Mähdrescher auf Getreidefeld von oben
pixabay / Rabenspiegel
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Wirtschaft

Anbauflächen von Getreide im Wandel

Bei den Anbauflächen von Getreide und Mais gibt es zum Teil große Verschiebungen. Die Agrarmarkt Austria (AMA) führt das darauf zurück, dass die Landwirtschaft auf den Klimawandel reagiert. Sie erwartet heuer einen deutlich höheren Ernteertrag als voriges Jahr.

„Wir erreichen nach zwei trockenheitsbedingt geringen Ernten wieder eine Erntemenge auf Durchschnittsniveau. Die Qualitäten sind gut“, sagte AMA-Vorstandschef Günter Griesmayr am Dienstag. Die heurige Getreideernte wird von der AMA ohne Mais auf rund 2,9 Mio. Tonnen geschätzt – um zehn Prozent mehr als 2018. Inklusive Mais erreicht die Prognose fünf Mio. Tonnen, ein Plus von sechs Prozent. Bei einem wachsenden Inlandsverbrauch verringere sich der Importnettobedarf heuer leicht vom hohen Niveau des Vorjahres auf eine Million Tonnen.

„Witterung eher wie in Palermo als in St. Pölten“

Verschiebungen bei den Anbauflächen zeigen, dass die Bauern auf den Klimawandel reagierten. „Die Witterung hat schließlich oft eher an Palermo erinnert als an St. Pölten“, sagte Griesmayr. Dafür ist man heuer offenbar wirklich gut davongekommen. Der kühle, nasse Mai hat die Getreideernte nämlich gerettet. April und Juni waren zu trocken und heiß.

Mähdrescher bei der Getreideernte
APA/ROBERT JAEGER
Heuer wird eine Durchschnittsernte guter Qualität erwartet

Hätte es nur kleine Unterschiede beim Wetter gegeben, wäre eine Katastrophe für die Getreidebauern nahe gewesen, sagte AMA-Verwaltungsratschef und Landwirtschaftskammer-Wien-Präsident Franz Windisch: „Wären der Mai und der April witterungsmäßig vertauscht gewesen, wäre nur Stroh geerntet worden. Ende April sind wir auf die Wasserversorgung bezogen mit dem Rücken zur Wand gestanden.“

Mehr Wintergerste, Körnermais und Soja

Gewinner bei den Verschiebungen innerhalb der Getreideanbauflächen ist einerseits die trockenheitstolerante Wintergerste. Sie wuchs in den vergangenen Jahren ausgezeichnet, so Griesmayr. Es gibt einen Flächenrekord von mehr als 100.000 Hektar, eine Steigerung von rund zehn Prozent oder knapp 9.000 Hektar gegenüber 2018. Gegenüber 2015 waren es 16 Prozent. Andererseits ist auch der Körnermais „Flächengewinner“. Er ist mehr hitze- als trockenheitsresistent, wächst aber gut, wenn es zum richtigen Zeitpunkt regnet. Zuletzt stieg die Fläche um knapp 10.000 auf fast 212.000 Hektar. Gegenüber 2015 war es ein Plus von sechs Prozent.

Eine Grafik zeigt die Anbauflächen in Österreich
Grafk: APA/ORF.at; Quelle: AMA

Auch Sojabohnen wurden nicht zuletzt wegen des Klimawandels neuerlich auf einer größeren Fläche (69.000 Hektar, plus 2,3 Prozent) angebaut. Mit einem Plus von 22 Prozent im Vergleich zu 2015 ist die Ölsaat schon die viertgrößte Kultur hierzulande. Österreich ist der fünftgrößte Sojaproduzent in der EU.

Weniger Sommergerste und Weichweizen

Umgekehrt hat die Sommergerstenfläche zuletzt einen Tiefststand erreicht. Sommergerste wurde heuer nur noch auf knapp 36.000 Hektar angebaut. Das ist ein Einbruch von gut 23 Prozent oder fast 11.000 Hektar gegenüber dem Vorjahr. 2015 war sie noch auf gut 64.000 Hektar angebaut worden (minus 44 Prozent).

Die Landwirte würden auch auf Signale des Marktes reagieren, so Griesmayr. Daher ging die Weichweizenfläche – die flächenmäßig größte Getreidekultur – deutlich zurück. Sie betrug heuer 248.000 Hektar, um 10.000 Hektar oder knapp vier Prozent weniger als 2018 bzw. acht Prozent weniger als 2015.

Bauern reagieren auf Klimawandel

„Der Klimawandel hält uns in Atem“, sagte der Getreidebauer mit Feldern in Wien-Favoriten. Die Bodenfruchtbarkeit müsse auch durch Weiterentwicklungen gesichert werden. „Es geht um die Speicherfähigkeit von Wasser. Wenn es immer weniger Wasser gibt, braucht es neue Bodenbearbeitungsmethoden. Auch müssen Anbaumethoden forciert werden, die wassersparend sind.“

Themen seien Begrünungen, reichhaltige Fruchtfolgen, Achtsamkeit bei der Bodenverarbeitung, indem man etwa Verdichtungen vermeide, und die Anreicherung mit Humus. „Was wir etwa in Wien im Rahmen einer Branchenverpflichtung schon tun, ist, dass von 1.800 Äckern ein Sechstel – das sind 300 – aus der Produktion genommen werden.“

Bioflächen wachsen deutlich

Die Bioanbauflächen nahmen um gut 22.000 Hektar auf fast 183.000 Hektar zu. Der Bioflächenanteil beträgt somit laut AMA 20 Prozent. Glyphosat solle nicht gänzlich verboten werden, so restriktiv wie es in Österreich eingesetzt werde. Würde die EU wider Erwarten das heimische Verbot nicht kippen, wäre das „bedauerlich“, so Windisch. Bauern argumentieren, Glyphosat helfe bei der Wasseraufnahmefähigkeit der Böden.

Eine Grafik zeigt die Anbauflächen in Österreich
Grafk: APA/ORF.at; Quelle: AMA

Derzeit zeigt sich laut Windisch innerhalb Österreichs ein sehr uneinheitliches Versorgungsbild mit Wasser bezogen auf die Kulturen wie unter anderem Mais, Soja und Sonnenblumen, die im Herbst geerntet werden. Vor allem in Ostösterreich brauche es Regen.

Zur Mäuseplage auf Äckern in Teilen der niederösterreichischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf, aber auch zu einer Engerlingplage in Teilen Oberösterreichs und Salzburgs sagten die AMA-Vertreter, dass es kleinräumig „apokalyptisch“ ausschaue. Hier werde das Umbruchverbot für die Äcker aufgehoben. „Fraßschäden sind nicht versicherbar.“ Eine solche Versicherung fordern derzeit betroffene Bauern laut ORF Niederösterreich.