Waldlichtung im Pötzleinsdorfer Schlosspark
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Klimakrise bringt Wälder unter Druck

Die Klimakrise beeinflusst die heimischen Wälder und Forste enorm. Die Situation ist seit mehreren Jahren angespannt, hieß es bei einer Pressekonferenz der Land&Forst Betriebe Österreich am Mittwoch. Außerdem gibt es große Probleme mit Schädlingen.

Die Schäden durch den Borkenkäfer betrafen alleine im Vorjahr 5,2 Millionen Kubikmeter Holz, teilte das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) mit. Das Probleme bestehe aber schon seit 2015. Für heuer ist laut dem BFW keine Besserung zu erwarten. „Ganz deutlich besteht ein Zusammenhang mit der Sommertemperatur und der Trockenheit“, sagte BFW-Leiter Peter Mayer. Die Borkenkäfermassenvermehrung sei eine klare Auswirkung der geänderten klimatischen Bedingungen der vergangenen Jahre. Die Fichtenbestände seien auf großen Flächen vom Käfer angreifbar.

Die Fichte komme überraschend schnell in Bedrängnis, so Mayer. Erst kürzlich hatten die Bundesforste ihr Programm für „klimafitte“ Aufforstungen vorgestellt und dabei davon gesprochen, dass es künftig in Österreich weniger Fichten geben werde. Österreichische Wälder müssen wegen des Klimawandels vielfältiger werden, so die Österreichischen Bundesforste (ÖBf), die nun in diesem Sinne aufforsten.

„Nachhaltige Forstwirtschaft in Gefahr“

„Der Klimawandel mit seinen Extremwetterverhältnissen, den daraus resultierenden Schadorganismen und der damit verbundenen Marktsituation bringt eine nachhaltige Forstwirtschaft in Gefahr“, schlug der Präsident der Land&Forst Betriebe, Felix Montecuccoli, Alarm. Er kritisierte auch, dass es wegen des Klimawandels gesellschaftlichen Druck auf die Waldbesitzer gebe, nicht nur wirtschaftlich von Marktpartnern.

Verlust an Baumbestand in Österreich, von 2001 bis 2018, kodiert in drei Zeitperioden

Es gebe derzeit kein Waldsterben, so Montecuccoli. „Es gibt einen klimabedingten Waldumbau in Richtung neuer Waldtypen und Baumarten.“ Für den Umbau ruft der Forstbesitzerlobbyist nach Unterstützung, etwa in Form von einer steuerlichen Entlastung. Hier brauche es politisch eine Forcierung von Ökostrom im Sinne einer Energiewende.

Auch für den mehrgeschoßigen Wohnbau gehöre mehr Holz verwendet. Dazu brauche es Forschungsinitiativen für die Anpassung an den Klimawandel im Sinne der Baumartenauswahl und der Bekämpfung von Schädlingen. Die Waldbesitzer brauchen rechtliche Flexibilität für die Bewirtschaftung, so Montecuccoli.

Umstellung auf Bioökonomie?

Die Land&Forstbetriebe fordern die Politik auf, die Wirtschaft auf eine Bioökonomie umzustellen. „Der Wald wird in diesem Prozess eine herausragende Rolle spielen“, sagte Martin Greimel, Leiter des Zentrums für Bioökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) bei der Pressekonferenz. Hierbei gehe es nicht nur um den Wald als Biomasselieferant. Es müssten umwelt- und sozialwissenschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. „Für die Waldbesitzer heißen die Schlagwörter Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie verstärktes Bewusstsein für Ökosystemleistungen des Waldes in der Gesellschaft“, so der Wissenschaftler.

Laut dem BFW sind nicht nur Fichten gebietsweise stark geschwächt, sondern auch Weißkiefern und Tannen. Wenn der Fokus in der Forstwirtschaft aufgrund der dramatischen Lage derzeit auf der Fichte und deren Borkenkäfern liege, dürften die anderen Baumarten nicht unbeachtet bleiben.

„Die Beispiele zeigen, dass es eine Reihe von Schadorganismen gibt, die von höheren Temperaturen und insbesondere von Trockenstress bei den Wirtsbäumen profitieren können“, sagte BFW-Forstschutzexperte Gernot Hoch. Im Sinne des Waldschutzes empfiehlt er, auf Vielfalt bei Baumarten und Strukturen zu setzen. Denn die meisten der in Zukunft potenziell gefährlichen Schädlinge haben ein umso leichteres Spiel, je höher der Anteil ihrer Wirtsbaumart in einem Gebiet ist.