die Aufstiegschancen seien immer noch „sehr ungleich verteilt“.

Die Differenz zwischen dem Anteil von Frauen an allen Beschäftigten in einer Branche und dem Anteil von Frauen in Führungspositionen ist mit minus 23 Prozent bei unternehmensnahen Dienstleistungen und in der öffentlichen Verwaltung/Sozialversicherung mit minus 20 Prozent am höchsten, gefolgt vom Groß- und Einzelhandel (minus 15 Prozent) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (minus zehn Prozent). Überrepräsentiert sind Frauen als Führungskräfte nur im Unterrichtswesen.

Kalliauer wünscht sich mehr Diversität

AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer appellierte bei der Pressekonferenz an Unternehmen und die öffentliche Verwaltung, mehr auf die Diversität in ihren Führungsebenen zu achten. „Es ist erschreckend, dass sich in der Struktur der Führungskräfte in den vergangen Jahren sehr wenig getan hat.“ Wenn man, „im Zweifelsfall einen Mann nimmt, dann wird sich nichts ändern“. Der öffentliche Sektor habe bei dieser Thematik leider keine Vorbildfunktion.

Knapp 80 Prozent der Führungskräfte machen laut Umfrage gelegentlich Überstunden. „Sie sind in hohem Ausmaß durch lange Arbeitszeiten belastet, die oftmals nur schwer mit privaten Verpflichtungen wie etwa der Kinderbetreuung vereinbar sind. Das versperrt insbesondere Frauen oftmals den Weg in die Führungsetagen“, so Kalliauer.

Frauen verdienen weniger

Auch beim Gehalt gibt es deutliche Unterschiede. Während männliche Chefs durchschnittlich etwas mehr als 2.500 Euro netto pro Monat verdienen, erhalten Frauen in Führungspositionen knapp 2.000 Euro. Als Führungskräften gelten alle Beschäftigten, die eine Leitungsfunktion für mindestens einen Mitarbeiter haben. Der AK-OÖ-Chef wünscht sich einen Ausbau der Einkommenstransparenz in Unternehmen. Bei Überzahlungen im gleichen Betrieb gebe es oftmals deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Führungskräfte sind insgesamt relativ zufrieden mit ihrem Job, sie kommen im Arbeitsklima-Index auf einen Wert von 114 Punkten, um sechs Punkte höher als bei Beschäftigten ohne Führungsaufgaben. Besonders zufrieden sind sie laut Umfrage mit dem Einkommen, ihren Karrierechancen und mit ihrem sozialen Status.

Die befragten Beschäftigten stellen ihren Führungskräften ein passables Zeugnis aus. Sieben von zehn österreichischen Beschäftigten sind mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten zufrieden. Dieser Anteil ist laut Arbeiterkammer seit der Jahrtausendwende unverändert geblieben. In kleinen und mittleren Unternehmen sei die Zufriedenheit höher ist als in Großbetrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern. Besonders gering sei die Zufriedenheit mit dem Führungsstil bei Leiharbeitern, freien Dienstnehmern und Beschäftigten mit einer Befristung.