Saal des Musiktheaters Linz
ORF.at/Roland Winkler
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Kultur

Landestheater trifft Zwangssaisonende hart

Nicht nur die Bundestheater und großen Häuser in Wien sind vom Verbot von Veranstaltungen bis Ende Juni stark betroffen, auch und nicht zuletzt die Landestheater sehen sich einem zwangsweise verordneten Saisonende gegenüber.

Für das Landestheater Linz verweist Intendant Hermann Schneider gegenüber der APA auf insgesamt elf Premieren, die wegen der Sperren bis Ende Juni entfallen – von denen zwei bis drei ersatzlos gestrichen werden müssten, weil etwa Koproduktionspartner entfielen.

Die Titel werde man dann veröffentlichen, wenn mit den Betroffenen geredet worden sei. „Einige Premieren werden wir aber in die nächste und einige in die übernächste Spielzeit mitnehmen“, so Schneider. Pro Monat entgingen dem Landestheater rund eine Mio. Euro Einnahmen, zu denen sich Folgekosten etwa für Einlagerungen oder Konventionalstrafen summierten. „Insgesamt rechne ich mit einem Verlust von um die 4,5 Millionen Euro“, schätzt Schneider. Er hoffe, dass der neue Spielplan im Mai vorgestellt werden könne.

„Bitter, aber alternativlos“

Im Tiroler Landestheater betont man angesichts der am Montag verkündeten Entscheidung: „Das ist bitter, war aber so zu erwarten. Vermutlich ist dieses Vorgehen gemessen an der Dramatik der Gesamtsituation alternativlos.“ In Innsbruck entfallen im Opernbereich fünf Premieren, in der Theatersparte sind es drei und im Tanztheater eine.

Welche dieser betroffenen Produktionen kommende Spielzeit nachgeholt werden – der ursprüngliche Spielplan wurde bereits am 20. März veröffentlicht –, werde man „im Laufe der nächsten Wochen“ bekanntgeben. Und: „Durch die Schließung aller Spielstätten bis zum Ende der Spielzeit 2019/20 kommt es zu schmerzhaften Verlusten in Millionenhöhe.“

Landestheater in Innsbruck
ORF.at/Carina Kainz
Das Tiroler Landestheater rechnet mit schmerzhaften Verlusten

Komplexe Verschiebungen auch bei der Oper Graz

In der Oper Graz sind sieben Premieren im Musiktheater und Ballett von der verordneten Schließung betroffen. Hier hat man sich zum Ziel gesetzt, so viele dieser Vorhaben wie möglich in den kommenden Spielzeiten realisieren zu können. Da man in der Oper mit einem Vorlauf von rund zwei Jahren plane und kurzfristige Umdisponierungen entsprechend komplex seien, lasse sich derzeit jedoch noch nicht sagen, wann welche Premiere genau in die Spielpläne integriert werden könne. Das Programm der Saison 2020/21 soll jedenfalls voraussichtlich Mitte Juni präsentiert werden. Der prognostizierte Erlösentgang beläuft sich auf etwa zwei Mio. Euro.

Sieben Premieren in Salzburg neu zu disponieren

Im Falle des Salzburger Landestheaters muss Intendant Carl Philip von Maldeghem angesichts der Coronavirus-Maßnahmen auf sieben Premieren verzichten. „Natürlich ist es das Gebot der Stunde, jetzt zu Hause zu bleiben. Dies ändert nichts daran, dass wir die künstlerische Arbeit und unser Publikum vermissen.“

In Salzburg will man den Spielplan 2020/21 denn auch bereits „in den nächsten Tagen“ präsentieren. „Dabei werden schon einige Premieren der laufenden Spielzeit in den Plan des nächsten Jahres übertragen. Die ursprünglich an diesen Positionen geplanten Produktionen werden um ein Jahr verschoben“, so von Maldeghem. Die Einnahmeausfälle des Landestheaters lägen jedenfalls bisher schon im sechsstelligen Bereich und sprängen durch die Verlängerung bis Ende Juni nun „deutlich über die Millionengrenze“.

Landestheater Salzburg
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Auch im Salzburger Landestheater bleibt der Vorhang geschlossen

Gespräche in Vorarlberg laufen

Nicht viel anders sieht die Situation im Vorarlberger Landestheater aus. Hier betont man, im Falle von drei Inszenierungen erst mit den betroffenen Künstlern und Kooperationspartnern vor einer Entscheidung reden zu müssen. Ersatzlos abgesagt werden im Haus jedenfalls drei weitere Premieren sowie ein Kinderstück. Der Spielplan 2020/21 soll nach jetzigem Stand am 8. Mai präsentiert werden. Für eine Schätzung der entstehenden Einnahmeausfälle sei es jedenfalls noch zu früh.

NÖ: Landestheater will alle Produktionen retten

Im Landestheater Niederösterreich möchte man möglichst jede der betroffenen fünf Inszenierungen in die kommende Spielzeit retten. „Wir wollen versuchen, alle Produktionen, die im März, April und Juni stattgefunden hätten, auf jeden Fall zur Aufführung zu bringen“, unterstrichen Marie Rötzer als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin Olivia Khalil. Die Planungen für die kommende Jubiläumsspielzeit unter dem Motto „200-Jahre-Welt-Bürger*innen-Theater“ liefen entsprechend auf Hochtouren. Man strebt hier eine Präsentation am 12. Mai an, sollten die Entwicklungen das zulassen. Über die entstehenden Verluste könne man indes zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine abschließende Aussage treffen.

Auch Klagenfurt verschiebt in die nächste Spielzeit

Das Stadttheater Klagenfurt muss neben einem Gastspiel und Einzelveranstaltungen auch die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos „Il canto s’attrista perche“ sowie den „Faust“ in der Regie von Marco Storman streichen. Allerdings können beide Inszenierungen voraussichtlich in die kommende Spielzeit geschoben werden. Den Spielplan hierfür will man, so es die Situation erlaubt, am 12. Mai vorstellen. Eine Aussage über die Kosten lasse sich derzeit allerdings noch nicht treffen, „da das Budget von vielen verschiedenen Faktoren abhängt“.