Birkenblüten
Getty Images/iStockphoto/kosmos111
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Wetter

Nach dem Frost ist vor den Pollen

So dramatisch die Schäden sind, die die Rekordkälte der letzten Nächte in Teilen der Landwirtschaft verursacht hat: Diese ungewöhnlich tiefen Temperaturen im April hatten zumindest für alle Pollenallergiker und -allergikerinnen auch ihr Gutes. Die Belastung durch die Frühblüher Esche und Birke war deutlich reduziert. Das ändert sich nun aber.

„Mit der Rückkehr der Wärme steht uns in den kommenden Tagen eine zweite große Spitze der Birkenpollensaison bevor“, sagte Uwe Berger, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien. Insgesamt, so Berger, befänden wir uns in einem außergewöhnlich starken Pollenjahr, und dieses werde in der Karwoche einen weiteren Höhepunkt erfahren.

Bezüglich der Birke hat der Experte aber auch eine gute Nachricht für alle Leidgeprüften: „Nachdem der Pollenflug der Birke nach dem milden Winter heuer schon sehr früh begonnen hat, ist bereits Mitte April mit einer Abnahme der Belastung zu rechnen, also ein bis zwei Wochen früher als in einem durchschnittlichen Jahr.“ Das brächte vor Beginn der Gräsersaison im Mai für viele Allergiker und Allergikerinnen zumindest eine kurze Verschnaufpause.

„Viel Falschinformation beim Thema Pollen“

„Leider geistert viel Falschinformation beim Thema Pollen durch die Medien“, sagte der Fachmann. So könne die Empfehlung, die Wohnung nur abends oder nachts zu lüften, sogar zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Die Thematik sei viel zu komplex und die Pollenkonzentration in der Luft von zu vielen Faktoren abhängig, um pauschale Empfehlungen zu geben.

Als Beispiel nannte Berger den Regen: „Während langanhaltender Regen von mindestens zwei Stunden zu einem Reinwaschen der Luft führt, stellen wir bei kurzen Schauern mitunter sogar eine deutliche Erhöhung der Pollenbelastung fest, weil hierbei zusätzlich die am Boden liegenden Pollen aufgewirbelt werden.“

Sogar extrem könne die Situation unmittelbar vor Gewittern werden: „Die dabei oft vorhandene hohe Ozonkonzentration in der Luft kann die Belastung insbesondere bei Asthmatikern dramatisch erhöhen und sogar lebensbedrohlich werden lassen", sagte Berger.

Coronavirus: Unterschiede zwischen Symptomen

Neben ihrem „Tagesgeschäft“ haben die Expertinnen und Experten vom Pollenwarndienst in diesen Wochen auch verstärkt mit Anfragen zum Thema Coronavirus zu tun. Eine von der MedUni Wien erstellte Sechspunktetabelle soll vor allem die Unterschiede zwischen einer Pollenallergie und den Symptomen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus verdeutlichen.

Grafik zeigt Pollenallergie und Coronavirus im Vergleich
Grafik: ORF.at; Quellen: pollenwarndienst.at/APA

So sei es bei einer Pollenallergie wesentlich, dass die Augen und die Nase jucken, während das bei den durch das Coronavirus hervorgerufenen Symptomen nicht vorkommt. Bei Allergie hat man übrigens auch kein Fieber, was bei einer Infektion des Coronavirus der Fall ist.

Praktische Expertentipps für Pollenallergiker

Um möglichst beschwerdefrei durch die nächsten Monate zu kommen, hat Berger, selbst Pollenallergiker, abschließend noch einige Tipps parat: „Die beste Investition war für mich persönlich die Anschaffung mehrerer Luftreiniger. Für überschaubares Geld kann man so die Luft im Wohnraum weitgehend von Pollen befreien und somit das Immunsystem entscheidend entlasten.“ Zumindest für Räume, in denen man viel Zeit verbringe, wie das Schlafzimmer, hält er die Installation solcher Geräte für äußerst sinnvoll.

Darüber hinaus empfiehlt der Wissenschaftler die professionelle Montage von Pollenschutzgittern, und „so seltsam es vielleicht klingen mag: sich nach dem Heimkommen von möglichst viel von seiner Kleidung bereits im Vorraum zu entledigen, um die Pollen nicht selbst in die Wohnräume zu tragen.“ Welche Zeiten sich wirklich zum Lüften der Wohnung eignen, sei immer tagesaktuell auf der Website des Pollenwarndienstes abrufbar.