Bauarbeiter im Kran
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Arbeitslosigkeit sinkt auf 6,5 Prozent

Die Arbeitslosigkeit ist im Juli um 4,5 Prozent beziehungsweise um 15.387 Personen gesunken. 325.206 waren ohne Job, 53.429 davon waren in Schulungen (minus 4.581 oder 7,9 Prozent). Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent.

Wie das Sozialministerium am Donnerstag mitteilte, sank die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition im Vergleich zum Vorjahresmonat lediglich um 0,3 Prozentpunkte. Die Arbeitslosigkeit geht damit seit Februar 2017 laufend zurück – im Juli den 30. Monat in Folge.

83.413 offene Stellen

Sofort verfügbar waren Ende Juli 83.413 offene Stellen. Das ist ein Plus von 5,5 Prozent oder 4.314 Stellen gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten wuchs deutlich, nicht zuletzt durch Ferialjobs in den Sommermonaten. Geschätzte knapp 3,89 Millionen Personen (plus 58.000 oder plus 1,5 Prozent) befanden sich im vergangenen Monat in Beschäftigungsverhältnissen.

Grafik zur Arbeitslosigkeit
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AMS

Stärkstes Minus in Salzburg und Tirol

In sieben Bundesländern ging die Arbeitslosigkeit zurück. Die größten Rückgänge gab es im Vergleich zum Vorjahr in Salzburg (minus zehn Prozent) und Tirol (minus 7,7 Prozent). Einen überdurchschnittlichen Rückgang verzeichnete mit minus fünf Prozent auch Wien. In Oberösterreich (minus 3,5 Prozent), Kärnten (minus 3,4 Prozent), Niederösterreich (minus 2,7 Prozent) und dem Burgenland (minus 0,7 Prozent) ging die Arbeitslosigkeit ebenfalls zurück, wenn auch unterdurchschnittlich. Nur in Vorarlberg und der Steiermark stagnierten die Arbeitslosenzahlen.

Grafik zur Arbeitslosigkeit
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AMS

Rückgang in Industrie gebremst

AMS-Chef Johannes Kopf sieht in den neuesten Daten aber bereits einen Niederschlag der schwächer werdenden Industriekonjunktur, wie es in einer Mitteilung des Arbeitsmarktservice (AMS) vom Donnerstag hieß. „Während die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich lange Zeit überdurchschnittlich sank, ist aktuell nur mehr ein Rückgang von 2,4 Prozent oder 652 Personen zu verzeichnen“, so Kopf. „Auch die offenen Stellen – gesamt mit 5,5 Prozent noch steigend – aus dieser Branche zeigen mit aktuellen minus 5,2 Prozent erstmalig seit Dezember 2014 einen merkbaren Einbruch.“

In anderen Branchen gab es nicht zuletzt saisonbedingt stärkere Rückgänge der Arbeitslosigkeit als in der Herstellung von Waren. Im Tourismus gab es einen Rückgang von 6,3 Prozent, am Bau von 6,1 Prozent. Auch in der Arbeitskräfteüberlassung (minus 5,1 Prozent) fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich aus. Positiv entwickelte sich im Vorjahresvergleich etwa auch der Handel (minus 3,7 Prozent).

Entwicklung nach Alter und Geschlecht

Nach Alter und Herkunft sank die Arbeitslosigkeit (inklusive Schulungsteilnehmern) nicht überall und zum Teil in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Die Jugendarbeitslosigkeit ging überdurchschnittlich (minus 8,6 Prozent oder minus 2.591 unter 25-Jährige) auf 27.401 Betroffene zurück. Das ist laut dem Sozialministerium etwa demografischen Faktoren zu verdanken. Ebenso würden Bemühungen im Rahmen der Ausbildung bis 18 und der Ausbildungsgarantie bis 25 greifen.

Grafik zur Arbeitslosigkeit
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/AMS

Überdurchschnittliche Rückgänge verzeichnen ebenso Österreicherinnen und Österreicher (minus 4,9 Prozent oder minus 9.799 Personen) auf 189.342 arbeitslose Inländer. Das gilt auch für Männer (minus 4,7 Prozent oder minus 7.048), von denen 141.435 arbeitslos sind, und Langzeitarbeitslose mit (minus 4,2 Prozent oder minus 2.070) mit 47.457 Betroffenen. Auch Frauen (minus 2,8 Prozent oder minus 3.758) auf 130.342 Arbeitslose sowie Ausländer (minus 1,2 Prozent oder minus 1.007) auf 82.435 Personen ohne Job verzeichneten Ende Juli ein sinkende Arbeitslosigkeit.

Anstieg bei Menschen mit Behinderung

Bei Älteren hingegen gab es ein Plus von 1,4 Prozent auf 89.154 Arbeitslose. Auch bei Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen waren 3,5 Prozent mehr arbeitslos. Deren Zahl stieg um 2.025 auf 60.605 Personen. Bei Menschen mit Behinderungen gab es einen deutlichen Anstieg von 4,2 Prozent (496 Personen) auf 12.396 Arbeitslose.

2018 waren 918.119 einen Tag lang arbeitslos

2018 waren laut einer AMS-Sonderauswertung 312.107 Menschen einmal im Jahr ohne Job. Tatsächlich betroffen waren aber weit mehr: 918.119 Menschen waren zumindest einen Tag arbeitslos gemeldet. Verglichen zu 2017 war das ein Minus von 3,7 Prozent oder 35.270 Personen. Der Durchschnittswert (Bestand) von 312.107 ist relativ gesehen mit 8,2 Prozent noch deutlicher zurückgegangen.

„Das erklärt sich einerseits aus dem überproportionalen Rückgang an Langzeitarbeitslosen“, so Kopf. Deren Zahl sank um 13,5 Prozent oder 7.794 Personen im Vergleich zu 2017. „Vor allem zeigt sich aber auch die massiv gestiegene Dynamik am Arbeitsmarkt. Arbeitslosigkeit gehört inzwischen zu einem normalen Arbeitsleben dazu.“

Beide Statistiken – also der Durchschnittsbestand zum Monatsende und die Betroffenheitszählung – haben gemein, dass es voriges Jahr den stärksten Rückgang seit dem Jahr 2000 gab. In der Betroffenenstatistik wird eine Person, die etwa drei Mal im Jahr nur einen Tag arbeitslos ist, übrigens auch nur einmal gezählt.

Beschäftigung immer kürzer

Die Beschäftigungsverhältnisse werden prinzipiell kürzer. „Es sind im Durchschnitt schon weniger als zwei Jahre, es gibt immer mehr Jobwechsel“, so Kopf. Der größte Teil der Arbeitslosigkeit stammt aus der „Jobwechsel-Arbeitslosigkeit“, das ist eine Art der friktionellen Arbeitslosigkeit und keine strukturelle Arbeitslosigkeit. „Wir empfehlen, nicht zu kündigen, bevor man einen neuen Job hat, denn Arbeit findet sich leichter aus einer Arbeit heraus. Aber Menschen verlieren eben Jobs, wollen wechseln, und es gibt auch die saisonale Arbeitslosigkeit.“